Innsbruck/Bruckmühl – Die junge deutsche Skirennläuferin Sophia Arzberger kämpft sich nach einer schweren Verletzung wieder zurück. Es war alles andere als einfach. Die bayrische Frohnatur, die in Innsbruck studiert, hat ihren Mut nicht verloren. Sie will bald auf den Skiern stehen und mit einer Crowdfunding-Kampagne auf sich aufmerksam machen. Wir baten die Technikspezialistin zum Gespräch.
Sophia, du bist eine junge und vielversprechende DSV-Zukunftsaktie im alpinen Skirennsport. Du bist im September 2020 zu Sturz gekommen. Dabei hast du dir alle drei Außenbänder und zwei Sehnen im Sprunggelenk gerissen und zusätzlich im Knie verletzt. Was können wir sowohl über deine sommerlichen Trainingseinheiten auf dem Weg zurück als auch über deinen, hoffentlich mehr als zufriedenstellenden Genesungsverlauf in Erfahrung bringen, zumal du ja zwei Saisonen auslassen musstest?
Mein Weg zurück war die letzten zwei Jahre alles andere als einfach. Die Verletzung im Sprunggelenk war doch deutlich schwerer, als anfangs gedacht, und vor allem die Sehnenverletzung machte enorme Schwierigkeiten. Die Heilung verlief alles andere als nach Plan, doch jetzt, zehn Wochen nach meiner letzten Operation, bin ich zuversichtlich und motivierter als je zuvor stärker wieder zurückzukommen.
Natürlich brauchen mein Körper und vor allem mein Sprunggelenk noch viel Zeit, sich von den ganzen Strapazen zu erholen, aber ich bin zuversichtlich, in dieser Saison endlich wieder auf den Skiern zu stehen. Mein Sommer sah dieses Jahr natürlich ganz anders aus als normal, da durch den chirurgischen Eingriff im August zuerst wieder viele Physio- und Reha-Einheiten auf dem Programm standen, aber ich habe die Zeit gut genutzt und mich vor allem mental extrem weiterentwickelt.
Durchs „Basefive“ habe ich in Innsbruck nicht nur super Trainer und Physios gefunden, sondern auch eine richtig coole, familiäre Gemeinschaft, die immer für mich da ist und mich bei allem unterstützt. In diesem Sinne möchte ich die Gelegenheit nutzen, um Chrie, Myri, Olli, David, Tami, Dani und allen anderen, die mir immer den Rücken stärken, danken. Ihr seid die Besten und ohne euch wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin!
Du studierst in Innsbruck Sportwissenschaften. Auf diese Weise kann man durchaus behaupten, dass du dein bisheriges Leben dem Sport gewidmet hast. Weshalb ist es bedeutsam, Sport auszuüben, und warum darf er als gesellschaftspolitischer Teil unseres Lebens nie und nimmer verschwinden?
Mal ganz davon abgesehen, ist Sport und vor allem Outdoor-Sport das absolut beste Gefühl der Welt. Er ist für unsere Gesundheit extrem wichtig, um einerseits fit zu bleiben und so Krankheiten vorzubeugen, aber andererseits auch, um einen Ausgleich zum stressigen Arbeitsleben zu schaffen.
Sport ist gesund, sowohl für unsere Gelenke als auch für unser Immunsystem und erst recht für unsere Psyche. Nach einem stressigen Tag eine Runde auf einen Berg zu gehen und mal komplett abzuschalten, ist das Beste, was man machen kann. Das gilt natürlich für jede Sportart, und es ist egal, ob es sich hierbei um Yoga, Biken, Skifahren oder etwas anderes handelt.
Ein extrem wichtiger Punkt für mich persönlich ist auch, dass Sport uns verbindet. Man hat die Möglichkeit, ganz viele neue und gleichgesinnte Menschen kennenzulernen, und nimmt dabei auch sehr viel fürs Leben mit.
Auch wenn du eine dynamische, talentierte Skirennläuferin bist, die hoffentlich noch eine lange sportliche Laufbahn professionalisieren und weiterverfolgen möchte, will ich von dir wissen, was du abseits der Piste und neben den Lehrveranstaltungen auf der Universität machst? Bleibt da Zeit noch für zeitaufwändiges Hobby?
Auch wenn nicht allzu viel Zeit bleibt, versuche ich immer, einen guten Ausgleich zwischen Skialltag, Uni und Freizeit zu schaffen. Ich liebe es draußen in der Natur zu sein; deshalb verbringe ich so gut wie jede freie Minute am Berg, egal ob beim Wandern, Klettern oder Biken. Auch Beachvolleyball, Yoga und Surfen zählen zu einigen meiner Lieblingsfreizeitbeschäftigungen.
Abseits des Sports verbringe ich natürlich gerne Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie (aber da dreht sich ehrlich gesagt auch das meiste um Sport, lacht). Ansonsten liebe ich es zu backen. Das hat für mich etwas Meditatives an sich und entspannt mich, besonders wenn ich gestresst bin. Da springt dann natürlich des Öfteren der ein oder andere Kuchen für meine Freunde, Trainer und Physios raus (Myri und Kati, ihr wisst Bescheid!).
Wann stand für dich persönlich fest, dass du deine sportliche Karriere weiterverfolgen und professionalisieren möchtest?
Puh, das ist eine schwierige Frage. Skifahren verkörperte für mich schon immer einen Kindheitstraum und meine größte Leidenschaft. In allen Freundebüchern steht, dass ich später einmal Skiprofi werden will. So richtig professionalisiert habe ich es allerdings erst relativ spät. In meinem letzten Schülerjahr, ich war 15 Jahre alt, wurde mir klar, dass ich das Skifahren professionell machen möchte und das Talent und die nötigen Voraussetzungen dazu besitze. Ein Spätzünder sozusagen, aber wie sagt man so schön: Besser spät, als nie.
Wo sieht sich Sophia Arzberger in zehn Jahren, vorausgesetzt, wenn sie Karten, ein Pendel, eine Kugel oder andere für den Zukunftsblick notwendige und in der gleicher Weise unerlässliche Utensilien bei sich hätte?
An der Spitze des Skiweltcups natürlich! Spaß beiseite, ich habe mit meinem Mentaltrainer André viel an meiner Zielsetzung gearbeitet, und das ist natürlich ein großer Teil des Erfolgs. Ich bin jemand, der im Hier und Jetzt lebt und versucht, jeden Moment zu genießen, denn nach meiner Erfahrung kommt es sowieso immer anders als geplant.
Ich gebe jeden Tag mein Bestes und arbeite mit Fleiß, Ehrgeiz und Zielstrebigkeit und natürlich einer großen Portion Spaß auf mein Ziel, den alpinen Skiweltcup zu gewinnen, hin. Skifahren wird immer an erster Stelle stehen, doch ich baue mir gerade mit meinem Sportstudium ein zweites Standbein auf, und könnte mir durchaus gut vorstellen später als Sportphysiotherapeutin mit Athleten zu arbeiten.
Aber ein Schritt nach dem anderen. Jetzt heißt es zunächst gesund werden, um wieder zurück auf die Ski zu kommen, und dann sehen wir weiter.
Bericht und Interview für Skiweltcup.TV: Andreas Raffeiner
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