Wolkenstein – Zugegeben, der italienische Slalomspezialist Alex Vinatzer hätte sich gerne für den Riesenslalom-Finaldurchgang in Sölden qualifiziert. Aber der Südtiroler Jungspund, der im letzten Winter in seiner Paradedisziplin mehrere gute Ergebnisse zeigte und bei der Ski-WM in Cortina d’Ampezzo knapp eine Medaille verpasste, bleibt ausgeglichen und gelassen. Diese innere Stärke rührt wahrscheinlich aus dem Bewusstsein, jemand zu sein, der jedes Resultat anstreben kann. Die Nichtteilnahme am zweiten Durchgang ist kein Beinbruch, im Gegenteil: Der Grödner genoss seinen Auftritt im Ötztal, und er versicherte, dass er öfters im Riesenslalom antreten und in dieser zweiten Disziplin bestehen möchte. Zuhause in Wolkenstein lud der sympathische Skirennläufer seine Batterien auf. Am 2. November fliegt er mit dem azurblauen Slalomteam von Jacques Theolier und Stefano Costazza nach Schweden. Jetzt steht der Torlauf im Fokus; man will im hohen Norden Europas einen zehntägigen Trainingsblock auf Kunstschnee abspulen.
Blicken wir auf den letzten Winter. Mit einem vierten Rang im Slalom in Alta Badia/Hochabtei und dem dritten Platz in Madonna di Campiglio startete der Grödner mehr als nur sehr gut in die Saison 2020/21. Der Seuchen-Januar mit mehreren Ausfällen konnte mit einem WM-Fast-Edelmetall in Cortina d’Ampezzo kompensiert werden. Vinatzer hat viel gearbeitet. Er blickt nach vorne; der 1999 geborene Athlet wäre gerne Mitte November in den Slalomwinter gestartet. Er erzählt, dass der Torlauf in Levi für die Riesentorläufer ein bisschen wie der Riesenslalom in Sölden sei. Aber nun muss er sich bis Mitte Dezember gedulden. Dann steht im französischen Val d’Isère der erste Slalom der Olympiasaison an. Auch das Rennen in Madonna di Campiglio findet im letzten Monat des Jahres 2021 statt. Im Januar geht es rund; die Klassiker stehen auf dem Programm. Vinatzer ist sich bewusst, dass die Olympischen Winterspiele in China das Hauptereignis darstellen.
Der Grödner will sich keine Fehler erlauben und wird versuchen in der ganzen Saison gut und konstant zu fahren. Das würde das Selbstvertrauen für die Olympischen Winterspiele in Pekining. Auf dem olympischen Podest werden für ihn jene Athleten stehen, die in den vorolympischen Rennen eine starke Leistung gezeigt haben. Er träumt von Edelmetall in Peking, doch er ist realistisch genug, um zu wissen, dass sich Träume nur erfüllen können, wenn man alles dafür gibt. Der Südtiroler, der in diesem Jahr auf Manfred Mölggs Bruder Michael als Servicemann setzt, ist reifer geworden, vielleicht auch ein bisschen nachdenklicher.
So umschreibt er den vergangenen Winter als eine Lektion oder sogar als eine bedeutsame Erfahrung. Vorne ist für ihn nur der Athlet, der einen Mix von Gleichgewicht, Technik, Kopf und Exzellenz verkörpert. Eigentlich ist immer alles eine Frage der Balance. So oder so ähnlich kann man das Resümee des aufstrebenden Ladiners in Worte kleiden.
Der Herren Ski Weltcup Kalender der Saison 2021/22
Der Damen Ski Weltcup Kalender der Saison 2021/22
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: raceskimagazine.it