Ljubljana – Wenn wir uns das Ergebnis des Riesentorlaufs der Herren in Sölden vom vergangenen Sonntag noch einmal anschauen, erkennen wir, dass die beiden slowenischen Skirennläufer Zan Kranjec und Stefan Hadalin mit den Positionen zwei und neun Geschichte geschrieben haben. 27 Jahre waren vergangen, ehe sich wieder zwei Athleten aus diesem Land unter den zehn besten Riesentorläufern wiederfanden. Hadalin, lange durch gesundheitliche Probleme gehandicapt, freute sich, Teil dieser Historie gewesen zu sein.
Er sieht das Resultat am Rettenbachferner als Teil eines Prozesses, in dem er sich befindet. Fakt ist, dass er schon seit längerer Zeit gut in diese Disziplin fährt und im Training entsprechende Gefühle hatte. So hat er es geschafft, die Leistungen im Rennen abzurufen. Der 27-Jährige überraschte vor allem im Finaldurchgang, den er als 28. des ersten Laufs gerade noch geschafft hatte. Dank einer sehr guten, nahezu fehlerfreien Vorstellung in der Entscheidung fuhr er auf Position neun vor. Das Ergebnis war eine Bestätigung, dass er wieder zurück ist und dass er sich auf dem richtigen Weg befindet.
Er feierte seinen Erfolg mit seinem Teamkollegen und hat auch Zan Kranjec angefeuert. Selbst wenn es im Ötztal kurvig und teils etwas holprig war, erschien der Skirennläufer mit etwas heiserer Stimme bei der Pressekonferenz in Ljubljana. Wenn wir die letzte Saison zum Vergleich heranziehen, erkennen wir, dass er aufgrund gesundheitlicher Probleme im Januar eine Zwangspause einlegen musste und das Heimrennen nur als Zuschauer verfolgen konnte. In diesen neun Monaten geschah viel; und er steht nach eigenen Angaben vor der Herausforderung, die neue Einstellung beizubehalten. So will er mit den Großen im Strom schwimmen und gelassener sein. Das heißt im Umkehrschluss, dass er sich weniger auf unnötige Dinge einlassen wird.
Parallel dazu möchte Stefan Hadalin nicht zu viel Druck aufbauen. Er möchte spontan und entspannt bleiben, das genießen, was er tut und bei jedem Renneinsatz mit dem Gedanken am Start stehen, dass er eine gute Zeit hat. Er ist sich sicher, dass die hohe Qualität des Skifahrens zurückkehrt und dass er dann entsprechend gute Ergebnisse erzielen kann. Die Entscheidung, sich kurz vor den Olympischen Winterspielen in China kurzfristig vom Wettkampfmodus zurückzuziehen, bereut der 27-Jährige nicht. Als er sich dazu entschied, eine Pause einzulegen, wurde diese Entscheidung keinen Moment angezweifelt. Mehr noch: Er ist stolz und glücklich, dass er damals so klug reagiert habe.
Vor gut einem Jahr hatte er Probleme mit dem Rücken. Anschließend verlor er viele Kilos, aber auch einiges an Muskelmasse. An normale Trainingseinheiten war nicht zu denken. Es gab also keine Möglichkeit für ihn, die Saison mit gewohnter Qualität fortzusetzen. Hadalin befand sich in keiner guten psychischen Verfassung, und da beschloss er, auf seinen Körper hörend, die Gesundheit an die erste Stelle zu setzen und sich voll und ganz darauf zu konzentrieren, sowohl physisch als auch psychisch wieder auf die Beine zu kommen: Mit Erfolg, wie man sieht.
Obgleich der Preis für die Entscheidung hoch war, hat er praktisch die Hälfte oder drei Viertel des letzten Winters, sowie den saisonalen Höhepunkt im Zeichen der fünf Ringe, verpasst. Am Ende gibt der Slowene zu, dass das seine Geschichte und seine Entscheidungen seien. Diese haben selbstredend viel Reife und Mut erfordert; er glaubt auch, dass er recht hat und dass er durch diese Schritte irgendwie gewachsen und gereift ist. Mehr noch: Das wird sich auch in seiner weiteren sportlichen Laufbahn zeigen. Mit der Unterstützung, die er im kleinen Team gemeinsam mit seinem Mannschaftskollegen Zan Kranjec erfährt, ist er sehr zufrieden.
So ist es auf jeden Fall wichtig, dass das Klima in der Mannschaft und die Energie gut und positiv sind. Hadalin sieht sich selbst als guter Sparringpartner für Zan im Riesentorlauf. Kranjec kann dasselbe von seinem Freund im Slalom sagen. Bei den Trainings gibt das Duo immer das Beste; man gibt nicht auf, und keiner von beiden mag es, wenn der eine dem anderen voraus ist. So streben die zwei Athleten immer danach, besser zu werden.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: 24ur.com
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