16 Oktober 2019

Adriana Jelinkova im Skiweltcup.TV-Interview: „Der Finaldurchgang in Sölden wäre mein Ziel.“

Adriana Jelinkova: „Ich möchte mich in den technischen Disziplinen unter den besten 25 etablieren!“ (Foto: © Kästle/Adolf Bereuter)
Adriana Jelinkova: „Ich möchte mich in den technischen Disziplinen unter den besten 25 etablieren!“ (Foto: © Kästle/Adolf Bereuter)

Saalfelden – Die niederländische Skirennläuferin Adriana Jelinkova ist nicht nur eine sehr sympathische Zeitgenossin, sondern durch und durch eine Europäerin. Sie wurde in der tschechischen Stadt Brünn geboren und wuchs in den Niederlanden auf. Sie hat in Österreich und in der Tschechischen Republik das Skifahren erlernt.

Neben 13 FIS-Rennsiegen gewann sie im Rahmen der Olympischen Spiele der Jugend im Jahr 2012, die in Innsbruck über die Bühne gingen, die Bronzemedaille in der Kombination. Die 24-jährige Studentin der Erziehungswissenschaften stand uns Rede und Antwort.

Adriana, wenn man dein junges Leben und dein Skileben ein wenig unter die Lupe nimmt, erkennt man, dass du eine Europäerin mit Leib und Seele bist. Kann man dieser Beschreibung etwas Positives abgewinnen?

Natürlich. Ich wurde in der Tschechischen Republik, der Heimat meiner Eltern geboren. Von meinen Eltern habe ich die sportliche Seite vererbt bekommen. So war meine Mutter auch Skirennfahrerin. In den Niederlanden bin ich aufgewachsen; das Skifahren habe ich bei Winterurlauben in Österreich oder auch in der Tschechischen Republik gelernt. Als ich sechs Jahre alt war, habe ich auf dem Hintertuxer Gletscher meinen ersten Trainer kennengelernt, der als Österreicher in Holland lebt.

Dank ihm habe ich dann in den Hallen in den Niederlanden das Skifahren schon rennmäßig betrieben. Später sind dann meine Mutter und ich nach Bad Gastein gezogen, wo ich die Skihauptschule besucht habe. Danach zogen wir nach Saalfelden um, und nach neun Jahren leben wir immer noch hier.

Dennoch habe ich noch viele Freunde und Verwandte in der Tschechischen Republik; meine Mutter hat mir die Muttersprache meiner Ahnen beigebracht, sodass ich auch Tschechisch reden und schreiben kann. So gesehen gebe ich Ihnen selbstredend recht. Ich fühle mich als Europäerin und liebe zudem auch andere europäische Staaten, auch wenn der Bezug kleiner oder geringer ist. Als Beispiel würde ich Italien anführen.

Von Europa ist rein vom Wortstamm her der Weg zum Europacup nicht so weit. Wirst du in der bevorstehenden Saison 2019/20 eher im Europa- oder durchwegs im Weltcup unterwegs sein?

Mein Fokus wird auf den Weltcup gerichtet sein. Im letzten Winter lief es nicht so gut, aber trotzdem bin ich auf meine WM-Platzierung in Åre mehr als nur stolz. Der 19. Rang (mit sechstbester Laufzeit im Finale) im Slalom ist sehr gut. Diesen Erfolgslauf möchte ich in der neuen Saison selbstverständlich fortsetzen. Ich weiß, was ich kann. Da ich hauptsächlich in den technischen Disziplinen Slalom und Riesentorlauf unterwegs bin, möchte ich mich – und das ist ein Nahziel – unter den besten 25 der Welt etablieren. Wenn sich von der Zeit und vom Standort her ein Rennen im Europa- oder Nor Am-Cup ausgeht, werde ich auch hier an den Start gehen, um meine FIS-Punkte zu minimieren und mich zu verbessern. Ferner will ich auch in den anderen Disziplinen einmal starten, um Erfahrungswerte zu sammeln. So fahre ich auch gerne einen Super-G, eine Abfahrt oder eine Kombination.

