Ljubljana/Laibach – Am Ende des abgelaufenen Ski Winters fehlten dem 27-jährigen Riesentorläufer Zan Kranjec mickrige 40 Zähler auf die kleine Kristallkugel. Die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass die Saison vorzeitig abgebrochen wurde. Wir sprachen mit dem Slowenen über diesen Virus, die gegenwärtige Zeit und blicken mit ihm zweimal in die Zukunft.
Zan, wie würdest du deine Saison 2019/20 mit emotionalen Worten beschreiben, obwohl diese für deine Konkurrenten und dich vorzeitig zu Ende ging? Am Ende fehlten dir nur 40 Punkte den ersten Platz in der Disziplinenwertung, und das zur globalen Epidemie gewordene Coronavirus untersagte dir einen Einsatz beim Heimrennen in Kranjska Gora…
Ich bin im Allgemeinen mit meiner Saison zufrieden. Die ersten drei Viertel der Saison waren sehr gut. Ich habe in Adelboden einen Sieg errungen, auf den ich sehr stolz bin. Die letzten beiden Rennen waren nicht meine besten. Dort habe ich auch einige wertvolle Punkte gegenüber meinen Konkurrenten verloren. In Anbetracht der Tatsache, dass ich in der Riesenslalomwertung einige Zeit in Führung lag, wollte ich einen besseren Platz in der Disziplinenwertung. Aber insgesamt kann ich mit der Saison zufrieden sein und mich nicht mit dem, was sein könnte, überfordern. Die Motivation ist umso größer, dass ich in den kommenden Saisonen noch besser sein werde.
Stichwort Coronavirus: Warum kann diese schwere Zeit für uns freiheitsliebenden Menschen etwas Positives bringen? Weshalb wird nach dem Ende dieser Krise die Maxime „immer schneller, höher und weiter“ anderen Zielen weichen? Warum müssen ungekünstelte, aufrichtige Solidarität und Zusammengehörigkeitsgefühl nicht nur großgeschrieben, sondern auch gelebt werden?
In diesen Zeiten mit dem Coronavirus ist es sicherlich für niemanden leicht. Aber es gibt viel zu gewinnen. Jetzt können Sie Zeit für Dinge finden, für die Sie vorher keine Zeit gefunden haben. Man verbringt auch mehr Zeit allein und vertieft sich tiefer in sich selbst, analysiert Dinge, die man im Leben und beim Skifahren verbessern könnte. Diese Situation erinnert uns auch daran, dass wir mehr Wert auf Gesundheit, Freiheit und Beziehungen legen müssen.
Wenn alles nach Plan verläuft, treffen sich Ende Oktober die weltbesten Riesentorlauf-Asse Ende Oktober auf dem Rettenbachferner hoch ober Sölden zum bewährten Saisonauftakt. Gewiss ist bis dahin noch viel Zeit. Wie verbringst du die Zeit bis dahin, auf welche und effiziente Trainingseinheiten wirst du verstärkt setzen, wenn beispielsweise eine Reise nach Südamerika ein Ding der Unmöglichkeit sein könnte?
Angesichts der gegenwärtigen Situation wissen wir noch nicht genau, wie unsere Vorbereitungszeit aussehen wird. Wir wissen nicht, wann und wo wir Ski fahren können. Bis dahin werde ich mich auf das körperliche Training konzentrieren. Unser Team hat mehrere verschiedene Möglichkeiten, im Sommer Ski zu fahren. Eine der Optionen ist, nach Argentinien zu fahren, aber diese Option ist die unwahrscheinlichste. Somit können wir auf den europäischen Gletschern bleiben. Aber wie ich bereits sagte, wir wissen nicht genau, was vor uns liegt.
Zwei kleine Blicke in die Zukunft: Warum wirst du im bevorstehenden Winter sowohl beim Heimrennen der Kristallkugel im Riesenslalom noch näher sein und weshalb darf man dich beim Weltmeisterschaftsrennen in Cortina d’Ampezzo nicht unterschätzen?
Die Motivation für die nächste Saison ist sehr hoch. Ich habe in den vergangenen Saisons sehr gute Ergebnisse erzielt. Aber ich will mehr, und ich werde mein Bestes tun, um noch besser zu werden. Ich werde hart arbeiten, mich auf jedes Training konzentrieren und hungrig auf Erfolg sein. Und dann glaube ich, dass ich es schaffen kann.
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner