Åre – Dass im Sport nicht alles in Stein gemeißelt ist und dass gestern galt, heute nicht mehr Gültigkeit hat, ist nichts Neues. Dieser Satz bestätigte sich nun im alpinen Skirennsport und im Kampf um die große Kristallkugel zwischen der Slowakin Petra Vlhová und ihrer US-amerikanischen Widersacherin Mikaela Shiffrin scheint eine Vorentscheidung zuungunsten der Titelverteidigerin gefallen zu sein.
Shiffrin, die bei den Olympischen Winterspielen in Peking einen Albtraum nach dem anderen erlebte, musste tatenlos zusehen, wie ihre gleichaltrige Konkurrentin im Slalom nach dem achten Rang zur Halbzeit zur Goldmedaille raste. Aufgrund gesundheitlicher Probleme nahm Vlhová nicht an der Kombination teil. Zudem legte sie eine Regenerationsphase ein, um für die entscheidende Zeit im Ski Weltcup fit zu sein.
Nach den Spielen im Zeichen der fünf Ringe schien Vlhová einen psychologischen Vorteil zu haben. Shiffrin war niedergeschlagen; über ihr Innenleben nach den Niederlagen im Reich der Mitte wusste kaum wer Bescheid. Die US-Amerikanerin verzichtete auf die Abfahrten in Crans-Montana. Die Slowakin war im Einsatz und belegte die Ränge 29 und 16, sammelte 17 Zähler und sorgte dafür, dass sie ihre Gegnerin im Kampf um die große Kristallkugel einholte.
In der Lenzerheide standen ein Super-G und ein Riesentorlauf auf dem Programm. Auch Shiffrin war wieder mit von der Partie. Alle Augen waren auf den elektrisierenden und spannenden Zweikampf der Gigantinnen gerichtet. Die US-Dame wurde Zweite im Super-G und Vierte im Riesenslalom. Auch wenn sie keines der beiden Rennen auf ostschweizerischem Schnee für sich entschied, war sie die heimliche Siegerin des Wochenendes. Sie holte 130 Punkte und in der Summe 117 mehr als Vlhová. Letztere wurde 18. im Super-G und schied im ersten Durchgang des Riesenslaloms aus.
Die Mission Titelverteidigung ist für die Slowakin eine schwierige geworden. Nun stehen im schwedischen Åre ein Riesentorlauf und ein Slalom auf dem Programm. 200 Punkte stehen auf dem Spiel. Vlhová fährt in diesem Slalomwinter in einer eigenen Liga und hat sich vorzeitig die kleine Kristallkugel gesichert. Trotzdem weiß sie, dass sie viele Zähler auf Shiffrin aufholen und dass ihre Gegnerin etwas Federn lassen muss.
Trotzdem oder gerade deswegen: Vlhovás Siege im Slalom können am Ende zu wenig sein, denn Shiffrin sind mehr Weltcuppunkte im Super-G und im Riesentorlauf zuzutrauen. Sie ist in beiden Disziplinen regelmäßig zu guten Resultaten fähig. Die Slowakin zeigt im Riesenslalom zu schwankende Leistungen. So kann sie um den Sieg mitkämpfen oder im geschlagenen Feld landen. Auch wenn sie im Super-G ansprechende Leistungen zeigen kann, konnte sie diese in den letzten drei Rennen nicht abrufen.
Die letzten zwei Weltcupwochen sind spannend. Shiffrin hat den Platz an der Sonne inne und möchte diesen nicht mehr hergeben. Der ganze Winter gleicht einer Achterbahnfahrt. Diese geht dem Ende zu. Langweile kommt keine auf, beide Athletinnen blicken auf eine schwere und lange Saison zurück und sind erschöpft. Sie sind mit ihren Kräften beinahe am Ende. Wer die letzten Reserven abrufen kann, wird am Ende die große Kristallkugel gewinnen.
Der Herren Ski Weltcup Kalender der Saison 2021/22
Der Damen Ski Weltcup Kalender der Saison 2021/22
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: sport.aktuality.sk