10 Oktober 2021

Lara Gut-Behrami ist mit ihrem Leben im Reinen

Lara Gut-Behrami ist mit ihrem Leben im Reinen (Foto: © HEAD/Alain GROSCLAUDE/AGENCE ZOOM)
Lara Gut-Behrami ist mit ihrem Leben im Reinen (Foto: © HEAD/Alain GROSCLAUDE/AGENCE ZOOM)

Sorengo – Die eidgenössische Skirennläuferin Lara Gut-Behrami wurde nach erfolglosen Saisons oft abgeschrieben. Doch im vergangenen Winter kehrte sie mit großartigen Ergebnissen zurück. Sie dominierte die Super-G-Szene und krönte ihre Anwesenheit bei der Ski-Weltmeisterschaft mit dem Gewinn dreier Medaillen. Und wäre das Wetter beim Saisonkehraus in der Lenzerheide nicht schlecht gewesen, hätte sie möglicherweise die Slowakin Petra Vlhová, die am Ende die große Kristallkugel gewann, wohl noch länger geärgert. Beim beinahe bedeutungslosen Riesentorlauf gab die Schweizerin nach zwei Toren auf. Viele spekulierten mit einem möglichen Boykott; Gut-Behrami verneinte diese Gerüchte rund um den Abbruch ihres Rennens und sprach von einer Müdigkeit.

In einem Interview mit der NZZ am Sonntag beteuerte die Tessinerin, dass es kein Moment ist, den sie erwähnen möchte. Sie erinnerte sich noch gut daran, dass sie im Starthaus stand und das Gefühl verspürte hatte, etwas zu verpassen. Vor dem Rennen selbst hatte sie versucht, aufzuwachen und sich zu konzentrieren. Es klappte nichts, und sie dachte auch, dass sie stürzen und sich verletzen könnte.

Gut-Behrami sieht das Verhalten der Öffentlichkeit und insbesondere in den sozialen Netzwerken als Ursache für emotionale Spannungen und folglich schlechte Ergebnisse. Die Swiss-Ski-Dame ging sogar noch weiter und erwähnte den Druck, den man als Sportler verspürt. Er hat eigentlich oft nichts mit der Leistung an sich zu tun; es ist vielmehr eine Mischung aus Erwartungen, Kritiken und Angriffen auf eine Person. Daraus resultieren Selbstzweifel, von denen es am Ende zu viele gibt.

Auch wenn es kompliziert klingt, will die Schweizerin dafür Sorge tragen, dass es die Öffentlichkeit versteht, dass ein Sportler nur ein Mensch ist. In schweren Situationen würde es dann oft etwas weniger Humbug erfordern. Und dennoch: Jeder kann natürlich seine eigene Meinung haben, aber manche Leute denken nicht so viel. So nehmen sie ihre Handys und twittern, als wären sie Professoren für alles. Gut-Behrami findet es in Ordnung, dass jeder seine Meinung vertritt, aber sie stellt sich die Frage, aus welchem Grund das die ganze Welt immer alles wissen muss.

Da der Druck sehr groß war, zog sie von der Schweiz nach Italien. Die Skirennläuferin mag es nicht, wie ein verrückter und verantwortungsloser Teenager eingesperrt zu werden. Es ist sehr anstrengend und wird in ihren Augen immer schwieriger, damit umzugehen. Wenn man ins Ausland geht, hat man das Gefühl, dass dort die Menschen weiter von einem entfernt sind. Wenn man sich mit ihnen nicht fotografieren will, ist das in Ordnung. In der Schweiz kann man sich das nicht leisten, so Gut-Behrami. Außerdem findet es die Eidgenossin traurig, dass die Leute in ihrer Heimat nicht immer die Privatsphäre respektieren.

Die 30-Jährige hat sich aus den sozialen Netzwerken zurückgezogen und sagt, dass diese Distanz es ihr erlaubt, eine Spitzensportlerin zu bleiben. Medienarbeit kostet viel Energie, und irgendwann wurde ihr klar, dass, wenn sie noch ein paar Jahre Ski fahren möchte, sie sich auf das fokussieren muss, was nötig ist. Und das ist in ihren Augen der Sport, das Training, das Bergsteigen, das Skifahren… sie hat jetzt das Gefühl, dass sie wieder mit sich im Reinen ist und sie Herrin über ihr Leben ist.

