Göstling an der Ybbs – Was haben Andreas Buder, Elfi Deufl, Katharina Gallhuber, Olga Pall, Thomas Sykora, Kathrin Zettel und Christoph Krenn gemeinsam? Alle aufgezählten Athletinnen und Athleten sind in Göstling aufgewachsen oder leben in der Marktgemeinde im niederösterreichischen Bezirk Scheibbs. Doch bleiben wir bei Krenn. Der 24-jährige ÖSV-Skirennläufer hat schon viel erreicht und ist noch lange nicht am Ende seiner Träume angekommen. Im Gespräch berichtet er über seine Anfänge, seinen nationalen Meistertitel, die sommerlichen Vorbereitungen und vieles mehr.
Christoph, was kannst du uns über deine Anfänge erzählen? Kannst du auch deinen sportlichen Karriereweg etwas nachskizzieren?
Schon als kleines Kind liebte ich die Bewegung in der freien Natur. Als ich 18 Monate alt war, standen meine um zwei Jahre ältere Schwester und ich erstmals auf den Brettern. Anfangs nahmen mich meine Eltern mit, und bereits am Ende der Saison konnte ich allein leichte Hänge befahren. Im Alter von dreieinhalb Jahren startete ich bei meinem ersten Kinderrennen.
Fast jeden freien Nachmittag verbrachten wir auf der Skipiste. Lustige Trainings mit den Betreuern und Trainern des SC Göstling Hochkar, meinem Heimatverein, standen auf der Tagesordnung. Im Alter von acht Jahren riss ich mir das Kreuzband im rechten Knie. Zu jener Zeit wurde das bei Kindern noch nicht operiert. So entschied ich mich auf eine alternative Behandlung und konnte alles in kurzer Zeit kompensieren.
Nach der Volksschule wollte ich unbedingt in die Michaela-Dorfmeister-Skihauptschule gehen. Dazu musste ich meine Eltern überreden, aber am Ende unterstützten sie mich auch in dieser Entscheidung. Die Schülerrennen verliefen erfolgreich; lebhaft erinnere ich mich an den ersten Platz bei dem legendären Trofeo Topolino. Das kann als inoffizielle Weltmeisterschaft für Kinder zwischen elf und 14 Jahren bezeichnet werden.
Wie ist es dann weitergegangen?
Nun ja, nach der Hauptschulzeit wechselte ich ins Trainingszentrum Waidhofen. Es war keine einfache Zeit, weil große Wachstumsschübe mir Probleme mit der Patellasehne. So fuhr ich einige Jahre unter Schmerzen. Diese schmälerten aber keineswegs die Leidenschaft für das Skifahren. Als Teenager begab ich mich unters Messer und ließ mich in der Privatklinik Hochrum wegen dem Kreuzbandriss früherer Tage operieren. Dank eines guten Aufbautrainings konnte ich wieder ins Renngeschehen einsteigen.
In der Saison 2015/16 schaffte ich aufgrund mehrerer Siege und Podestplatzierungen den Sprung in den ÖSV-Kader. Und schon kurze Zeit darauf sicherte ich meinen ersten Erfolg bei einem Europacuprennen. Da ich auf kontinentaler Ebene nach dem Ski-Winter 2017/18 im Super-G den ersten Rang in der Disziplinenwertung innehatte, konnte ich mir ein Fixticket für den Weltcup sichern und bei jedem Rennen in dieser Disziplin starten. Mit Rang sechs in Beaver Creek und Position 13 in Gröden startete ich richtig gut in die letzte Saison. Eine coole Erfahrung war es, als ich in Bormio mit einer Nummer unter den besten 20 starten konnte. Im Großen und Ganzen war die abgelaufene – meine erste – Weltcupsaison gut, und ich konnte sie sogar beim Kehraus in Andorra abschließen.
Apropos Abschluss: Du fährst im Super-G besonders gerne. Du hast bei den rot-weiß-roten Meisterschaften in dieser Disziplin gewonnen und erfahrene Weltcupathleten wie u. a. Vincent Kriechmayr hinter dir gelassen. Letzterer holte in Åre weltmeisterliches Edelmetall und kämpfte bis zum Ende um die kleine Kristallkugel. Ist dein Erfolg demzufolge ein positiver Abschluss, eine Überraschung oder eine Bestätigung deiner guten Form und deines Könnens?
Für einen Triumph bei so einem Starterfeld muss immer alles zusammenpassen. Als Überraschung habe ich den Sieg nicht empfunden. Da ich schon im Laufe der ganzen Saison über einen ziemlich guten Speed verfügte, gefällt es mir natürlich, dass ich den Winter mit dem österreichischen Meistertitel im Super-G von Saalbach-Hinterglemm beenden konnte.
Auch in der Abfahrt bist du gut unterwegs. Was zeichnet deiner Meinung nach einen kompletten Abfahrer aus? Und geht man an jede Abfahrt gleich ran?
Da jede Abfahrt einen anderen Charakter hat, muss ich letzte Frage verneinen. Nicht jede Strecke verträgt dasselbe Risiko. Bei manchen Pisten braucht es viel Gefühl, und in anderen muss man mit mehr Kaltschnäuzigkeit und Brutalität an die Sache herangehen. Ein kompletter Abfahrer, und so komme ich zu deiner ersten Frage, braucht das Gefühl zum Gleiten. Das ist bei langgezogenen und flachen Kurven der Fall. In steilen und schwierigen Passagen ist eine gute Skitechnik vonnöten. Die Routine ist dessen ungeachtet ein wichtiger Bestandteil eines gestandenen Abfahrers.
Sind durch deine letzthin erzielten Errungenschaften die Erwartungen für deine nächste Saison gestiegen? Was machst du im Sommer? Welche Ziele hast du dir gesteckt. Und wo siehst du dich in zehn Jahren?
Die eigene Erwartungshaltung steigt natürlich ständig. Das wird wahrscheinlich auch auf den kommenden Winter zutreffen. Im Moment lasse ich noch die abgelaufene Saison Revue passieren, bevor ich mich mit der genaueren Zielsetzung, die nächste Saison betreffend, auseinandersetze. Auch wenn ich noch keinen komplett durchstrukturierten Plan für die warme Jahreszeit habe, habe ich meine Ideen und ich weiß, wo es Verbesserungspotenzial gibt. Dazu berate ich mich noch mit meinem zuständigen Konditionstrainer. Im Sommer verbringe ich gerne viel Zeit zuhause. So werde ich auch versuchen, dort viele Übungseinheiten durchzuführen.
In zehn Jahren werde ich wohl zu den routinierten Speedspezialisten zählen. Ein Ziel ist es natürlich, bis dahin das eine oder andere Rennen gewonnen zu haben und gesund zu bleiben. Privat werden sich die Prioritäten kaum verändern. Die Familie wird immer das Wichtigste bleiben. Es kann gut sein, dass ich dann schon Vater bin.
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner