Moncalieri – Der italienische Ski Weltcup Rennläufer Mattia Casse ist 30 Jahre alt. Oft wurde er als Talent verschrien, doch jetzt möchte er seine Reifeprüfung bestehen. In der letzten Saison fuhr er dreimal im Super-G auf Platz fünf. Der azurblaue Speedspezialist kann, schenkt man seinem Teamkollegen Dominik Paris Glauben, ein Podestkandidat der Zukunft sein.
Vor zehn Jahren wurde Casse im französischen Megève Junioren-Abfahrtsweltmeister. Doch der 1990 geborene Athlet benötigte lange, um den Durchbruch zu schaffen. Endlich kann er sein Talent zeigen und die Resultate erzielen, auf die alle schon seit Langem gewartet hatten. Im letzten Winter schnupperte er am Podest und in der WM-Saison 2020/21 will er mehrere Male unter die besten Drei fahren.
Blicken wir auf das Jahr 2015. Am Vorabend Nikolaustages, an dem Marcel Hirscher sensationell den Super-G gewann, zeigte Casse seine fahrerische Klasse und wurde Vierter. Man kann sagen, dass sich der azurblaue Athlet vorzeitig beschenkte. Dass er auf den, auf Platz drei fahrenden Lokalmatador Andrew Weibrecht, nur einige Hundertstelsekunden einbüßte, machte nichts. Der Italiener konnte auf seine Leistung stolz sein.
Nicht einmal acht Wochen später gastierte der Weltcupzirkus in Kitzbühel. Auf der Streif wurde ein Super-G ausgetragen. Mit dem erzielten siebten Rang zeigte Casse eindrucksvoll seine Klasse, ehe der Skirennläufer aus Italien in ein Loch fiel. Bei der Ski-WM in St. Moritz, also zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, zog er sich eine Fraktur des rechten Knöchels zu. Diese Verletzung zwang ihn, sich im Sommer unters Messer zu legen.
Ohne bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Südkorea an den Start zu gehen, biss Casse die Zähne zusammen. Mit der notwendigen Moral und dem Kampfgeist ausgestattet, verlief die Saison 2018/19 etwas schwierig. Man wusste nicht, wo der Mann aus dem Piemont stehen würde. Seine Rennen verliefen etwas verhalten; vorsichtig kämpfte er sich zurück. Im Europacup siegte er zum fünften Mal in einem Rennen und zum dritten Mal in Wengen. Und bei der Ski-WM in Åre konnte er mit dem achten Rang im Super-G wieder überzeugen.
Voller Motivation und Ehrgeiz begab sich Casse in das letztjährige Sommertraining, welches reibungslos verlief. Zu Beginn der abgelaufenen Saison klassierte er sich im Super-G von Lake Louise auf dem fünften Endrang. Wäre er um einen Hauch – oder umgerechnet um elf Hundertstelsekunden – schneller gewesen, hätte er vom Podium gelächelt. In Kitzbühel und Saalbach-Hinterglemm egalisierte er gleich zweimal das zweitbeste Ergebnis seiner Karriere. Diese guten Resultate zeigen eindeutig, dass der azurblaue Skirennläufer auf dem Weg zurück ist und dass er eine gewisse Konstanz gefunden hat, die einen mittlerweile reifen Athleten auszeichnen. In der Disziplinenwertung belegte er am Ende der aufgrund der Corona-Pandemie allzu früh beendeten Saison den sechsten Platz.
In der Abfahrt hat Casse ohne Zweifel noch etwas Luft nach oben. In Kvitfjell, Kitzbühel und Wengen fuhr er unter die Top-15 und kam somit zu vielen Weltcup Zählern. Und Dominik Paris, der von seinem Mannschaftskollegen überzeugt ist, weiß, dass der Mann aus dem Piemont in jedem Rennen um eine Spitzenposition mitfahren kann. Der Junge ist mehr als nur berufen, eine Referenz zu werden. Bleibt zu hoffen, dass sich im Hinblick auf den bevorstehenden Winter mit der Heim-WM vor Augen Casse weiterhin von seiner besten Seite zeigen wird. Und wer weiß, vielleicht klettert er vorher schon aufs Podest.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: neveitalia.it