Im April wurde Gut-Behrami 30 Jahre alt, und obwohl sie etwas älter als ihre direkten Rivalinnen ist, weiß sie mit zunehmendem Alter genauer, wie sie sich auf die neue Saison vorbereiten muss. Sie gibt auch offen zu, dass es nicht mehr so einfach wie früher ist. Ihre Kraft lässt beim Training schneller nach. Die Erholungszeiten werden länger, die Belastungen sind anders, und wenn sie etwas falsch macht, tut es ihr mehr weh. Ein vier- bis fünftägiges Pistentraining ist schon eine Obergrenze. Dann wird die Müdigkeit spürbar. Trotzdem berichtete sie, dass sie technisch gut fahre und nicht so viele Trainingskilometer brauch. Als sie jünger war, waren sechs oder sieben Trainingstage am Stück kein Problem. Oftmals waren die Blöcke noch länger. Aber die Schweizerin nimmt sich das Recht, abzuschalten und früher nach Hause zu fahren.

Der Herren Ski Weltcup Kalender der Saison 2021/22  

Der Damen Ski Weltcup Kalender der Saison 2021/22  

Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner

Quelle: sport.aktuality.sk

Verwandte Artikel:

Kirchenkarpiste in Gurgl (AUT)
LIVE: Ski Weltcup Slalom der Damen in Gurgl 2024 am Samstag - Vorbericht, Startliste und Liveticker - Startzeiten: 10.30 Uhr / Finale 13.30 Uhr

Am Samstag, den 23. November 2024, feiert der Ski-Weltcup in Gurgl ein historisches Ereignis: Zum ersten Mal treten die besten Skirennläuferinnen der Welt auf der spektakulären Kirchenkarpiste in Hochgurgl an. Die traditionsreiche Piste, bekannt für ihre steilen Hänge und technischen Herausforderungen, verspricht ein hochkarätiges Rennen vor der beeindruckenden Kulisse des Ötztals. Mit dem ersten Durchgang… LIVE: Ski Weltcup Slalom der Damen in Gurgl 2024 am Samstag – Vorbericht, Startliste und Liveticker – Startzeiten: 10.30 Uhr / Finale 13.30 Uhr weiterlesen

Marcel Hirscher (AUT)
UPDATE: Hirscher bestätigt Start beim Gurgl-Slalom

Es ist offiziell: Marcel Hirscher wird am Sonntag (10.30/13.30 Uhr, ORF1) beim Heim-Slalom in Gurgl an den Start gehen. Nach seinem enttäuschenden Saisonauftakt in Levi hatte der achtfache Gesamtweltcup-Sieger seinen Start in Gurgl zunächst offengelassen. Doch nun steht fest: Die heimischen Fans dürfen sich auf einen weiteren Auftritt von Hirscher freuen. Der Slalom in Gurgl… UPDATE: Hirscher bestätigt Start beim Gurgl-Slalom weiterlesen

Mikaela Shiffrin (USA)
Shiffrin jagt ihren 100. Weltcupsieg - Schweizer Talente hoffen auf Überraschung

Am Samstag feiern die Damen in Gurgl ihre Ski Weltcup Slalom Premiere. Die malerisch gelegene Kirchenkarpiste auf 2200 Metern Höhe, bekannt als das höchstgelegene Nicht-Gletscherskigebiet der Alpen, wird zur Bühne für ein packendes Rennen. Nach dem erfolgreichen Debüt mit den Herren in der letzten Saison hat Gurgl nun auch ein Frauen-Weltcup-Rennen in den Kalender aufgenommen.… Mikaela Shiffrin jagt ihren 100. Weltcupsieg – Schweizer Talente hoffen auf Überraschung weiterlesen

Manuel Feller (AUT)
Heimspiel für Manuel Feller in Gurgl: Kampfmodus aktiviert

Nach dem enttäuschenden Saisonauftakt in Levi stehen die ÖSV-Herren beim Ski Weltcup Heimslalom in Gurgl am Sonntag (10.30 Uhr und 13.30 Uhr) unter Zugzwang. Manuel Feller, einer der Top-Favoriten, will dort nicht nur Wiedergutmachung betreiben, sondern auch an seine Erfolge des letzten Jahres anknüpfen. Ein schwieriger Saisonstart Der Tiroler erlebte bisher einen holprigen Beginn in… Heimspiel für Manuel Feller in Gurgl: Kampfmodus aktiviert weiterlesen

Lara Gut-Behrami (SUI)
Training, Knie und Sponsoren: Lara Gut-Behrami im Trainingscamp in Copper Mountain

Lara Gut-Behrami konzentriert sich nach einem turbulenten Saisonstart auf die Vorbereitung in Copper Mountain (USA). Die Schweizerin trainiert dort gezielt für die anstehenden Ski Weltcup Speed-Rennen, möchte aber auch beim Riesenslalom in Killington an den Start gehen – trotz früherer Knieprobleme. Ein holpriger Saisonbeginn Der Auftakt in Sölden verlief alles andere als optimal für Gut-Behrami.… Training, Knie und Sponsoren: Lara Gut-Behrami im Trainingscamp in Copper Mountain weiterlesen

Banner TV-Sport.de