24 Mai 2018

Sofia Goggia und der steinige Weg an die Weltspitze

© Archivio FISI / Sofia Goggia und der steinige Weg an die Weltspitze
© Archivio FISI / Sofia Goggia und der steinige Weg an die Weltspitze

(David Demetz) Eigentlich wollte die Italienerin Sofia Goggia ihre Karriere im Februar 2015 beenden. Nach mehreren Jahren gefüllt mit unzähligen körperlichen Problemen an den Knien (darunter Kreuzbandriss) wäre das für viele keine Überraschung gewesen. Von der Mutter wurde sie motiviert, nochmals nachzudenken ob diese Zeit im Skiweltcup nach so kurzer Zeit wirklich schon vorbei sein soll.

Die Rede ist von Sofia Goggia – eine der besten Skirennläuferinnen weltweit seit zwei Jahren.

Die Saison 2015/16

Nachdem sie sich nun doch entschlossen hatte die Skier nicht in die Ecke zu stellen wurde sie in die Mannschaft der Riesentorlaufspezialistinnen eingesetzt. Diese Disziplin hat sie neu motiviert und war auch die Basis für ihr Comeback im Oktober in Sölden: Platz 16 mit Nummer 42, und gleichzeitig die ersten Punkte im RTL. Vielversprechend. Im Laufe der Saison schaffte sie drei TOP-Ten-Ergebnisse (zwischen Super-G und RTL). Darüber hinaus erreichte Goggia auch die ersten Punkte in der Abfahrt und in der Kombination. Trainer und Experten setzten nach der Saison 15/16 viele Hoffnungen in die heranwachsende Allrounderin.

Die Saison 2016/17

Die heute 25-Jährige hat alle Erwartungen übertroffen: 13 Podestplatzierungen, erreicht in 4 (!) verschiedenen Disziplinen, darunter zwei Siege in Jeongseon. Ferner holte sie die Bronzemedaille im Riesentorlauf bei den für sie tragischen Weltmeisterschaften in St. Moritz: Nur Platz 10 im Super-G, Bestzeit in Teil Eins der Kombination und später Einfädler im Slalom nach wenigen Toren, überragende Zwischenbestzeit in der Abfahrt und dann der Riesenfehler kurz vor dem Ziel, bestraft mit Platz 4. Und eben diese Medaille bei der letzten Chance. Die Saison war geprägt auch von vielen Fehlern und Ausfällen (Doppelausfälle in Semmering sowie Crans Montana). Ende März konnte Sofia Goggia sich über den dritten Rang im Gesamtweltcup freuen. Zudem wurde sie Dritte im Riesentorlaufweltcup sowie Zweite in der Abfahrtswertung.

Die Saison 2017/18

In der abgelaufenen Saison konnte sie die tollen Ergebnisse trotz mehr Druck und Erwartungen von außen bestätigen: Neun Podestplätze, darunter drei Siege. Gekrönt wurde die Saison vom Gewinn der Goldmedaille in der Abfahrt bei den Olympischen Winterspielen in Pyeonchang (wieder bei der letzten Chance) sowie von der Abfahrtskristallkugel die sie um 3 Punkte vor Superstar Lindsey Vonn rettete. Im Gesamtweltcup konnte sich die Allrounderin, die ab und zu auch im Slalom an den Start geht, als Vierte einreihen.

Mit knapp 26 Jahren hat die in Bergamo wohnende Italienerin, die sich auch sehr für Politik und Geschichte interessiert, fast alles erreicht, was es zu erreichen gibt: Kleine Kristallkugel, Olympia-Gold, WM-Medaille und mehrere Siege.

Allerdings ist ihr Hunger noch lange nicht gestillt. Goggia könnte sich vorstellen noch weitere 8 Jahre im Skizirkus tätig zu sein. Auch das größte Ziel einer Skifahrerin scheint alles andere als unerreichbar zu sein: der Gesamtweltcup. Noch nie von einer Italienerin erreicht und auch erst drei Italiener konnten diese Trophäe mit nach Hause nehmen (Alberto Tomba und Piero Gros je einmal und Gustav Thöni viermal).

Durch ihre lockere und erfrischende Art, ihre extrem aggressive Fahrweise und ihrer mentalen Kraft hat sie es geschafft viele Skifans zu „begeistern“ und kann mit Sicherheit auch in den nächsten Jahren mit den Superstars aus den USA, Mikaela Shiffrin und Lindsey Vonn, mithalten. Ferner kann sie Emotionen in die Herzen der Menschen bringen.

„NON BISOGNA ACCONTENTARSI MA SAPER ACCETTARE“          
(MAN SOLL SICH NICHT ZUFRIEDENGEBEN, ABER MAN MUSS AKZEPTIEREN KÖNNEN)
Sofia Goggia

Bericht für Skiweltcup.TV: David Demetz

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