7 Mai 2020

Skiweltcup.TV kurz nachgefragt: Heute mit Elena Curtoni

Skiweltcup.TV kurz nachgefragt: Heute mit Elena Curtoni (Foto: © HEAD/Christophe Pallot/Agence Zoom)
Skiweltcup.TV kurz nachgefragt: Heute mit Elena Curtoni (Foto: © HEAD/Christophe Pallot/Agence Zoom)

Cosio Valtellino – Die 1991 geborene italienische Ski Weltcup Rennläuferin Elena Curtoni fährt in den Speeddisziplinen. Auch ihre um fünf Jahre ältere Schwester Irene geht im Ski Weltcup auf Punktejagd. Als Juniorin konnte sich Elena über den Gewinn zweier Medaillen bei Weltmeisterschaften freuen. In der Vergangenheit musste sich die azurblaue Athletin oft mit Verletzungen herumplagen. So zog sich die Angehörige der Heeressportgruppe beispielsweise im November 2017 in Copper Mountain einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu.

Nach einer Zeit voller Opfer und Entbehrungen raste sie für viele überraschend am 25. Januar 2020 im bulgarischen Bansko zu ihrem ersten Sieg im Weltcup. Im Skiweltcup.TV-Interview sprach sie mit uns über die gegenwärtige Corona-Pandemie, den abgelaufenen Winter, die Rücktritte von Elena Fanchini, Nadia Fanchini und Hanna Schnarf, aber auch über die Heim-Weltmeisterschaft in Cortina d’Ampezzo.

Elena, in der Sportwelt mussten aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie viele Sportgroßereignisse abgesagt oder verschoben werden. Dazu gehören unter anderem die Eishockey-WM in der Schweiz, die French Open oder die Olympischen Sommerspiele in Tokio. Wie gehst du mit dieser Situation um und wirst du als Sportfan diese Veranstaltungen vermissen?

Es ist wirklich schade, die Olympischen Sommerspiele in diesem Jahr nicht zu verfolgen. Ich genieße es wirklich, zuzusehen, wie sich Athleten aus anderen Disziplinen für eine Medaille in die Waagschale werfen. Glaube mir, das ist eine der höchsten Bestrebungen eines jeden Sportlers.

Aber im Momentan gehört der Wettkampf nicht zum mentalen Status von uns Athleten; wir können alle noch an diesem bösen Virus erkranken. Er macht keinen Unterschied, also müssen wir an die Andere und an uns denken und unseren „Sport-Egoismus“ ein wenig beiseitelassen.

Was können wir über deine vergangene Ski Weltcup Saison herausfinden? Welche Note würdest du dir selbst geben? An welches Rennen denkst du gerne zurück, und welchen Einsatz möchtest du so schnell wie möglich aus deinem Gedächtnis löschen?

Es war für mich eine wichtige Saison. Ich war endlich bereit und habe sie, nachdem ich körperlich gut trainiert habe, gemeistert und nach drei, von Verletzungen geprägten Jahren konnte ich es kaum erwarten, mich in die Rennen zu stürzen. Vielleicht habe ich nicht so viel gezeigt, wie ich konnte. Ich habe über die ganze Saison noch zu viele Fehler gemacht.

Das Wochenende in Bansko ist mir auf jeden Fall in positiver Erinnerung. Der erste Sieg, aber schon der vierte Platz hat mich glauben lassen, dass der Weg, auf dem ich mich befinde, der richtige ist. Und meine Gedanken führen mich oft zurück nach Bulgarien! Unter den zu streichenden Rennen wüsste ich nicht, was ich sagen soll. Ich bin sicher, dass man aus den negativen Erfahrungen viel mehr als aus den positiven lernt. Deshalb denke ich, dass ich alles bestmöglich ausgleiche.

Marta Bassino, Elena Curtoni und Federica Brignone feierten dreifach Sieg in Bansko
Marta Bassino, Elena Curtoni und Federica Brignone feierten dreifach Sieg in Bansko

Im abgelaufenen Winter überzeugte die azurblaue Skinationalmannschaft der Damen mit außergewöhnlichen Leistungen. Nicht nur Federica Brignone mit dem Gewinn der großen Kristallkugel kann als Siegerin bezeichnet werden. Wie ist das Klima innerhalb des Teams, selbst wenn mit den Nadia und Elena Fanchini und mit Hanna Schnarf drei Leistungsträgerinnen ihre Karrieren beendet haben? Wie pusht man sich gegenseitig zu Höchstleistungen, und wie kann man allgemein voneinander lernen?

Es hat sich in diesem Jahr ein wenig nach einem Generationswechsel angefühlt. Wir haben unsere Veteraninnen vermisst, und sie werden uns vermissen. Jetzt übernehmen die Athletinnen, die in den 1990er-Jahren geboren sind, die Rolle der Kapitäninnen. Wir – und da meine ich Federica (Brignone), Francesca (Marsaglia), Sofia (Goggia) und mich – sind zusammen aufgewachsen wie es Nadia (Fanchini), Elena (Fanchini) und Hanna (Schnarf) waren. Wir tragen Werte weiter, die in diesen Jahren im Ski Weltcup gelernt haben.

Wir sind uns bewusst, dass ein starkes Team sich entwickelt, wenn eine Athletin zu einem starken Ergebnis kommt. Dann werden die anderen von ihr angezogen; im Training stehen wir uns gegenüber und wir wissen, dass wir unser höchstes Niveau erreichen können.

Was würdest du dir, wenn die gute Fee mit der Erfüllung der drei bekannten Wünsche an deine Türe klopfen würde, wünschen? Ist der Gewinn einer WM-Medaille vor heimischem Publikum in Cortina d’Ampezzo ein realistischer Wunsch oder ist das zu viel des Guten?

(lacht) Es wäre schön, die Fee zu sehen! Ich arbeite schon sehr viel; ich habe viele Ziele im Kopf. Es ist aber das Wichtigste, jeden Tag immer das Beste zu geben und auf der ganzen Strecke das Maximum meines Könnens zu zeigen. So kann ich auch jenen Samstag in Bulgarien wiederholen. Vielleicht gelingt mir das gerade bei den alpinen Ski-Welttitelkämpfen in Cortina. Das wäre großartig.

Aber wie sagt man so schön. Man denkt nicht an die Ziellinie, sondern an den Weg, den man einschlägt.

Elena Curtoni: „Harte Arbeit zahlt sich immer aus!“ (© Archivio FISI/Gabriele Facciotti/Pentaphoto)
Elena Curtoni: „Harte Arbeit zahlt sich immer aus!“ (© Archivio FISI/Gabriele Facciotti/Pentaphoto)

Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner

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