Adriana Jelinkova im Skiweltcup.TV-Interview: „Der Finaldurchgang in Sölden wäre mein Ziel.“
Adriana Jelinkova im Skiweltcup.TV-Interview: „Der Finaldurchgang in Sölden wäre mein Ziel.“

Adriana Jelinkova in der Selbstkritik: Welche Stärken hast du, welche Schwächen hast du und gibt es dessen ungeachtet auch Schwächen, die du gerne zu Stärken umwandeln willst?

Nun ja, zwei gute Seiten von mir kann ich im Skirennsport ganz gut gebrauchen. Dazu zählt neben meiner Fähigkeit, sich, wenn es darauf ankommt, zu konzentrieren, auch eine gesunde Portion Ehrgeiz. Diese Charaktere oder vielmehr Eigenschaften sind wichtig, um weiterzukommen und das angesteuerte und gesteckte Ziel zu erreichen. Darüber hinaus muss ich zugeben, dass ich hie und da ein ungeduldiger Mensch bin, der auch ab und zu hektisch zu Tage schreitet und nach der Perfektion strebt. Aber es ist wie bei allen Sachen im Leben: es kommt immer aus der Sichtweise an und ehe man sich versieht, kann eine Schwäche auch als Stärke ausgelegt werden.

In Kürze beginnt am Rettenbachferner hoch ober Sölden die neue Weltcupsaison. Bist du beim Riesenslalom der Damen auch dabei und mit welchen Erwartungen gehst du in dein erstes Rennen im Winter 2019/20?

Ja, auch ich werde beim Riesentorlauf an den Start gehen. Ich möchte vor allem einen soliden Lauf zeigen, mehr als gute Ansätze zeigen und locker bleiben. Zudem wäre es keineswegs verkehrt, schnell zu fahren und die Spannung aufrecht zu erhalten. Sollte ich mich für den zweiten Durchgang der besten 30 Athletinnen qualifizieren, wäre ich schon zufrieden. Dann würde ich das Gleiche noch einmal versuchen und vielleicht kann ich mich noch verbessern. Würde das beim ersten Einsatz im Winter 2019/20 passieren, wäre es ein gelungener Saisonauftakt. Auf diesem Ergebnis würde ich dann aufbauen und mich sukzessive verbessern wollen.

Was ist dein Lebensmotto? Warum ist es gerade dieser Sinnspruch? Wer hat diese Worte erstmals zu dir gesagt und weshalb ist es immer wichtig, Werte hochzuhalten und vielleicht auch an jüngere Athletinnen, für die du vielleicht ein Vorbild bist, weiterzugeben und für diese zu kämpfen?

Ich habe mehrere Mottos, die sich während unterschiedlichsten Lebensphasen ständig ein bisschen ändern. Doch ein Leitsatz wäre: „Komfort ist der Feind des Fortschritts!“ Ich glaube, dass viele hiermit zu kämpfen haben und wissen, was ich meine. Als Mensch neigt man dazu, in der Komfortzone – sogar unbewusst – zu bleiben. Da ist es schön, aber in gewissen Situationen muss man raus, um etwas Anderes oder gar Exzeptionelles zu erreichen. Auch ich kämpfe hiermit und ich glaube, dass es wichtig ist, für neue Dinge, auch wenn es sich am Anfang gruselig anfühlt, offen zu sein. Denn von nichts kommt auch nichts.

