Molde – Ragnhild Mowinckel ist ohne Zweifel eine herausragende norwegische Skirennläuferin. Vor kurzer Zeit verriet sie, weshalb die Damenauswahl aus dem hohen Norden Europas plötzlich mehr Athletinnen in der Weltspitze aufweist. Im vergangenen Winter zeigte Thea Louise Stjernesund mit dem neunten Rang in Sölden ihre ganze Klasse. Und heuer legten beim Ski Weltcup Opening Mina Fürst Holtmann und Maria Tviberg mit den Positionen vier und sechs eine Schippe drauf und sorgten für Furore.
Diese drei Namen sind noch relativ unbekannt. Sollten sich die Ergebnisse der drei aufgezählten Damen nur ansatzweise in Killington wiederholen, dann bürgt das Trio für den Wandel im norwegischen Skirennsport der Damen. Die verletzte Ragnhild Mowinckel, die im letzten Winter sehr schnell unterwegs war, berichtet: „Wenn du weißt, dass du selbst nicht dabei sein kannst, freut man sich doppelt wenn die Kolleginnen so schnell unterwegs sind. Es war ein toller Auftritt beim ersten Riesenslalom der neuen Saison. Das Zusehen hat Spaß gemacht und ich bin sehr stolz auf die Leistungen meiner Teamkolleginnen.“
Mowinckel, die in Pyeongchang 2018 die olympische Silbermedaille sowohl im Riesentorlauf als auch in der Abfahrt holte, ahnte bereits in Südkorea, dass es in den nächsten Jahren vermehrt gute Rennläuferinnen aus ihrem Heimatland geben würde. Jetzt scheint es, als ob sie mit ihrer Wahrsagerei richtig gelegen hat. Dabei ist der Durchbruch der Wikingerinnen kein Zufall. Die guten Resultate der Männer, aber auch der Zusammenhalt in der Mannschaft haben auch die Mädels begeistert. Im Laufe der Zeit haben die Norwegerinnen etwas Ähnliches aufgebaut.
Mowinckel ist glücklich. Die Arbeit, die ihre Teamkolleginnen und sie im Laufe der Zeit aufgebaut und geleistet haben, trägt Früchte. Es macht Spaß, wenn immer mehr Athletinnen in die Mannschaft kommen und es Abwechslung gibt. Die Ergebnisse von Sölden stimmen positiv, und die zweifache Olympiamedaillengewinnerin von Pyeongchang verspricht, dass der Weg des Erfolgs noch lange nicht zu Ende ist.
Sowohl Fürst Holtmann als auch Tviberg sind stellvertretend für die jungen Wilden zu nennen. Sie preschen nach vorne und holten bei den Junioren-Welttitelkämpfen vor vier Jahren viermal Edelmetall. Und wenn man die Junioren-Weltmeisterschaften verfolgt, erkennt man, dass das Land im hohen Norden Europas noch viele heiße Eisen hat, die es zu schmieden gilt und die allesamt durch ihr Talent und ihren Ehrgeiz auffallen wollen.
Sportdirektor Claus Ryste ist überzeugt. Er spricht von einer gut aufgestellten Breite, welche nach vielen Jahren harter Arbeit von Athleten und Trainern entstanden ist. Die Resultate geben ihm Recht. So können die Sportlerinnen und Sportler Selbstvertrauen tanken und auch innerhalb der Gruppe ausstrahlen. Das in Sölden so überzeugende Duo hatte auch mit einigen Verletzungen zu kämpfen, doch der Kampf zurück hatte sich ausgezahlt. Nicht nur deswegen sind die Platzierungen, die am Rettenbachferner erzielt wurden, beiden hoch anzurechnen. Bleibt die Hoffnung, dass die Norwegerinnen weiterhin gesund und erfolgreich sein werden.
Das Niveau ist hoch. Das weiß auch Mowinckel. Im Training pushen sich die Mädels hoch und erbringen somit noch bessere Leistungen. Die Kultur des Miteinanders macht sie noch erfolgreicher. Alle hören zu, wenn der Betreuer einer einzelnen Athletin etwas erklärt. Das Klima innerhalb des Teams ist gut und alle reden miteinander. Das war auch die Erfolgsgeschichte von Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud oder früher von Kjetil André Aamodt und Lasse Kjus.
Oft standen die Frauen im Schatten der Männer. Sie mussten ihren eigenen Weg finden und etwas Eigenes realisieren, in die Wege leiten. Der eingeschlagene Weg ist der Richtige. Nicht nur Mowinckel weiß, dass das eine Grundvoraussetzung für den Erfolg ist. Wenn die Stimmung innerhalb der Mannschaft gut ist und man während der Trainingseinheiten und der Rennen einen gesunden Wettkampf ausübt, kann alles funktionieren.
Bleiben wir bei Ragnhild Mowinckel: Sie muss noch etwas zuschauen, aber bald wird sie auch wieder zum norwegische Damenteam stoßen. Die 27-jährige Norwegerin, die mit dem Riesenslalom in Ofterschwang im Frühjahr 2019 ihren ersten Weltcupsieg feiern konnte, verletzte sich bekanntlich und will in Kürze wieder an ihre vorherigen Leistungen anknüpfen. Dementsprechend freut sie sich auf die Reintegration, das norwegische Damenteam betreffend. Sie sieht das Ganze als Motivation und das ist mehr als ein Beweis dafür, dass es weiterhin aufwärts geht.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: www.dagbladet.no