24 Juli 2019

Michael Matt im Skiweltcup.TV-Interview: „Die Vergleiche mit meinem Bruder Mario sind weniger geworden!“

Michael Matt im Skiweltcup.TV-Interview: „Die Vergleiche mit meinem Bruder Mario sind weniger geworden!“
Michael Matt im Skiweltcup.TV-Interview: „Die Vergleiche mit meinem Bruder Mario sind weniger geworden!“

Flirsch am Arlberg – Der ÖSV-Slalomspezialist Michael „Michi“ Matt gehört zu den besten seiner Zunft. Der Skirennläufer vom Arlberg spricht im Interview über das rot-weiß-rote Team, die vielleicht nervenden Vergleiche mit seinem früher im Ski Weltcup fahrenden Bruder Mario, den Olympiabronzelauf und vieles mehr.

Michi, das rot-weiß-rote Slalomteam ist zweifelsohne eines der besten der Welt. Neben Marcel Hirscher gibt es jede Menge Athleten, die bei jedem Rennen aufs Podest fahren können. Wie würdest du die Stimmung innerhalb der Mannschaft beschreiben und warum können trotz Rivalitäten auf der Skipiste Freundschaften entstehen?

Ich kann nur vom Slalomteam sprechen. Bei uns in der Mannschaft ist die Stimmung sehr gut. Wenn du mit den Mannschaftskollegen schon seit den Schülerrennen bzw. vier Jahre zusammen die gleiche Schulbank gedrückt hast, dann hat man schon einiges zusammen erlebt. Das verbindet einen natürlich. Dazu kommt auch noch, dass ich seit meinem Einstieg in die Weltcupmannschaft immer dieselben Trainer habe. Seit fünf Saisonen ist das so; daher weiß man, wie jeder tickt und das ist sehr wichtig.

Dein Bruder Mario war auch ein erfolgreicher Skirennläufer. Auch er hat im Slalom für Furore gesorgt, wenn wir an die Heim-WM 2001 in St. Anton am Arlberg vor heimischer Kulisse oder seinen olympischen Goldlauf von Sotschi denken. Weshalb ist es immer gut, den eigenen Bruder als Vorbild zu haben oder hast du dich immer auf dein eigenes „Ding“ konzentriert, sodass du Vergleiche bewusst ausklammerst?

Die ständigen Vergleiche werden mittlerweile immer weniger, zumal ich meinen eigenen Weg an die Weltspitze gefunden und diesen erkämpft habe. Es hat sicher Vorteile, einen Bruder zu haben, der in der gleichen Disziplin an der Spitze gefahren ist, weil er nahezu alle Situationen erlebt hat und da und dort hilfreiche Tipps geben kann. Auf der anderen Seite hat es in mentaler Hinsicht auch Nachteile.

Deshalb ist es sehr wichtig, in jungen Jahren von mehreren Topathleten sich das Beste abzuschauen und zu lernen, in der Folge aber seinen eigenen Weg einzuschlagen.

Michael Matt beim Ausritt (© Foto Michael Matt/privat)
Michael Matt beim Ausritt (© Foto Michael Matt/privat)

Noch eine kleine Frage mit Mario-Bezug. Die große Leidenschaft deines großen Bruders ist die Pferdezucht. Gibt es etwas, was du abseits des Skirennsports gerne machst.

Ich habe letztes Jahr im Frühjahr angefangen zu reiten, genieße es Bergtouren zu machen und Zeit zu Hause verbringen. Aber solange ich aktiv im Leistungssport tätig bin, möchte ich mich zu 100% auf das Ski fahren konzentrieren und wir werden sehen, was ich nach der Karriere mache.

Bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang hast du den dritten Platz belegt und somit die Bronzemedaille gewonnen. Nach dem ersten Durchgang lagst du nur auf dem zwölften Zwischenrang. Kann man sagen, dass der Finallauf in Südkorea bis jetzt dein bester Durchgang aller Zeiten war.  

Mit Sicherheit war das nicht einer meiner besten Läufe, die ich gezeigt habe, aber der Durchgang war gut. Ich hatte trotzdem einen Fehler, der Zeit gekostet hat. Auch habe ich mich auf dem südkoreanischen Schnee nicht unbedingt wohl gefühlt. So etwas wie den perfekten Lauf gibt es in meinen Augen nicht, da man immer schneller und besser fahren will. Was bei den Rennen noch dazukommt, ist der taktische Teil, in dem man attackiert und bei dem man nicht das letzte Hemd riskieren will. Die Kombination aus diesen Faktoren entscheiden dann sehr oft über Sieg oder Niederlage.

Dein Mannschaftskollege Manuel Feller hat die FIS im Hinblick auf die Zusammensetzung der bereits sehr dichten Rennkalender kritisiert. Er sagt, dass das Leute entscheiden, die keine Ahnung vom heutigen Spitzensport haben. In der nächsten Saison kommen noch mehr Rennen dazu. Verstehst du Fellers Reaktion oder muss jeder Skirennläufer seine Kräfte so dosieren, wie er am besten kann?

