Manuela Mölgg aus St. Vigil in Enneberg ist eine sehr sympathische Zeitgenossin. Den Südtiroler Wintersportfans ist sie zweifelsohne ein Begriff, da sie gut die Hälfte ihres Lebens im Ski Weltcup unterwegs war. Sie meckert nicht, genießt das Leben in vollen Zügen und schaut dankbar zurück und zuversichtlich nach vorne. Im „Mitten-im-Leben“-Gespräch mit der SÜDTIROLERIN berichtet die Ladinerin über ihre Karriere als Skirennläuferin, ihre Charaktereigenschaft, ihre persönliche Definition von Glück und vieles mehr.
Frau Mölgg, Mitte Dezember 2000 feierten Sie als 17-jähriges Mädel, auch wenn Sie sich nicht für den zweiten Lauf qualifizieren konnten, mit dem Riesenslalom von Limone Piemonte Ihr Debüt im Weltcup. Mitte März 2018 gaben Sie nach 17 Jahren und insgesamt 283 Weltcuprennen Ihren Rücktritt vom Spitzensport bekannt. An welche Höhen und Tiefen in dieser langen Zeit erinnern Sie sich, und warum hat der Wettkampfsport Sie auch als Persönlichkeit reifen lassen?
Ja, in einer so langen Karriere gibt es natürlich viele Höhen und Tiefen, durch die man als Persönlichkeit und als Mensch wächst und geprägt wird. Schon in den ersten Jahren als junges Mädel ist es wahnsinnig, dass man bei einem Weltcuprennen dabei ist. Später sich für den zweiten Lauf zu qualifizieren und desto weiter man sich nach oben arbeitet und schließlich Podestplätze rausfahren kann, ist natürlich etwas Wunderschönes. Dann kommen noch die Teilnahmen an den Weltmeisterschaften und Olympischen Winterspielen, was definitiv Höhepunkte sind.
Ich erziele lieber von diesen in meiner Karriere, da die Tiefen nicht so einfach wegzustecken sind. Zum Beispiel wäre die Weltmeisterschaft in Val d’Isère, bei der ich nach dem ersten Durchgang führte und dann kurz vor dem Ziel ausgeschieden bin… zudem kam noch der Riesentorlauf bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang, wo ich auch zur Halbzeit führte, aber den Traum von einer Medaille konnte ich nicht träumen. Aber all dies lässt einen reifen.
Sie bestechen durch einen zufriedenen, ruhigen und gelassenen Charakter, was sich gewiss auch auf Ihre sportliche Aktivität positiv ausgewirkt hat. Ihr Lebensgefährte Werner (Heel, ehemaliger Skirennläufer aus dem Passeiertal, Anm. d. Red.) war und Ihr Bruder Manfred ist im Skiweltcup eine fixe Größe. Was bedeutet für Sie Glück? Was braucht es, um glücklich zu sein, hat Glück mit Träumen zu tun, und welche Träume möchten Sie sich noch gerne erfüllen?
Glück bedeutet für mich höchstwahrscheinlich, dass man im richtigen Moment am richtigen Ort ist. Aber dies könnte man auch Schicksal nennen. Ich weiß es nicht genau, aber eines ist sicher: Wenn jemand fleißig arbeitet und nach dem strebt, was man sich vornimmt, dann ist meistens auch Glück dabei. Glück begleitet einem ja nicht nur im sportlichen Bereich, sondern sonst auch im Leben. Um glücklich zu sein, benötigt man sicherlich ein tolles Umfeld, von Familie, Freunden und meinem Partner Werner. Den nächsten Traum, ich werde Mama.
Wir kennen Sie alle als sympathische, besonnene Sportlerin, die immer mit einem Lächeln auf dem Lippen unterwegs war. Was für ein Mensch sind Sie tatsächlich? Wer steckt hinter der „normalen Manuela von nebenan“?
Ich bin genau dieser Mensch, den Sie gerade beschrieben haben. Ich versuche immer ein Lächeln auf den Lippen zu haben und so auch durchs Leben zu gehen. Deshalb stecke ich hinter dieser Person, die ich bin.
