Es gibt Sportlerbiografien, die egoistisch geschrieben sind und auch nicht die Geschichte hinter der Geschichte beleuchten. Es gibt Sportlerbiografien, die sich nur auf Daten, Fakten und Rekorde beziehen und ansatzweise das Leben des Athleten nachskizzieren. Aber Marcel Hirschers Biografie ist etwas anderes. Der Leser wird emotional auf eine Reise mitgenommen, die ihren ersten Höhepunkt bei der Heim-WM 2013 in Schladming findet. Spätestens nach seiner WM-Goldenen vor heimischer Kulisse avancierte der 30-jährige Salzburger von einem sehr guten zu einem Weltklasse-Athleten.
Die Biografie von Marcel Hirscher liefert alles, was eine Biografie auszeichnet. Anekdoten, Episoden zum Nachdenken, Hintergrundwissen, aussagekräftige Fotos und Erlebnisse von nahen Weggefährten. Und der Drohnenabsturz, das verkehrt eingesetzte Brillenglas und der gestohlene Ski dürfen natürlich nicht fehlen. Alles, was Marcel Hirscher prägte und geprägt hat, findet man dicht komprimiert auf 320 Seiten.
Es gibt Sportbiografien, die langweilig geschrieben wurden. In diese Kategorie kann dieses Buch nicht fallen, weil Marcel Hirscher, sein Werden, sein Charakter und sein persönliches Umfeld über den Verdacht erhaben waren, für Langweile zu sorgen. Das Buch über die einzigartige Ski-Karriere des Salzburgers, natürlich für Freunde der Statistik mit einem zahlenstarken Anhang versehen, ist fesselnd geschrieben. Ähnlich fesselte uns Hirscher mit seinen 67 Siegen im Ski Weltcup, acht Gesamtweltcuperfolgen, zahlreichen WM- und Olympiamedaillen. Und wenn man das zu rezensierende Werk zwischen den Zeilen liest, kann man jede Fahrt nacherleben.
Fakt ist: Das Buch über den Skirennläufer mit Nerven aus Stahl, der wie auf Schienen fuhr, kann auch als sportzeithistorisches Werk angesehen werden. Marcel Hirscher hat den Skirennsport auf seine eigene Weise nicht nur bereichert, sondern auch revolutioniert. Sein Rekord, acht große Kristallkugeln hintereinander zu gewinnen, wird für einige Zeit oder vielleicht für immer unerreichbar bleiben. Und eigentlich zeigt es die menschliche Größe des rot-weiß-roten Skistars schlechthin, dass er auch bei allen Errungenschaften bodenständig und vielleicht auch ein wenig sich selbst treu geblieben ist.
Rezension für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Bibliografische Daten:
Alex Hofstetter/Stefan Illek/Michael Pircher, Marcel Hirscher:
Die Biografie, egoth Verlag Wien 2019, ISBN: 978-3-903183-30-8