Das Wichtigste in unserem Sport ist die Planung. Die fängt beim Konditionstraining an und geht in der Rennsaison weiter. Die einzige „planungslose“ Zeit ist im April. Ich verstehe Manuels Reaktion schon, denn ein Rennen wie etwa jenes in Madonna di Campiglio, dass vorher im Dezember über die Bühne ging, wird jetzt auch noch in den Januar gequetscht. Wenn man nur auf den Kalender schaut, hätte man Ende November viel mehr Spielraum. Oder im Februar wäre Luft, aber es stecken Sponsoren, Austragungsorte und Verträge und viel mehr dahinter.

Michael Matt beim Abschalten in den Bergen (© Foto Michael Matt/privat)
Michael Matt beim Abschalten in den Bergen (© Foto Michael Matt/privat)

Interview und Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner

 

Verwandte Artikel:

Nach Kreuzbandriss: Marco Schwarz will im August wieder Skifahren
Nach Kreuzbandriss: Marco Schwarz will im August wieder Skifahren

Marco Schwarz wollte in der vergangenen Ski Weltcup Saison als Herausforderer des dominanten Marco Odermatt auftreten und in allen Disziplinen oft punkten. Doch die Saison endete für ihn noch vor Jahreswechsel, nachdem er sich eine Knieverletzung zugezogen hatte. Nun gibt es ein Update zu seinem Gesundheitszustand. Über den Instagram-Kanal der FIS informierte er über seinen… Nach Kreuzbandriss: Marco Schwarz will im August wieder Skifahren weiterlesen

Atle Lie McGrath verlängert Vertrag mit HEAD bis 2027
Atle Lie McGrath verlängert Vertrag mit HEAD bis 2027

Seit 2018 ist der 24-jährige Norweger Atle Lie McGrath mit der österreichischen Marke HEAD verbunden und hat jetzt den Vertrag erneut verlängert. Der Athlet schätzt die Unterstützung des Unternehmens, das stets an ihn geglaubt hat, und ist bereit, zusammen Großes zu erreichen. Atle Lie McGrath gab am Dienstagabend bekannt, dass er seinen Vertrag mit HEAD… Atle Lie McGrath verlängert Vertrag mit HEAD bis 2027 weiterlesen

Marcel Hirscher, Charlie Raposo und Ferdinand Hirscher (Foto: © iaininnes)
Marcel Hirscher, Charlie Raposo und Ferdinand Hirscher (Foto: © iaininnes)

Der britische Ski Weltcup Rennläufer Charlie Raposo hat beschlossen, seine aktive Weltcup-Karriere mit 28 Jahren zu beenden. Raposo, ein Riesenslalom-Spezialist, der in den letzten zwei Saisons auf Van Deer-Skiern fuhr, verabschiedet sich vom Wettkampfsport. Der Athlet gab diese Entscheidung am Mittwoch in einem emotionalen Instagram-Post bekannt, wobei seine schwere Kreuzbandverletzung, die er sich Anfang März… Charlie Raposo verabschiedet sich aus dem Ski Weltcup: Karriereende mit 28 Jahren weiterlesen

Marcel Hirscher erläutert sein überraschendes Comeback und die Begeisterung für den Skisport (Foto: © Joerg Mitter / Red Bull Content Pool)
Marcel Hirscher erläutert sein überraschendes Comeback und die Begeisterung für den Skisport (Foto: © Joerg Mitter / Red Bull Content Pool)

Marcel Hirscher, der achtfache Gesamtweltcupsieger, hat kürzlich bei Servus.TV in der Sendung „Sport und Talk aus dem Hangar 7“ über seine spontane Entscheidung gesprochen, wieder ins Renngeschehen einzusteigen. Seine Entscheidung erfolgte nach seinem Geburtstag am 2. März, als ihm der Gedanke kam, dass es „irgendwie lässig“ wäre, wieder zu konkurrieren. „Ich wusste an meinem Geburtstag… Marcel Hirscher erläutert sein überraschendes Comeback und die Begeisterung für den Skisport weiterlesen

Reinfried Herbst reflektiert über Marcel Hirschers Rückkehr zum Skisport (Foto: © ServusTV / Johannes Jank)
Reinfried Herbst reflektiert über Marcel Hirschers Rückkehr zum Skisport (Foto: © ServusTV / Johannes Jank)

Reinfried Herbst, der ehemalige Ski Weltcup Rennläufer, hat  bei Servus TV „Sport und Talk aus dem Hangar 7“ seine Gedanken zum Comeback von Marcel Hirscher geteilt und bietet dabei Einblicke in die möglichen Beweggründe und Herausforderungen des berühmten Skifahrers. Herbst äußerte sich überrascht über die Nachricht von Hirschers Rückkehr, gab jedoch zu, dass mit zunehmendem… Reinfried Herbst reflektiert über Marcel Hirschers Rückkehr zum Skisport weiterlesen

Banner TV-Sport.de