Sappada – Der italienische Skirennläufer Emanuele Buzzi erreichte mit dem sechsten Rang in Wengen sein bestes Resultat. Doch die Freude des Abfahrers währte nur kurz. Er brach sich nach einem Unfall unmittelbar nach der Zieldurchfahrt die Schienbeinplatte. Die Saison 2018/19 war zu Ende. Nun will sich der azurblaue Athlet wieder zurück kämpfen und auch um das Podest mitfahren.
Werfen wir einen Blick auf die Saison 2017/18. Es war der Winter, in dem du mit dem elften Platz von Kitzbühel und dem zehnten Rang von Garmisch-Partenkirchen die bislang besten Ergebnisse im Weltcup eingefahren hast. Was war der Knackpunkt, der es dir ermöglichte, diese Resultate zu erzielen?
Der Winter begann weit unter den Erwartungen, da das Gefühl nur während des Sommertrainings ausgezeichnet war. Ab Januar änderte sich jedoch etwas in mir, was mir ermöglichte, das zu Beginn der Saison verlorengegangene Selbstvertrauen wieder zu finden und nach ein paar guten Ergebnissen konnte ich meine Saison wirklich positiv beenden. Ich denke, dass es entscheidend war, dass ich mich selbst davon überzeugt hatte, dass ich während der sommerlichen Einheiten große Fortschritte gemacht hatte. Ferner erlaubte es mir, den Rennen mit der richtigen Einstellung zu begegnen, egal wie das Ergebnis ausfällt.
Nach diesen oben angeführten Ergebnissen hast du das Ticket für deine ersten Olympischen Spiele gebucht. Welche Erfahrungen hast du mit diesem Großereignis gemacht?
Es war sicherlich eine der bisher wichtigsten Erfahrungen für mich. Es war das Ziel, welches ich mir zu Beginn des Winters gesetzt hatte, aber nach den ersten Rennen sah ich es so weit weg und schier unmöglich zu erreichen. Als ich für das Team berufen und ausgewählt wurde, war die Emotion unglaublich.
Leider wurde die abgelaufene Saison durch die Schienbeinplattenverletzung im Ziel der Lauberhornabfahrt in Wengen unterbrochen. Dort hast du mit dem sechsten Rang dein bisher bestes Ergebnis im Weltcup erzielen können. Was waren deine ersten Gedanken nach deinem Unfall im Zielbereich? Hast du sofort die Schwere der Verletzung realisiert?
Sobald ich die Ziellinie überquerte, war ich sehr zufrieden, was ich auf der langen Piste geschafft habe, auch wenn ich das Ergebnis noch nicht kannte. Nach dem Zwischenfall wurde mir sofort klar, dass es etwas Ernstes war, aber mein erster Gedanke war jener über meine Position. Von dort aus verbrachte ich den ganzen Nachmittag damit, um herauszufinden, ob ich mich über mein bestes Resultat freuen oder über die Verletzung ärgern sollte. Ich hatte da schon die Befürchtung, dass ich wohl den Rest der Saison einschließlich der Ski-Weltmeisterschaften verpassen werde.
Was erzählst du uns über deine Genesung und welchen Sommerplan verfolgst du?
Ich verbrachte drei Monate auf Krücken und machte viele Physiotherapie-Einheiten. Ich pendelte zwischen dem Schwimmbad und dem Fitnessstudio. Ich fühle mich jetzt viel besser und ich konnte schon Anfang Juli wieder meine Skier anziehen. Von nun an werden meine Mannschaftskollegen und ich ein Trainingslager auf dem Stilfser Joch verbringen, ehe wir am 19. August nach Ushuaia aufbrechen werden.
Was sind deine nächsten Ziele und wie stellst du dir deine Reise vor, um sie zu erreichen?
Während meiner gesamten Laufbahn habe ich immer an die Bedeutung eines stetigen Wachstums in Bezug auf die körperliche Vorbereitung und die Resultate geglaubt. Das Rennen ist das Endergebnis, aber das Bedeutsamste ist, dass man während des gesamten Winters konstant bleibt. Dies ist der Schlüssel, um eines Tages, bei einem Rennen im Ski Weltcup, den ersten Platz zu erreichen.
Wie wichtig sind für dich die körperlichen und mentalen Aspekte in deiner Disziplin?
Meiner Meinung nach haben diese beiden Aspekte fast den gleichen Wert. Meine geistige Vorbereitung kann definitiv verbessert werden.
Das italienische Speedteam ist wirklich stark. Was sind die Vor- und Nachteile für dein professionelles Wachstum, wenn du an das Training mit Athleten wie Dominik Paris, Peter Fill und Christof Innerhofer denkst?
Bis dato war es nur positiv für mein berufliches Wachstum und Vorankommen. Das Training und das „Leben“ neben Spitzensportlern mit so viel Erfahrung ermöglichte es mir, viel zu lernen. Also versuche ich, von jeder Situation irgendwie zu profitieren.
Wie kann man sich, während der Vorbereitung und der Saison, das Leben innerhalb des Teams vorstellen?
Im Unterschied zu anderen Mannschaften haben wir das Glück, im Winter einige Tage zuhause verbringen zu können. Unser Leben ist unberechenbar und es macht es noch schwieriger, Beziehungen zur Familie und zu Freunden zu pflegen, aber ich habe mich daran gewöhnt. Ich würde es auch nicht ändern.
Was können wir über Emanuele Buzzi ohne Skier erfahren? Was wäre dein perfekter Lebensstil und was sind deine Hobbys?
Ich bin sowohl ein geselliger als auch ein ruhiger Mensch. Ich liebe es, mit Freunden zusammen zu sein und die Natur meines Heimatortes Sappada in den Dolomiten zu genießen. Überdies liebe ich es, Golf zu spielen und Fernsehserien anzuschauen.
Übersetzung für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: www.fis-ski.com