Nach 16 Weltcup-Saisonen mit 172 Starts, hat sich Nicole Schmidhofer dazu entschlossen dem Alpinen Skisport den Rücken zu kehren. Nici wird morgen in Soldeu (AND) ihr letztes Weltcuprennen bestreiten, möchte aber dem Rennsport auf eine andere Art erhalten bleiben. Die Steirerin schaffte im Weltcup zwölfmal den Sprung aufs Podium, viermal stand sie dabei ganz oben am Stockerl. Zu ihren größten Erfolgen zählen der Weltmeistertitel im Super-G 2017 und die kleine Kristallkugel, die sie in der Saison 2018/19 in der Abfahrt. Im Anschluss daran hat sie bei der Speedski-WM die Schallmauer von 200 km/h geknackt und sich mit 217,59 km/h den österreichischen Rekord gesichert. Nun ist für die Lachtalerin die Zeit reif geworden, um dem Skiweltcup adieu zu sagen.
„Ich musste mir in letzter Zeit immer öfter die Frage stellen, ob ich mir zutraue, weiterhin ans Limit zu gehen und ich habe bemerkt, dass ich dazu nicht mehr bereit bin. Mein Knie hat sich unglaublich positiv entwickelt und ich möchte auch, dass es so bleibt. Mir ist erst in den letzten Wochen klar geworden, dass die Verletzung mehr Spuren hinterlassen hat, als geglaubt. Ich kann nicht mehr so befreit drauf losfahren und es steht für mich auch nicht mehr dafür, vollstes Risiko zu gehen. Auch hat sich für mich durch die schwere Verletzung die Wertigkeit verschoben. Deshalb ist es für mich Zeit geworden, neue Aufgaben und Herausforderungen ins Visier zu nehmen und mich auf ein neues Kapitel in meinem Leben zu freuen.
Ich habe den Skirennsport immer mit sehr viel Freude und Leidenschaft betrieben und meiner Karriere alles untergeordnet. An Ehrgeiz und Zielstrebigkeit hat es mir nie gefehlt und diese Eigenschaften werden mir sicher in meinem nächsten Lebensabschnitt helfen, um auch hier wieder Erfolge, nur auf eine andere Art, feiern zu dürfen. Heute vor genau 16 Jahren habe ich mein Weltcupdebüt gefeiert, somit schließt sich für mich der Kreis und ich blicke sehr dankbar auf die Weltcupzeit zurück und meine Entscheidung fühlt sich richtig und gut an. Viele Ideen über meine Zukunft kreisen derzeit in meinem Kopf. Einerseits würde es mich reizen, wieder in die Welt der Speedskier einzutauchen und so das Gefühl der Geschwindigkeit weiterhin erleben zu können. Und wenn ich dem Skiweltcup, in welcher Form auch immer, noch erhalten bleiben kann, würde ich auch nicht nein sagen.
Aber vorerst möchte ich die Ausbildung zur Reha-Trainerin fertigmachen, damit ich meine Erfahrungen an andere weitergeben kann. Allein schon um zu zeigen, was alles machbar ist, auch wenn keiner mehr daran glaubt. Auch das Podcast-Projekt gemeinsam mit Conny Hütter möchte ich weiter ausbauen und noch mehr Einblicke hinter die Kulissen des Skirennsports – auch abseits der Pisten – gewähren,“ so die 34-Jährige über ihre weiteren Vorhaben.
„An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich herzlich bei meiner Familie und Freunden, beim Österreichischen Skiverband, bei der Firma Fischer, meinem Kopfsponsor Baustoff + Metall und allen Sponsoren die mich unterstützt haben, zu bedanken. Ein großes Dankeschön auch an mein Team, meinen Trainern und Betreuern, dem Ärzteteam und meinen Pysiotherapeuten, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, wieder auf höchsten Level Rennen zu fahren.“
2007 krönte sich Nicole Schmidhofer in Zauchensee zur 2-fachen Juniorenweltmeisterin (Super-G/Riesenslalom) und feierte daraufhin an ihrem 18. Geburtstag ihr Weltcupdebüt in der Lenzerheide (SUI), wo sie im Super-G mit Platz 14 bereits ihre ersten Punkte einfuhr. Nach ihrem Kreuzbandriss 2016 kämpfte sich Schmidi wieder zurück an die Weltspitze und feierte 2017 mit Gold im Super-G bei den Weltmeisterschaften in St. Moritz (SUI) einen ihrer schönsten Erfolge.
Ihren ersten Weltcupsieg holte sie eine Saison später im Dezember 2018 bei ihrem 129. Weltcuprennen in Lake Louise (CAN). Einen Tag später legte die Speed-Spezialistin nach und jubelte über den zweiten Abfahrtsieg innerhalb von 24 Stunden. In dieser Saison dominierte Nici in den schnellen Disziplinen, das mit einem zweiten Platz in der Super-G-Wertung und Abfahrtskristall belohnt wurde.
Damit war noch nicht genug und Nici holte sich bei der Speedski-WM in Vars (FRA) mit 217,59 km/h den österreichischen Rekord, das Lust auf mehr machte.
Nach ihrer schweren Knieverletzung im Dezember 2020 in Val d’Isere (FRA) ordnete sie alles ihrem Comeback unter, dass sie knapp ein Jahr später in Lake Louise mit einem 15 Platz im Super-G feierte. Mit zwei weiteren Top 10-Platzierungen hat Nicole Schmidhofer bewiesen, dass mit Kampfgeist und Willenskraft im Leben vieles möglich ist. Nun ist es für sie an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen.
Roswitha Stadlober (ÖSV-Präsidentin): „Mit Nicole verliert der Österreichische Skiverband eine außergewöhnliche Persönlichkeit, eine Teamleaderin und eine Frau, die auch für ihren Blick über den Tellerrand hinaus bekannt ist. Neben ihrem Super-G Weltmeistertitel in St. Moritz hat mich das Comeback nach der schweren Knieverletzung sehr beeindruckt. Sie hat bewiesen, dass mit viel Motivation, Disziplin und dem Ziel, wieder am Start zu sein, vieles möglich ist. Wir bedanken uns ganz herzlich und wünschen Nicole für ihren neuen Lebensabschnitt nur das Beste.“
Thomas Trinker (Rennsportleiter ÖSV-Damen Ski Alpin): „Nici hat unser Speed-Team über all die Jahre entscheidend mitgeprägt und wir verlieren eine großartige Athletin, die viel Erfahrung und Teamspirit in die Gruppe gebracht hat. Sie hat großartige Erfolge für Österreich erzielt und eine wichtige Rolle in der Mannschaft eingenommen. Sie wird im Team sehr fehlen und natürlich wünsche ich ihr für die private und berufliche Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg.“
Der Herren Ski Weltcup Kalender der Saison 2022/23
Der Damen Ski Weltcup Kalender der Saison 2022/23