Münster in Tirol – Die österreichische Riesentorlaufspezialistin Eva-Maria Brem schaut auf einen eher durchwachsenen Winter 2019/20 zurück. Die Siegerin der Disziplinenwertung früherer Tage will die positiven Ansätze mitnehmen. Anschließend schaut sie im Gespräch auf die Corona-Krise und die Trainingseinheiten daheim. Zudem konnten wir das Lebensmotto der 31-jährigen Tirolerin in Erfahrung bringen. Dieses kann man ohne Weiteres auf den skilosen Alltag übertragen.
Eva-Maria, seit einiger Zeit ist die Ski Weltcup Saison 2019/20, wenn auch abrupt, zu Ende gegangen. Wie würdest du deinen Winter mit all seinen Höhen und Tiefen und mit emotionalen Worten beschreiben? Kann man unterm Strich sagen, dass es langsam mit dir aufwärts geht?
Zusammengefasst ist in diesem Winter wenig wirklich gut gelaufen. Ein mäßiger Start, dann ein paar Rennen mit guten Ansätzen, aber auch vielen Fehlern meinerseits. Trotzdem denke ich, dass ich viele Erfahrung aus dieser Saison mitnehmen und davon in Zukunft profitieren kann.
Normalerweise werden die Monate März und April für die letzten Saisonrennen, die Austragung der nationalen Meisterschaften und die Testfahrten mit dem neuen Material herangezogen. In diesem Jahr ist durch die Corona-Pandemie alles anders. Nachdem die Saison frühzeitig beendet wurde, ist fast jeder daheim und versucht sich irgendwie die Zeit totzuschlagen. Was machst du in dieser schweren Zeit und was rätst du jenen, die nicht wissen, was mit der Zeit anzufangen?
Das Problem, dass ich nicht wüsste was ich mit meiner Zeit anfange, kenne ich gar nicht, bei mir gibt’s einfach immer was zu tun. Wenn man so rausschaut und sieht wie schön weiß die Berge sind und wie gut die Bedingungen wahrscheinlich gerade zum Trainieren wären, tut das Zuhause sitzen schon ein bisschen weh im Sportlerherz.
Trotzdem ist mir auch bewusst, dass in der momentanen Situation, und so ehrlich denke ich
müssen wir uns schon sein, der Sport absolut unwichtig ist, zurzeit gilt es andere Herausforderung zu bewältigen.
Wie schaut dein gegenwärtiges Training im „Homeoffice“-Stil aus und auf welche Einheiten setzt du in diesen, im wahrsten Sinn des Wortes sehr individuellen Einheiten? Glaubst du, dass man im Spätsommer wieder auf den Skiern stehen kann oder planst du von Tag zu Tag neu? Schließlich geht es der Konkurrenz ja auch nicht anders…
Momentan bin ich in einer Phase, in der das Aufbautraining für die kommende Saison noch nicht begonnen hat. Ich absolviere zwar schon täglich ein bis zwei Einheiten, aber die sind noch locker und dienen eher dem Ausgleich und dazu die vergangene Saison aus dem Körper zu bekommen.
Mit meinem Fitnessraum zuhause bin ich flexibel und kann unabhängig trainieren, auch wenn ich dann in die konkrete Saisonvorbereitung starte. Was das Skitraining im Sommer angeht, so denke ich, dass wir das alle auf uns zukommen lassen müssen und dann entscheiden ob dies schon Sinn macht und überhaupt vertretbar ist.
Bleibt die Frage nach dem Lebensmotto: Welches Lebensmotto hast du und aus welchem Grund ist es nicht verkehrt, nach diesem in einer so angespannten und dennoch entschleunigten Zeit wie heute zu leben und das Positive für den keineswegs einfachen Alltag zu sehen?
Wer helle Dinge denkt, zieht helle Dinge an. Daran versuche ich mich soweit es geht immer zu halten. Was für mich in der aktuellen Situation bedeutet, die Zeit zu nützen für all die Dinge, die sonst oft zu kurz kommen. Ausgiebige Telefongespräche mit meinen Lieben, zuhause ein bisschen Ordnung schaffen, ein gutes Buch lesen usw.
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner