Laibach – Der slowenische Skirennläufer Žan Kranjec ist 25 Jahre alt und debütierte 2010 im Europacup. Nach dem Gewinn des nationalen Riesenslalom-Juniorenmeistertitels 2011 durfte er erstmals im Weltcup Luft schnuppern. Bei den Junioren-Welttitelkämpfen 2012 freute sich Kranjec über jeweils eine Bronzemedaille in der Kombination und im Riesentorlauf.
Im Folgejahr gab es wieder zwei WM-Medaillen. Der Goldmedaille im Teambewerb folgte in Schladming die Bronzene im Riesentorlauf. In der Saison 2013/14 freute er sich über den Gewinn der Riesenslalom-Disziplinenwertung im Europacup. Im letzten Winter kletterte er als Dritter in Alta Badia/Hochabtei erstmals auf ein Weltcuppodest; und in Pyeongchang verpasste er im Februar 2018 als Vierter denkbar knapp eine Olympiamedaille.
Im Skiweltcup.TV-Interview spricht Kranjec über die neue Saison, seine Disziplinen, Marcel Hirscher und viel mehr.
Skiweltcup.TV: Žan, das slowenische Team schafft es immer wieder, punktuell Ausrufezeichen zu setzen und in skifahrerischer Hinsicht positiv zu überraschen. Aus welchem Grund wird die bevorstehende Saison mit dem Höhepunkt in Ǻre dein Winter?
Žan Kranjec: Ich bin froh, dass ich jedes Jahr Verbesserungen gezeigt habe und werde nun alles in die Wege leiten, damit es auch im nächsten Winter so bleibt. Ich denke, Ǻre wird einer der Höhepunkte der Saison sein und ich möchte mich nicht nur über Erfolge im Weltcup freuen.
Es gibt viele Skifahrer, die hart trainieren, und ich betrachte mich als einen von ihnen. So glaube ich, dass es sehr interessant werden kann. Ich freue mich darauf mich mit den Besten zu messen, und hoffe dass ich mehrmals einen Platz auf dem Podest erreichen kann.
Seit Jahren verzweifelt die männliche Skiwelt an der Dominanz und an den Seriensiegen von Marcel Hirscher. Er fährt wie auf Schienen und scheidet kaum bis gar nie aus. Auch sammelt er Podestplatzierungen wie am Fließband. Glaubst du, wie Aksel Lund Svindal es ausdrückte, dass der Österreicher als Vater noch schneller sein wird?
Ich habe Glück, dass ich gleichzeitig mit Marcel Ski fahren kann. Jeder kann viel von ihm lernen. Seine Arbeitsmoral und Konzentration auf jedes Rennen ist bemerkenswert. Ähnlich verhält es sich mit der körperlichen und psychischen Vorbereitung. Ich hoffe, dass er im Skiweltcup bleibt. Damit kann ich mit ihm auf dem Podium stehen. Mein Hauptziel ist es nicht, ihn zu schlagen, sondern der bestmögliche Skifahrer zu werden. Wenn das bedeutet, ihn auch zu schlagen, wäre es großartig. Wenn ich ihm näher kommen kann, ist es auch toll.
Ich konzentriere mich auf mich selbst und meinen Fortschritt. Ich lerne viel von ihm, und ich glaube, dass bald alles, was ich gelernt habe, von Nutzen sein wird und ich mit ihm auf dem Treppchen stehen kann. Vielleicht hilft mir diese Inspiration einmal, dass ich eines Tages in meinem Leben zum ersten Mal auf dem Podest eine Stufe über Hirscher stehen kann.
Du hast dich auf die technischen Disziplinen Slalom und Riesentorlauf spezialisiert. Hast du beide Disziplinen gleich lieb, oder bevorzugst du eine mehr?
Offensichtlich ist der Riesenslalom meine „Hauptdisziplin“. Aber auch in anderen Disziplinen gehe ich gerne an den Start. Manchmal ist es gut, wenn man die Umgebung ein wenig verändern und sich auf andere Besonderheiten konzentrieren kann.
Es ist das Gleiche, wenn man den ganzen Sommer über nicht auf dem Schnee trainiert. Es ist gut, für einige Zeit wegzugehen, denn danach wird man noch hungriger auf Schnee und Wettkampf. Genauso verhält es sich mit den Disziplinen. Wenn man nur eine trainiert, kann es anstrengend werden.
Was bedeutet der dritte Rang, den du im Dezember 2017 auf dem schwersten Riesenslalomhang der Welt (auf der Gran Risa, Anm. d. Red.) für dich persönlich? Immerhin war es deine erste Podestplatzierung in einem Weltcuprennen, nachdem du diese mehrere Male knapp verpasst hast.
Es war natürlich eine meiner besten Erinnerungen. Ich schaue es mir manchmal noch an, um mich an das tolle Gefühl zu erinnern, welches ich während des Laufs hatte. Es ist auch eine Art Bestätigung, dass ich mit den Besten mithalten und auf dem Podium stehen kann.
Ich war mit meiner Saison insgesamt sehr zufrieden, zumal ich Konstanz gezeigt habe, auch wenn ich das Podium ein paar Mal knapp verfehlt habe, wie Sie sagten. Diese Konsequenz gibt mir Zuversicht. Der dritte Platz in Alta Badia gibt mir zusätzliche Motivation und weckt in mir noch mehr Lust.
Was machst du im Sommer, wenn die weiße Grundlage unter deinen Füßen schmilzt? Kannst du uns ein wenig über deine Trainingseinheiten und -destinationen berichten, ehe Ende Oktober am Rettenbachferner hoch ober Sölden die WM-Winter 2018/19 seine Tore öffnet?
Der Sommer ist eigentlich ein wichtiger Teil der Saison. Er gibt mir Zeit, das Erlebte zu verarbeiten, ein wenig vom Schnee und der Konkurrenz wegzugehen und mich auf die nächsten Herausforderungen zu konzentrieren. Am Anfang liegt das Hauptaugenmerk auf der Konditionsarbeit und ich arbeite an den Dinge, die ich für ein fehlendes Teil meines Puzzles halte, sowie auf der Verbesserung meiner Stärken.
Der Plan sieht vor, dass wir nach Argentinien gehen und mit den Vorbereitungen auf Schnee zu beginnen. Zudem möchten wir vor der Saison auch in Europa trainieren und hoffen, dass alles zu unseren Gunsten läuft, so dass wir viel Arbeit in das Training stecken und gute Bedingungen nutzen können, um uns vor der Saison zu verbessern. Ich bin sicher, dass wir sehr gespannt auf den Saisonstart in Sölden sein können.
Bericht und Interview für Skiweltcup.TV: Andreas Raffeiner