St. Vigil in Enneberg – Der noch 37-jährige Südtiroler Skirennläufer Manfred „Manni“ Mölgg hat im letzten Ski-Winter teilweise sehr gute Leistungen in den technischen Disziplinen Slalom und Riesentorlauf abrufen können. Dann schlug die Verletzungshexe grausam zu. Bei einem Sturz im Riesenslalom von Adelboden riss er sich das Kreuzband. Wir unterhielten uns mit dem routinierten und sympathischen Gadertaler über die abgelaufene Saison, die Rückkehr in den Weltcupzirkus, das Coronavirus und seine Zukunftspläne.
Manni, in einigen Rennen des letzten Winters hast du ansatzweise zeigen können, dass du fast wieder überreif für einen Podestplatz bist. Und bei einem Rennen hast du dich so schwer verletzt, dass du deinen Ski-Winter frühzeitig beenden musstest. Kannst du die abgelaufene Saison in emotionale Worte kleiden und wie es ist es um deinen Genesungsprozess bestellt?
Sicherlich war es eine sehr spezielle Saison, die auch sehr emotional war. Ich war sehr gut drauf und bin sehr gut Ski gefahren, bis die Verletzung kam. Sie gehört dazu und ich nehme es, so wie es ist. Ich versuche, das Beste daraus zu machen. In dieser Situation kann man das Gute sehen, dass man wieder gesund werden kann. Ich muss sagen, dass es mir momentan relativ gut geht. Ich trainiere viel und spüre, dass es mir besser geht. Schritt für Schritt werde ich schauen, dass ich das alte Level wieder erreichen kann.
Weil wir gerade über deinen Weg zurück sprechen… wann wirst du wieder auf den Brettern stehen und wie sehr hoffst du, ein Comeback zu schaffen und möglicherweise bei der Heim-Weltmeisterschaften 2021 als Leitwolf das azurblaue Kontingent in Cortina d’Ampezzo anzuführen?
Wenn ich wieder auf den Skiern stehen kann, weiß ich noch nicht Ich muss geduldig sein, denn es gibt noch einige Hochs und Tiefs. Ich werde schauen, wenn ich wieder fahren kann. Das kann im August oder September sein. Dann kann man sehen, wie das Knie reagiert. Ich werde dann entscheiden, wie es weiter geht. Sicher ist Cortina in der Saison 2020/21 ein großes Ziel. Wenn ich mich gut fühle und alles zusammenpasst, werde ich wieder angreifen. Hoffen wir also das Beste.
Das Coronavirus ist derzeit das dominierende Thema schlechthin. Die Welt des Sports wird zum Schweigen gebracht, Großereignisse wie die Olympischen Sommerspiele und die Fußball-Europameisterschaft wurden kurzerhand und vernünftigerweise verschoben. Wie verbringst du deinen Alltag und ist die Situation für dich auch belastend?
Es ist sicher eine spezielle Situation, die auch belastend ist. Man versucht, daheim zu bleiben und sich an die Regeln, die uns auferlegt werden, zu halten. Man muss das Beste daraus machen. Ich kann daheim Sport betreiben, Rad fahren und meine Therapieübungen abspulen. Um das Virus einzudämmen und zu besiegen, ist es wichtig, dass alle daheimbleiben.
Was hättest du eigentlich gemacht, wenn du nicht Skirennläufer geworden wärest? Liegt der Verdacht nahe, zumal du ein Sporthotel mit deiner Schwester Manuela führst, dass es dich in die Fremdenverkehrsbranche verschlagen hätte?
Diese Frage ist schwer zu beantworten. Wenn ich nicht Skirennläufer geworden wäre, wäre ich in einer anderen Sportart tätig. So kommen mir als Allererstes eine Ausdauersportart oder auch der Fußballsport in den Sinn. Sicher hätte ich etwas mit Sport gemacht. Ich kann aber auch im Tourismus arbeiten. Man wird sehen, was die Zukunft bringt. So will ich zuerst gesund werden und dann meinen eigenen Weg einschlagen. Ich habe noch viel Zeit, darüber nachzudenken. Bis dahin wünsche ich Euch von skiweltcup.tv und uns allen alles Gute, bleibt gesund und bis bald!
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner