Die Meldung des alpinen Skiwochenendes war für uns Deutsche die über den Kreuzbandriss bei Andreas Sander. Wie bei Thomas Dreßen also die Diagnose und das damit verbundene Saisonaus-kein Start bei der WM in Are, keine Jagd auf Medaillen. Natürlich ist das für die deutschen Alpin-Männer ein Schlag ins Kontor, nachdem in der letzten Saison so viele positive Ansätze vorhanden waren, die in dieser Saison verdichtet werden sollten. Auch im Slalom-Team herrscht Unruhe, weniger geht es hier um Verletzungen, die ein Felix Neureuther nun ja mehr oder minder abgeschüttelt hat als um den aktuellen Leistungstand beziehungsweise die Erfolgsausbeute. Linus Straßer erklärte vor laufender Kamera seine Unzufriedenheit, nachdem in Zagreb von sieben deutschen Startern nur zwei in den Finallauf kamen : „Jeder hat so seine Baustellen“.
Das Bild der Baustelle ist kein schlechtes, Leistungssport ist eben ein wenig Baustelle, nie ist Stillstand, immer muss man an jeder Ecke werkeln und schleifen, um die ambitionierten Ziele zu erreichen. Auf einer Baustelle sollte man aber nicht bejammern, das irgendwo etwas eingerissen ist, das irgendetwas noch nicht zu Ende gefasst ist, sondern man sollte sich vor Augen halten, was schon steht, um sich für das zu motivieren, was noch fertiggestellt werden muss. So müssen es die Deutschen jetzt halten.
Was steht denn schon?
Bei den Herren ist Felix Neureuther im Begriff an die alten Leistungsstärken zu gelangen. Die Verletzungen sind aus dem Bewusstsein, er kann sich wieder aufs Fahren konzentrieren und hat sehr wohl Leistungsstärke gezeigt, als er in Zagreb im zweiten Durchgang gar 15 Plätze gutmachte. Felix braucht nun Fahr-und Wettkampfpraxis, die er in den Slalom-Wettbewerben vor Are auch bekommt. Sollte er nun langsam die Form aufbauen und gesund bleiben, ist er für mich beim Weltmeisterschaftsslalom in Are im erweiterten Favoritenkreis; dort befindet sich selbstverständlich auch Viktoria Rebensburg, die knapp am ersten Weltcup-Sieg der Saison vorbeifuhr, aber ein starkes Ausrufezeichen setzte. Im Riesenslalom kann sie Weltmeisterin werden und das kann freilich nicht jede von sich behaupten.
Positiv stechen auch die vielen WM-Qualifikationen im deutschen Team hervor; Christina Geiger hat am Wochenende nun auch ihr Ticket nach Schweden gezogen, wie Wenig, Weidle, Rebensburg und Dürr zuvor.
Als deutsches Team würde ich mich ganz und gar auf den Saisonhöhepunkt konzentrieren und alles tun, um auf diesen optimal vorbereitet zu sein. Meine Prognose geht tatsächlich dahin, dass die deutschen mit einigen Überraschungen aus Are zurückkommen werden, wenn sie in den verbleibenden Wochen ihre Hausaufgaben machen und sich nicht selbst bejammern.
Also, ran an die Baustellen !
Herzlichst
Martina Ertl