18 Mai 2019

Ski-Rohdiamanten im Gespräch: Heute Vera Tschurtschenthaler aus Südtirol

Ski-Rohdiamanten im Gespräch: Heute Vera Tschurtschenthaler aus Südtirol
Ski-Rohdiamanten im Gespräch: Heute Vera Tschurtschenthaler aus Südtirol

Sexten – Wenn man sich die jungen Ski-Mädels aus Südtirol näher betrachtet, fällt einem sofort das zielbewusste Lächeln der Pustererin Vera Tschurtschenthaler auf. Die 22-Jährige hat in diesem Jahr sowohl bei den mexikanischen als auch bei den italienischen Skimeisterschaften im Slalom gewonnen. Wir baten die Skirennläuferin aus Sexten zum Gespräch.

Vera, kannst du uns zu Beginn des Interviews ein paar Etappen deiner sportlichen Laufbahn erzählen? Waren deine Eltern und/oder deine Geschwister auch skifahrerisch unterwegs?

Mein Vater war und ist kein Skilehrer, doch er ist sein ganzes Leben lang sportbegeistert. So kam es, dass er meiner Schwester und mir schon in jungen Jahren jede Sportart näherbrachte. Die Palette war mit Windsurfen, Klettern, Rad fahren und natürlich Ski fahren breit und bunt gefächert. Da er jedoch selbst Bergführer ist, konnte er mich vor allem für das Sportklettern begeistern. Bis zu meinem zwölften Lebensjahr war ich sowohl im Skirenn- als auch im Klettersport wettkampfmäßig im Einsatz.

Als ich dann mich für den Weg als Skirennläuferin entschied und diesen auch einschlug, unterstützte mich mein Vater von Anfang an. Er war sowohl bei jedem Training als auch bei jedem Rennen dabei. Mit 18 Jahren debütierte ich im Europacup. Im zweiten Rennen kam ich in die Punkteränge. Dadurch sicherte ich mir in jenem Jahr den Eintritt in die Nationalmannschaft.

Das Folgejahr war für mich ein schwieriges. Nach einer verpatzten Saison flog ich aus dem Kader. Im vergangenen Frühling stellte ich mir die Frage, ob ich weitermachen oder aufhören sollte. Dank der Unterstützung meiner Eltern entschied ich mich für die Fortsetzung meiner Karriere. Zudem fand ich einen sehr großzügigen Kopfsponsor und einen Skiklub, von dem ich herzlich und gut aufgenommen und unterstützt werde. All diese Faktoren halfen mir, den Sport im vergangenen Jahr mit anderen Augen zu sehen. Ich sah es folglich keinesfalls mehr als Pflicht, sondern viel mehr als Privileg, die Möglichkeit zu haben, meine große Leidenschaft auszuüben und zu praktizieren. Somit denke ich, dass ich viel gelernt habe und für jede Minute dankbar bin, die ich auf der Piste, im Fitnessraum oder auf dem Sportplatz verbrachte und verbringe.

Darüber hinaus arbeite ich im Sommer im Hotel meiner Eltern, um auch etwas zurückzugeben. Deshalb denke ich auch, dass die abgelaufene Saison positiv verlaufen ist, weil ich mit sehr viel Freude an die Sache herangegangen bin und auch so gefahren bin.

Du hast den mexikanischen Meistertitel im Slalom gewonnen. Macht dich das stolz oder ist das eher nebensächlich? Wurde mit Tortillas und Tirtlan (Pusterer Spezialität, Anm.) gefeiert? Zusätzlich hast du im Rahmen der Italienmeisterin den ersten Platz belegt und azurblaue Torlauf-Größen wie die mittlerweile zurückgetretene Chiara Costazza hinter dir gelassen. Überrascht?

Mexikanische Meisterin zu werden ist natürlich eine Ehre, keine Frage. Es war sehr schön dabei zu sein, zumal die Rennen am Trenker-Lift vorbildlich organisiert waren. Natürlich hat der Gewinn bei den Italienmeisterschaften und daher einhergehend der Slalom-Titel einen höheren Stellenwert für mich.

Vera Tschurtschenthaler, die italienische Meisterin 2019 im Slalom
Vera Tschurtschenthaler, die italienische Meisterin 2019 im Slalom

Welche Schwerpunkte hast du rein vom Training vor, im Sommer umzusetzen? Wo, mit wem und an was trainierst du? Welche Voraussetzungen sind für einen guten Winter optimal?

Offiziell ist die Saison zum 1. Mai für mich zu Ende gegangen. Bis dahin habe ich versuchen, noch das Eine oder Andere auf den Skiern zu verbessern. Ich finde, dass man im Frühling sehr oft noch perfekte Bedingungen vorfindet. Ferner kann man dabei ohne Druck einige Sachen ausprobieren.

Danach habe ich eine sportliche Pause einlegen, da ich nebenbei studiere und mein Studium im Winter fast zu kurz gekommen ist. Somit habe ich, die Zeit dafür genutzt. Im Sommer werde ich mich weiterhin mit meinem Trockentrainer Andy vorbereiten und hoffentlich einige Schneetage mit meinem diesjährigen Trainer Ossi und dem ASC Gsiesertal, mit dem ich die gesamte letztjährige Saisonvorbereitung abgespult habe, einplanen. Zum sommerlichen Programm kann ich ansonsten noch nicht viel sagen.

Ist der Slalom der azurblauen Frauen nach den Rücktritten von Manuela Mölgg und Chiara Costazza ein Sorgenkind? Gibt es, obwohl junge Athletinnen wie du nach vorne preschen, Nachwuchssorgen? Wie schätzt du die gegenwärtige Lage ein? Spürst du einen Leistungsdruck oder wird die Zeit für euch arbeiten?

Ich denke, dass es in Italien genügend junge Slalomtalente gibt, und ich hoffe, dass in den nächsten Jahren seitens der Nationalmannschaften gut gearbeitet wird. Denn, wenn man nachrechnet, fehlt in unserem Land im Damentorlauf beinahe zehn Jahre lang Rennfahrerinnen, und ich denke nicht, dass es ein Jahrzehnt lang keine Talente mehr gab. Meiner Ansicht nach hat man bereits im letzten Winter das Riesentalent Lara Della Mea gesehen, sodass wir uns keinerlei Angst um die Zukunft des Slaloms bei den Frauen machen muss. Zudem denke ich, dass man Zeit, Geduld und viele gute Arbeit aufbringen muss.

Wo sieht sich Vera Tschurtschenthaler in den nächsten zehn Jahren, sportlich wie privat?

Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Ich habe eine Vorstellung, was in den nächsten zwei bis drei Jahren passieren kann. So möchte ich mich auf diesen Zeitabschnitt konzentrieren. Über das, was in zehn Jahren sein wird, möchte ich mich jetzt nicht beschäftigen, sondern vielmehr meine gesamte Energie in das was jetzt ist, stecken.

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Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner 

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