Lech – Kurz vor dem Parallel-Riesenslalom in Lech Zürs unterhielten wir uns mit dem früheren Abfahrts-Olympiasieger und –Weltmeister Patrick Ortlieb aus Österreich. Der Vorarlberger, mittlerweile Hotelier in seiner Heimatgemeinde, freut sich, dass in Kürze der Weltcup im Ländle Station macht. Im Interview mit Skiweltcup.TV spricht der 53-Jährige natürlich über das Ski Weltcup Heimrennen, die Corona-Pandemie, die derzeitigen Probleme im Fremdenverkehr, sowie auch über seine Tochter Nina, die im Weltcup Fuß gefasst hat und nach ihrem Triumph in La Thuile weiterhin für positive Schlagzeilen sorgen möchte.
Patrick, in wenigen Tagen wird es in deiner Heimat, in Lech/Zürs zwei Parallel-Rennen geben. Freut man sich, dass der Weltcupzirkus wieder in Vorarlberg Station macht oder ist etwas Wehmut dabei, wenn man leider die zahlreichen Fans aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie aussperren muss?
Ja, ich bin vorweg einmal sehr stolz, dass wir wieder ein Teil des Weltcupkalenders sind. Hinsichtlich der Corona-Situation, wie du sie ansprichst, sind wir in Österreich, aber auch der Rest der Welt, machtlos. Wir müssen die Situation annehmen, wie sie ist, ohne sie bewerten oder beurteilen zu wollen. Ich bin heilfroh, dass wir eine neue Ski-Arena mit Beschneiungsanlagen bekommen haben, diein Zukunft die Basis für Trainingseinheiten für unseres Nachwuchs sein wird. Der Weltcup vor der eigenen Haustür ist das Sahnehäubchen oben drauf, und ich bin ganz, ganz stolz, dass ich Teil dieses Teams sein darf.
Auch wenn der Tourismus aufgrund der Covid19-Geschichte als wichtiger Sektor der lokalen Wirtschaft zu kämpfen hat, möchte ich von dir als Hotelier wissen, was für dich die Faszination des Arlberggebiets ausmacht und wie du die gegenwärtige, etwas schwierige Lage in sachlichen und nachvollziehbaren Worten siehst?
Es ist hart für unsere Branche. Wir haben schon im letzten Jahr sieben Wochen des Winters verloren. Der Sommer war durchwachsen; nun befinden wir uns wieder im Lockdown. Ich hoffe doch, dass dieser Lockdown dazu dient, dass wir dennoch eine Wintersaison gestalten können. Ich gehe davon aus, dass wir diese mit einer Verzögerung von ein paar Wochen starten können. Das wäre dann Mitte-Ende Dezember der Fall. Der Arlberg ist im Vorteil, weil wir viele Aufstiegshilfen vom Ort auf den Berg direkt haben. Dadurch verteilt sich alles. Früher gab es nur eine Gondel, und da waren Staus und Verzögerungen vorprogrammiert. Ich bin jedoch ein positiv gestimmter Mensch der Versucht, aus der Situation das Beste zu mache. Zudem hoffe ich, dass meine Mitarbeiter mitziehen, und der Gast, der unser Gebiet aufsucht, alles bekommt, was er sich nur wünschen kann.
Ist die Rückkehr des Weltcupstanorts Lech/Zürs momentan nur eine Eintagsfliege oder hat man sich mit den FIS-Verantwortlichen über eine relativ dauerhafte Einbindung in den Kalender unterhalten?
Dazu kann ich sagen, dass es keine Eintagsfliege ist. Wir haben, wie gesagt, eine super Ski-Arena gebaut. Die FIS-Verantwortlichen, allen voran die Renndirektoren Peter Gerdol (Damen) und Markus Waldner (Herren) waren schon des Öfteren da und total fasziniert, wie wir alles angelegt haben. Es ist alles leicht erreichbar. Die Strecke ist so ausgerichtet, dass man nicht diskutieren muss, ob der rote Kurs schneller als der blaue Kurs ist. Es ist eine schöne Piste. Wir tun auch hier unser Bestes und hoffen, dass das Wetter passt. Wir haben aus diesem Grund und weil ich eine perfekte Piste haben will, auch das Rennen nach hinten verschoben. Das alles geschah in Rücksprache mit der FIS, und ich gehe davon aus, dass wir eine „richtig gute Sache“ machen werden. Da freue ich mich schon drauf.
Deine Tochter Nina ist ohne Zweifel ein ÖSV-Rohdiamant, der im letzten Winter mit dem Super-G-Erfolg im italienischen La Thuile endgültig zum Vorschein trat. Was sagt der Vater, was sagt der Mentor: Können wir uns in dieser Saison auf weitere Top-Ergebnisse und Erfolgsnachrichten aus dem Hause Ortlieb einstellen?
Ja, das würde ich mir wünschen. Ich bin auch überzeugt, denn Nina ist eine sehr harte Arbeiterin. Sie ist talentiert und vor allem sehr fleißig. Sie hat auch ihr Studium zu Ende gebracht. Des Weiteren hatte sie eine sehr gute Vorbereitung und zeichnet sich durch eine Top-Motivation aus. Sie weiß noch nicht, ob sie zuhause an den Start geht. Aber bei den nächsten Rennen wie in St. Moritz, Val d’Isère und Courchevel ist sie mit von der Partie. Wir hoffen, dass es dort Rennen gibt. Es wird sicher eine tolle Sache, und ich bin überzeugt, dass es im bevorstehenden Winter weitere Podestplatzierungen oder den einen oder anderen Sieg geben wird.
Bericht für Skiweltcup.TV: Andreas Raffeiner