Bergamo – Schenkt man dem italienischen Skitrainer Livio Magoni Glauben, hätte er nach fünf harten Arbeitsjahren es sich verdient, mit der Slowakin Petra Vlhová zu den Olympischen Spielen nach Peking zu fahren. Nach einer fantastischen Saison, in der die Skirennläuferin die große Kristallkugel gewann, gab es jedoch einen Wechsel auf der Position des Coachs. Obwohl man sich erwartete, dass der Italiener seinem Schützling zu einer weiteren Medaille im Zeichen der fünf Ringe verhelfen würde, verließ er das Team, bevor die letzte Freudenträne über den Gewinn des Gesamtweltcups geweint wurde.
Magoni war nicht lange beschäftigungslos. Er kehrte nach Slowenien zurück, wo er zuvor Tina Maze erfolgreich betreute und trainierte. Die Skirennläuferin gewann drei Kristallkugeln und vier olympische Medaillen. Der bislang ungebrochene Punkterekord von 2.414 gesammelten Zählen spricht Bände und um ein Haar hätte sie auch in der Abfahrt und im Slalom alles abgeräumt. Magoni weiß, dass, wenn man als Betreuer die große Kristallkugel gewinnt und keinen Vertrag hat, es nur eine Logik ist, für viele Leute interessant zu sein.
Mehr noch: Magoni erhielt viele Anrufe. Nicht nur italienische oder schweizerische Angebote prasselten auf den Trainer ein. Er entschied sich für Slowenien; und er betont, dass die lokale Mentalität seinen Arbeitsvorstellungen entspricht. Er glaubt im Rahmen einer Pressekonferenz auch, dass dies die optimalste Lösung für ihn sein. Im Olympiawinter 2021/22 will er die junge Meta Hrovat zu einer erfolgreichen Skirennläuferin formen, aber auch Tina Robnik, Ana Bucik und Andrea Slokar das nötige Rüstzeug mitgeben. Aber alle sind sich einig, dass die 23-jährige Hrovat mehr als nur ein Juwel im slowenischen Damenteam ist.
Bei den Junioren-Weltmeisterschaften gewann sie zweimal die Goldmedaille im Slalom, und in der Kombination gab es zum Drüberstreuen zwei Silbermedaillen. Im Weltcup kletterte sie mit vier dritten Rängen viermal aufs Podest. Zudem hat Hrovat bereits Olympialuft geschnuppert. Bei den Spielen im Zeichen der fünf Ringe, die vor gut dreieinhalb Jahren im südkoreanischen Pyeongchang stattfanden, landete sie zweimal außerhalb der Top-10. Das soll sich aber nun – Magoni sei Dank – ändern.
Der Italiener unterstreicht die Wichtigkeit Olympias als Saisonziel. Mehr noch: Wenn die Damen im Weltcup einige gute Resultate erzielen und psychisch stark auftreten, könnte Slowenien bei den Spielen in der chinesischen Hauptstadt für eine Überraschung sorgen. Magoni meint nicht nur Meta Hrovat, sondern alle slowenischen Mädels. Der Erfolgstrainer geht davon aus, dass ein Podestplatz denkbar ist. Die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht und hat sich auch intensiviert. Magoni denkt sogar, dass es sechs oder sieben Namen geben kann, die auf ein Weltcuppodest im Riesentorlauf klettern können.
Vlhová, seine ehemalige „Schülerin, darf nicht fehlen. Neben dem Gewinn von WM-Medaillen und kleinen Kristallkugeln und der Dominanz in der letzten Weltcup Saison fehlt der Slowakin nur noch ein olympisches Edelmetall in ihrer Sammlung. Obwohl der Italiener eine neue Arbeit gefunden hat, spürt man seine Enttäuschung, seinen einstigen Schützling nicht nach China begleiten zu können. Auf einer Pressekonferenz deutete er an, immer noch nicht das Warum zu verstehen. Nach dem Gewinn der großen Kristallkugel fuhr er nach Jasná, wo die Slowakin einige Materialtests abspulte. Danach entschied sich Petra Vlhová, die Kooperation zu beenden. Da Magoni sich als Profi sieht, war er sicher überrascht, aber er hat gelernt, ihren Willen zu akzeptieren und er akzeptiert ihn immer noch.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: sport.aktuality.sk