Bozen – Die Corona-Pandemie hält alle und auch die Skiwelt in Atem. Aufgrund der ständig steigenden Fallzahlen muss sich auch der Ski Weltcup mit einem möglichen Kollaps auseinandersetzen. Da die italienische Regierung einen verschärften Maßnahmenkatalog für die Freizeit-Skifahrer präsentierte, kann dies im Laufe der Zeit auch den Skiweltcup-Zirkus, und die Rennen, wie in Gröden und Alta Badia, betreffen. Der ehemalige liechtensteinische Skirennläufer Marco Büchel ist sehr skeptisch, was die Welttitelkämpfe in Cortina d’Ampezzo betrifft. Die Lage ist ernst, und sie macht ihm Angst.
Auch der Saisonstart der Speedherren steht unter keinem guten Stern. Da Frankreich ein zentralistisch und kein föderalistisch ausgerichteter Staat ist, kann es sein, dass Paris kurzerhand die Befehlsgewalt über die Rennen in Val d’Isère hat. Swiss-Ski-Alpinchef Walter Reusser will kein Schwarzmaler sein und optimistisch bleiben, wenn es um die Rennen auf dem Adelbodener Chuenisbärgli und dem Wengener Lauberhorn geht. Diese sollen im Januar 2021 stattfinden, in einem Zeitfenster, in dem es nicht so viele Urlaubsgäste gibt, und man das Blasensystem der FIS aufrecht erhalten könnte.
Felix Neureuther, einer der besten DSV-Athleten früherer Tage, schaut nach Garmisch-Partenkirchen. Der Bayer weiß, dass sein einstiges Heimrennen ohne Publikum stattfindet. Und da viele Touristen sich herumtummeln, ist ein erfolgreiches Blasensystem wie in Sölden wohl eher kaum durchführbar. Der frühere Slalom- und Riesentorlaufdisziplin betont, dass es für ihn nicht nachvollziehbar war, dass die FIS den neuen Präsidenten nicht online wählen konnte. Die Durchsetzungskraft oder eine harte Hand fehlt in den Augen Neureuthers.
Überdies ist es traurig, dass die FIS die Weltcupstandorte, die Geisterrennen veranstalten müssen, zu wenig unter die Arme greift. Ein Fünftel weniger Preisgeld ist wohl nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. Man kann es auch härter oder vielmehr plastisch formulieren: Für die meisten Organisatoren wird es ein kalter Winter, die Pandemie verwandelt das Ganze in einen harten Überlebenskampf.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: blick.ch