Muri bei Bern – Swiss-Ski-Alpinchef Walter Reusser ist derzeit nicht zu beneiden. Er muss die Kader für die bevorstehende Ski-Weltmeisterschaft in Cortina d’Ampezzo bekanntgeben. Das ist fürwahr keine leichte Aufgabe. Im Slalom verfügt die Schweiz über sechs Top-Athleten; doch es dürfen nur vier an den Start gehen. Zwei müssen leider auf der Strecke bleiben. Ramon Zenhäusern hat nach dem Sieg auf der Gran Risa abgebaut, jedoch mit den zwei zweiten Plätzen zuletzt wieder viel gut gemacht. Der Zwei-Meter-Hüne kam immer in die Punkte und war nie schlechter als 13.
Loic Meillard fuhr nie aufs Podest, und neben zwei Ausfällen sticht ein vierter Rang als beste Saisonleistung heraus. Das war beim zweiten Auftritt auf der Hermann-Maier-Piste in Flachau der Fall. Luca Aerni konnte sich dreimal nicht für das Finale qualifizieren. Dem gegenüber stehen drei Top-8-Plätze. Und mit ein bisschen Glück wäre er in Chamonix sogar unter die besten Drei gefahren; das Halbzeitergebnis war alles andere als unbefriedigend.
Daniel Yule, der im vorigen Winter drei Siege feierte, kam bei neun Einsätzen siebenmal ins Ziel. Zweimal konnte er sich über einen siebten Rang freuen. Da aber der Angriffsmotor bisweilen ins Stocken geriet, waren diese Lichtblicke möglicherweise zu wenig, um in den bellunesischen Dolomiten mit von der Partie zu sein. Reusser nimmt seinen Athleten in Schutz und weiß, dass er ein fairer Sportsgeist ist und viel für die kleine skiverrückte Alpenrepublik getan hat. Tanguy Nef wurde einmal Sechster und einmal Achter, doch in den letzten drei Rennen steht zwei Platzierungen außerhalb der Top-15 der Rangliste ein Ausfall gegenüber.
Sandro Simonet, bislang zweimal 21. sah dreimal nicht das Ziel. Außerdem musste er durch die verpasste Qualifikation für den zweiten Durchgang auch dreimal frühzeitig seine Koffer packen. Zwei 21. Ränge schienen ihn eine sehr ungünstige Ausgangsposition zu bringen. Doch heute zeigte er im Finale eine derart starke Leistung, sodass er vom 30. Platz bis auf Position drei und direkt auf den Zettel der Swiss-Ski-Verantwortlichen fuhr.
Reusser sieht das Ganze pragmatisch. Er hat bei den Ski Weltcup Rennen gesehen, dass alle das Potenzial haben, ganz vorne mitzumachen. Einige Faktoren müssen aber berücksichtigt werden. Pro Geschlecht dürfen nur maximal 14 Namen mit nach Cortina d’Ampezzo fahren. In der Summe dürfen maximal 24 Athletinnen und Athleten nominiert werden. Der endgültige eidgenössische Kader wird nach den Speedrennen in Garmisch-Partenkirchen am nächsten Wochenende festgelegt werden. Außerdem ist die WM-Strecke in Cortina d’Ampezzo ein fast unbeschriebenes Blatt. Die Herren befuhren sie lange nicht mehr. So spielt auch die Schneebeschaffenheit eine wesentliche Rolle.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: srf.ch