Egal, ob man hartnäckig an seinen Zielen oder an sich selbst arbeitet: Jeder Mensch kann einen anderen durch wertvolle Hilfestellungen, Ratschläge oder nette Worte zur richtigen Zeit aufbauen. Wer war der bedeutsamste Mentor, auch abseits der Skipiste, in Ihrem Leben? Welchen Ratschlag hat er Ihnen mit auf den Weg gegeben? Und warum kann man diesen Satz auch auf das normale Leben ummünzen?
Das waren definitiv meine Eltern und meine Brüder, sie waren und sind immer noch mein bedeutendster Ruhepol. Positiv denken und an sich glauben ist aber nie falsch. Werner meint immer: Führe ein Tagebuch, behalte deine Sinn für Humor und gib nie auf.
Ohne Zweifel ist der internationale Skizirkus, dem Sie lange angehörten, so etwas wie eine Familie. Man trainiert zusammen und ist bis auf den Zeitpunkt, an dem man ein Rennen bestreitet, immer mit Gleichgesinnten unterwegs. Kann man da Freunde fürs Leben finden, oder sind die wahren Freunde im privaten Umfeld zu finden? Kurzum: Wie definieren Sie Freundschaft, und aus welchem Grund ist eine Freundschaft zu Manuela Mölgg, mit der man Pferde stehlen kann, Gold wert?
Freundschaft ist natürlich etwas Wichtiges, mit guten Freunden geht man durchs Leben. Aber man muss auch dazu sagen, dass es schwierig war vor allem zuhause gute Freundschaften aufzubauen, da man immer unterwegs ist und nie daheim war.
Gute Freunde sind auch diese, mit denen sich man nicht jeden Tag hört.
In einigen Monaten bekommen Sie Ihr erstes Baby. Verändert die Elternrolle Ihr Leben? Was möchten Sie Ihrem Geheimnis, das Sie noch unter Ihrem Herzen tragen, mit auf den Weg geben? Für welche zeitlosen Werte steht Manuela Mölgg? Warum ist es immer wichtig, an die individuell festgelegten Werte, auch wenn sie neu definiert werden, zu glauben?
Ich hoffe es sehr. Es kommt eine neue tolle Herausforderung auf mich und Werner zu. Auf die wir uns sehr freuen und gespannt sind. Wir werden dem Baby natürlich alles mit auf den Weg geben, das wir für richtig empfinden.
In schwierigen Zeiten wie diesen gibt es einige, die sagen, dass die Meinungs- und die Bewegungsfreiheit außer Kraft gesetzt scheint. Aus welchem Grund ist es immer bedeutsam, eine eigene Meinung zu haben, manchmal auch gegen den Strom zu schwimmen und nicht zu jedem und allem „Ja“ und „Amen“ zu sagen, zumal es zu viele kopflose Mitläufer gibt und das System der Gleichschaltung vielleicht Überhand gewinnen kann?
Ja, wir durchleben gerade eine schlimme Zeit mit dieser Pandemie, aber ich halte mich an die Auflagen, die uns die Landesregierung mit gibt. Ich mit meiner Familie sind auch Wirtschaftstreibende mit unserem Betrieb Mölgg Dolomites Residence und von der Pandemie betroffen. Aber wir sind guter Dinge, dass bald alles wieder halbwegs vorbei ist und schauen positiv in die Zukunft. Es nützt nichts, gegen den Strom zu schwimmen, da verlässt einem bald die Kraft. Das System Gleichschaltung wird hoffentlich nie Überhand gewinnen.
Was finden Sie gut an Ihrem Heimatland Südtirol? Was würden Sie, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten, ändern?
Ich war sehr viel unterwegs in meinem bisherigen Leben, deshalb ist Südtirol für mich Heimat und der Ort, wo ich mich sehr wohl fühle. Ich würde nichts ändern, ich habe alles, was ich benötige, um glücklich zu sein.
Interview: Andreas Raffeiner
Quelle: Die Südtirolerin 1 (2021), S. 50-51.
www.suedtirolerin.com
Wir bedanken uns bei DDr. Karl Mittermaier, dem Schriftleiter der „Südtirolerin“ für das Einverständnis, das Interview mit Manuela Mölgg auf unserem Onlineportal zu veröffentlichen.
Der vorläufige Herren Ski Weltcup Kalender der Saison 2021/22
Der vorläufige Damen Ski Weltcup Kalender der Saison 2021/22