Ulten – Der Südtiroler Skirennläufer Dominik „Domme“ Paris befand sich in der Form seines Lebens, ehe er sich wenige Tage vor dem saisonalen Ski Weltcup Höhepunkt in Kitzbühel bei einem Trainingsfahrt das Kreuzband riss. Anstatt einer möglichen goldenen Gams standen Krücken und eine Reha-Phase auf dem Programm. Der Speedspezialist, der sowohl in der Abfahrt als auch im Super-G auf Tuchfühlung mit der kleinen Kristallkugel stand, möchte im neuen Winter wieder voll angreifen. Immerhin wird er bei den alpinen Welttitelkämpfen in Cortina d’Ampezzo, unabhängig ob sie – wie geplant – 2021 oder möglicherweise im März 2022 ausgetragen werden, seinen Weltmeistertitel im Super-G verteidigen. Wir unterhielten uns mit dem Ultner über seinen Genesungsprozess, das Corona-Geschehen und vieles mehr.
Dominik, kann man, wenn wir gemeinsam auf die jüngere Vergangenheit blicken, sagen, dass du auf einem Auge lachst und auf dem anderen weinst? So war ein hoch emotionales Ereignis mit Sicherheit die Geburt deines zweiten Sohnes Lio; dem gegenüber stand mit dem Kreuzbandriss wenige Tage vor dem Auftritt auf deiner Lieblingsstrecke, der „Streif“ ein schmerzhaftes Erlebnis. Wie geht es dem Kreuzband des frischgebackenen Jungvaters heute?
Momentan geht es mir sehr gut. Ich befinde mich im Training und bin zufrieden, wie es läuft. Das mit „dem lachenden und einem weinenden Auge“ würde ich nicht so bezeichnen. Aber sicher ist die Geburt meines zweiten Sohnes etwas Besonderes! Und natürlich ist es schade, wenn man sich verletzt. Aber man weiß auch, dass es im Sport passieren kann. Und meistens kommt es unerwartet!
Mikaela Shiffrin dominiert den Slalom der Frauen wie mitunter Domnik Paris die Speedrennen der Herren. Inwiefern sind in dieser Hinsicht das Zeitgefühl, gepaart mit dem Rhythmus und die harte Arbeit mehr als nur drei Erfolgsrezepte von dir?
Ja, sicher muss alles zusammenspielen. Und hier meine ich die Fitness, das Gefühl fürs Skifahren und was sich dabei im Kopf abspielt.
Als du einmal in Zeiten der coronabedingten Quarantäne auf der Couch gelegen und mental ein Rennen gefahren bist… wie viele Sekunden warst du bei der geistigen Zieldurchfahrt von der realen Zeit entfernt? Was hast du alles gemacht, um dem monotonen Corona-Alltag zu entfliehen?
Ganz ehrlich gesagt mache ich mir keine Gedanken über das Skifahren, wenn ich mal auf der Couch liege und einen ausgefüllten Tag hinter mir habe. Ich hatte und habe immer noch einen durchgeplanten Tag mit Physiotherapie- und Trainingseinheiten. Deswegen wird mir nie langweilig, auch nicht in der coronabedingten Quarantäne.
Ist es ein Gerücht, wenn man sagt, dass die Speed-Skier mit jedem gefahrenen Kilometer schneller werden? Und wie schnell steht Dominik Paris wieder auf den Skiern… und wie schnell möchte er im bevorstehenden Winter sein, falls er die WM-Goldmedaille in Cortina d’Ampezzo verteidigen könnte?
Ich kann keine Prognosen abgeben, bin jedoch sehr zuversichtlich, obwohl es noch etwas dauern wird. Auf jeden Fall werde ich mir genug Zeit geben, so dass meine Verletzung gut verheilt. Dann werden wir sehen, wie gut die kommende Wintersaison verläuft. Was die Frage des Gerüchtes anbelangt, sieht es die Theorie so, aber so ganz genau weiß man das nicht.
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner