Am 27. Oktober beginnt in Sölden die Saison eins nach Marcel Hirscher. Der Sportliche Leiter der ÖSV-Herren, Andreas Puelacher, spricht im SKI AUSTRIA Interview über den Rücktritt des achtfachen Gesamtweltcupsiegers, mögliche Kristallkugeln und einen dicht gedrängten Terminkalender.
SKI AUSTRIA: Nach dem Rücktritt von Marcel Hirscher stellt der Österreichische Skiverband nicht mehr den ersten Anwärter auf den Gesamtweltcup. Wie siehst du die Situation?
ANDREAS PUELACHER: Wir starten in eine Saison mit neuen Vorzeichen. Favoriten sind sicher andere. Als ersten Anwärter auf die große Kristallkugel sehe ich Alexis Pinturault. Henrik Kristoffersen hat sicherlich auch sehr gute Chancen und vielleicht ist auch Marco Odermatt aus der Schweiz ein Kandidat. Wir werden versuchen, solange wie möglich um den Gesamtweltcup mitzukämpfen, ob es uns gelingt, werden wir sehen.
Könnte es auch einen Überraschungsmann geben?
Ich glaube schon, weil jetzt bekommen die zwei Favoriten Pinturault und Kristoffersen Druck. Beide müssen jetzt liefern und zahlreiche Podestplätze einfahren. Ist das nicht der Fall, wäre es die Chance für einen Überraschungsmann.
Wie sehr schmerzt der Rücktritt von Marcel Hirscher?
Wenn man den besten Athleten verliert, schmerzt das natürlich sehr. Aber wir sind gut und breit aufgestellt. Wir haben ein starkes Team, entsprechend positiv blicke ich dem Saisonstart entgegen.
Wer könnte, aus deiner Sicht, in die Fußstapfen von Marcel treten?
Ich möchte mich hier nicht auf einen Namen festlegen. Wir haben gute Leute. Man wird sehen, wer die Chance hat, um eine Kugel mitzufahren.
Es ist eine „Übergangssaison“ ohne WM oder Olympische Spielen. Welche Ziele hast du dir gesteckt?
Die Ziele sind immer dieselben. Ich möchte eine kompakte Mannschaft haben, die in jeder Disziplin um Siege, Podestplätze und auch um Kugeln mitfahren kann.
Wo siehst du die größten Chancen auf eine Kristallkugel?
Ich glaube, wir haben in jeder Disziplin eine Chance. Bei den Technikern haben wir sehr gute Athleten, die sicher die Möglichkeit haben. Der große Wunsch von uns allen ist eine Kugel in den Speed-Disziplinen. Die Mannschaft von Sepp Brunner ist sehr gut, und ich traue mich zu behaupten, dass wir hier zu den Favoriten zählen.
Im Februar findet in China der Testevent für die Olympischen Winterspiele statt. Was erwartet dort die Athleten?
Wir haben Informationen zu den Schneebedingungen vor Ort. Die sind sehr speziell. Wir werden mit dem Speed Team früher nach China reisen, damit sie sich an die Gegebenheiten und Schneebedingungen besser anpassen können.
Es steht erneut eine sehr intensive Saison vor der Tür. Sind im FIS-Terminkalender zu viele Rennen?
Ja. Für mich ist das unverständlich. Der Ball liegt hier definitiv bei der FIS. Die Belastung für die Athleten ist riesengroß. Durch diesen Terminkalender gibt es auch keine Allrounder mehr. Athleten können nicht mehr drei, vier Disziplinen fahren. Es fehlt ihnen das Training, die Reisestrapazen sind enorm und es bleibt keine Zeit für Regeneration und die so wichtige Materialabstimmung.
Die Saison beginnt traditionell am Rettenbachferner hoch über Sölden. Was erwartest du dir vom ersten Riesentorlauf?
Die Ausgangsposition ist für uns nicht gerade günstig. Wir haben einige Athleten mit höheren Startnummern, die sich erst nach vorne kämpfen müssen. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir im Riesentorlauf bis Mitte der Saison wieder eine kompakte und schlagkräftige Mannschaft haben.
Nach dem Rücktritt von Hirscher ist Manuel Feller die neue Nummer eins im RTL-Team. Liegen die größten Hoffnungen auf ihm?
Klar, Manuel ist sicher einer, der in Sölden um das Podium mitfahren kann.
Danke für das Gespräch!
Quelle: www.OESV.at