Adriana Jelinkova: „Komfort ist der Feind des Fortschritts!“ (Foto: Adriana Jelinkova / privat)
Adriana Jelinkova: „Komfort ist der Feind des Fortschritts!“ (Foto: Adriana Jelinkova / privat)

Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner

Verwandte Artikel:

Alejo Hervas bringt Marco Odermatt konditionell auf Vordermann
Alejo Hervas bringt Marco Odermatt konditionell auf Vordermann

Alejo Hervas hat nach seinem plötzlichen Abschied von Lara Gut-Behrami eine neue Position angetreten: Er unterstützt nun Marco Odermatt bei der Vorbereitung auf die kommende Skisaison. Odermatt, der in der Ski Weltcup Saison 2023/24 seinen dritten Gesamtweltcupsieg in Folge holte, befindet sich bereits mitten im Training für den nächsten Winter. Hervas hat in der Vergangenheit… Alejo Hervas bringt Marco Odermatt konditionell auf Vordermann weiterlesen

Franziska Gritsch setzt auf Eigenständigkeit: Training weiterhin im Privatteam
Franziska Gritsch setzt auf Eigenständigkeit: Training weiterhin im Privatteam

Die österreichische Ski Weltcup Rennläuferin Franziska Gritsch entschied sich im vergangenen Winter aus persönlichen Gründen, ein eigenes Privatteam zu gründen und die Trainingsgruppe des ÖSV zu verlassen. Der Grund für ihren Austritt war ihre Beziehung zu ihrem Trainer Florian Stengg, der ebenfalls das Trainerteam des ÖSV verließ, um sie weiterhin als Trainer zu betreuen. Die… Franziska Gritsch setzt auf Eigenständigkeit: Training weiterhin im Privatteam weiterlesen

Nadine Fest gibt nicht auf: Weiter kämpfen für den Erfolg
Nadine Fest gibt nicht auf: Weiter kämpfen für den Erfolg

Die 25-jährige ÖSV-Ski-Weltcup-Rennläuferin Nadine Fest plant trotz ihrer Nicht-Berücksichtigung im ÖSV-Kader für die Saison 2024/25 keinen Rücktritt. Obwohl sie nach einer durchwachsenen Saison, in der sie nur 21 Weltcuppunkte sammelte, aus allen Kadern gefallen ist, gibt die Speedfahrerin nicht auf. Als Mitglied des Sichtungskaders wird sie weiterhin beim ÖSV trainieren und hat fest vor, in… ÖSV-Speedfahrerin Nadine Fest gibt nicht auf: Weiter kämpfen für den Erfolg weiterlesen

Zeit für eine Veränderung: Gino Caviezel verabschiedet sich von Dynastar
Zeit für eine Veränderung: Gino Caviezel verabschiedet sich von Dynastar

Gino Caviezel plant für die kommende Ski Weltcup Saison 2024/25 einen Wechsel seines Skiausrüsters. Nach einer sechsjährigen Partnerschaft mit Dynastar fühlt sich der 31-jährige Skifahrer bereit einen neuen Weg einzuschlagen. Der Ski-Profi bedankte sich am Freitag via Instagram bei seiner bisherigen Skimarke für die mehrjährige Zusammenarbeit. Er äußerte, dass sie in den letzten sechs Jahren… Zeit für eine Veränderung: Gino Caviezel verabschiedet sich von Dynastar weiterlesen

Liensberger und Strolz zurück im Nationalteam: Die ÖSV-Kader für die Skisaison 2024/25
Liensberger und Strolz zurück im Nationalteam: Die ÖSV-Kader für die Skisaison 2024/25

Der ÖSV hat die Kader für die Ski Weltcup Saison 2024/25 bekannt gegeben, wobei der Ski Alpin-Kader besonders im Fokus steht. Mario Stecher, der neue ÖSV-Sportdirektor, betonte, dass der Verband darauf abzielt, in allen Sparten gut aufgestellt zu sein, um Erfolg zu erzielen. Der Verband hat für die kommende Saison insgesamt 373 Athleten ernannt, darunter… Liensberger und Strolz zurück im Nationalteam: Die ÖSV-Kader für die Skisaison 2024/25 weiterlesen

Banner TV-Sport.de