Am Montagabend war Lindsey Vonn für ein exklusiv Interview zu Gast bei Servus TV. Im „Sport und Talk“-Gespräch mit Christian Brugger im Hangar 7 in Salzburg, nahm die US-Amerikanerin Stellung zu ihrem angekündigten Rücktritt, sprach über ihre Verletzungen und über ihre Zukunftspläne.
Lindsey Vonn: „Es geht mir allgemein gesehen gut, aber nicht so gut wie ich es mir für meine Rückkehr gewünscht hätte. Nach der Verletzung war der Weg zurück nicht einfach für mich. Das Rennwochenende in Cortina war wirklich schwer. Ich bin mit viel Zuversicht nach Cortina gekommen. Das Knie war in Ordnung, aber dann wurden die Schmerzen immer schlimmer. Ich konnte keinen Druck auf die Ski geben. Zusätzlich war es, da es die letzten Rennen meiner Karriere in Cortina waren, sehr emotional für mich. Jetzt habe ich eine Woche Pause gehabt, Therapie gemacht und fühle mich besser. Morgen werde ich wieder auf die Piste gehen und schauen wie das Skifahren geht.
Nach meiner Verletzung im November, hätte ich eigentlich eine längere Pause einlegen sollen. Ich habe dann für das Comeback in Cortina trainiert, und dachte ich bin bereit. Doch dann hatte ich ein Problem mit dem anderen Knie, dass so angeschwollen war, dass es auf den Wadenbeinnerv drückte. Ich hatte keine Kontrolle über mein Bein. Diese Situation war auch schwierig für den Kopf. Eigentlich habe ich immer Schmerzen, aber trotzdem kann ich Druck auf den Ski geben, im letzten Rennen in Cortina ging das aber nicht mehr.
Zu dem Zeitpunkt wo ich das Interview gegeben habe, wusste ich noch nicht was es für eine Verletzung war. Ich habe nur gespürt, dass ich keine Kraft habe und mein Knie nicht funktioniert. Wenn ich weiter solche Schmerzen hätte, würde es keinen Sinn mehr machen. Aber jetzt habe ich die Hoffnung, dass wir doch noch eine Lösung für dieses Problem finden und es für mich noch weitergehen kann.
Morgen muss ich schauen wie es mir auf den Skiern geht, und dann hoffe ich dass ich mich noch etwas auf die Ski-WM vorbereiten kann. Bis jetzt habe ich so viel Therapie gemacht wie nur möglich war.
Ich bin bereit für die Zeit nach meiner Karriere als Skirennläuferin. Aber ich hoffe dieser Moment ist nicht jetzt, und ich kann noch etwas weiterfahren. Im Kopf habe ich immer noch sehr viel Kraft, aber im Körper habe ich leider nicht mehr so viel wie ich brauchen würde. Nach der Karriere will ich auch noch richtig gehen und Skifahren können. Man muss sich auch Gedanken über die Zukunft machen.
Wenn ich fahre, fahre ich immer am Limit, immer Vollgas, immer die schnellste Linie. Wenn ich aber diese Linie nicht mehr halten kann, weil mein Körper nicht mehr mitspielt, ist Rennfahren auch kein Thema mehr für mich. Ich habe immer gesagt, ich werde wissen wenn die Zeit kommt wo es vorbei ist. Wenn ich nicht mehr meine Leistung bringen kann, wenn ich nicht mehr um den Sieg fahre, höre ich auf.
Ich hatte immer Ziele in meiner Karriere und habe diese Ziele auch immer erreicht. Wenn ich jetzt den Rekord von Ingemar Stenmark nicht brechen kann, wird das im Herzen sicher wehtun, aber ich habe immer alles gegeben, immer gekämpft. Die letzten sechs Jahre gab es keine Zeit wo ich keine Therapie machen musste. Ich konnte morgens nie aufstehen ohne dass ich Schmerzen hatte. Wenn ich nur mit 82 Weltcupsiegen abtrete bin trotzdem sehr, sehr happy.
Um noch eine weitere Saison zu fahren, oder mir eine Auszeit zunehmen, dafür bin ich schon zu alt. Spätestens nach Lake Louise ist Schluss und dann ist es Zeit für ein neues Kapitel.“