Ljubljana/Laibach – Der slowenische Riesentorlaufspezialist Zan Kranjec geht davon aus, dass die bevorstehende Ski Weltcup Saison wie geplant in Sölden beginnt. Anstelle des zur Tradition gewordenen Trainingslagers in Argentinien wird er wohl in der warmen Jahreszeit die guten Trainingsbedingungen in der Schweiz nutzen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Slowene am Ende der letzten Saison zum zweiten Mal in Folge Vierter in der Disziplinenwertung. Am Ende fehlte nicht viel, und er hätte die kleine Kristallkugel gewinnen können.
In der Zeit, in der die Corona-Geschichte das tonangebende Thema war, widmete sich Kranjec der körperlichen Vorbereitung. Die langsame Öffnung der Staatsgrenzen und die Freigabe von Maßnahmen rund um die Eindämmung der Pandemie wurden von den Slowenen gleich genutzt, um auf dem Mölltaler Gletscher in Österreich zu trainieren. Sowohl Kranjec als auch sein Mannschaftskollege Stefan Hadalin haben hier gut arbeiten können.
Kranjec blickt auf ein gutes Trainingslager zurück. Es diente hauptsächlich dazu, wieder Vertrauen in die weiße Grundlage zu bekommen. Außerdem wurde das Material getestet und viel im Riesentorlauf gearbeitet. Ende Juli werden die Slowenen nach Saas-Fee aufbrechen. Die Zeit bis zum Aufenthalt in der Schweiz wird mit Fitnesseinheiten verkürzt.
Trainer Klemen Bergant arbeitet mit den Athleten zusammen; Hadalin und Kranjec werden weiterhin dem Ausrüster Rossignol die Treue halten und anstelle von Barnaba Greppi wird Lojze Debelak das Team verstärken. Die Erfahrung des neuen Servicetechnikers kann dann in der Schweiz zum Tragen kommen, wenn es geht, das Material intensiver zu testen.
Die letzte Saison brachte viele positive Elemente mit sich. So war Kranjec sowohl im Dezember als auch im Januar teilweise phänomenal unterwegs. Der prestigeträchtige Sieg auf dem Adelbodener Chuenisbärgli spricht eine Sprache für sich. In der Disziplinenwertung lag er am Ende wenige Punkte hinter dem Wikinger Henrik Kristoffersen auf Platz vier. Coronabedingt wurde der Winter frühzeitig abgebrochen, auch wenn Kranjec gerne beim Heimrennen in Kranjska Gora im Kampf um die kleine Kristallkugel und das rote Leibchen, das er kurzweilig trug, noch einmal ins Geschehen eingreifen wollte. Doch das Leben findet, zumal es kein Wunschkonzert ist, nicht im Konjunktiv statt.
Warum es nicht mit der kleinen Kristallkugel geklappt hat, ist müßig zu beantworten. Der Slowene weiß, dass er in den zwei letzten Rennen vor dem Abbruch nicht so gut war. Vielleicht war er psychisch gesehen müde, oder dass er zu viele Ziele in seinem Unterbewusstsein hatte. Aber er weiß, dass man aus möglichen Fehlern lernen kann. Es ist wichtig, auf alle Dinge zu achten und dem Material aber auch sich selbst zu vertrauen. Zan Kranjec hat die letzte Saison abgehackt. Was vorbei ist, ist vorbei und man kann nur noch die Zukunft beeinflussen.
Der neue Ski Weltcup Kalender passt dem Slowenen, der aus Bukovica bei Vodice stammt, viel besser. Aus früheren Erfahrungen kann er berichten, dass er nie so gute Erinnerung an die Entscheidungen in Japan oder Hinterstoder hatte. In diesen zwei Destinationen wird im nächsten Winter nicht gefahren. Hingegen steht eine Veranstaltung im bulgarischen Bansko auf dem Programm. Schenkt man Kranjec Glauben, gefällt ihm der Kurs in Südosteuropa sehr gut. Aber er weiß auch, dass man sich bei jedem Rennen verbessern kann und auf jedem Hang, seine Chancen nutzen muss.
Wie beschrieben, fällt das Training in Argentinien der Corona-Pandemie zum Opfer. Auch wenn die Einheiten in Ushuaia immer ein Grundstein für eine erfolgreiche Saison bilden, geht Kranjec davon aus, dass auch in Europa die Vorbereitungen auf einem sehr hohen Niveau möglich sind. Alle müssen sich mit den Gegebenheiten anfreunden, und ferner glaubt der Skirennläufer, dass das Auslassen der Einheiten in Südamerika keinen Vorteil für andere haben wird.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: 24ur.com