Lech – Die österreichische Skirennläuferinnen kam vor einigen Wochen bei einem Trainingslauf im schweizerischen Crans-Montana schwer zu Sturz. Wie eine Seifenblase zerplatzte der Traum von einer im Raum stehenden WM-Teilnahme. Auch wenn sich die 24-jährige Speedspezialistin aus dem Ländle schwer am Knie verletzte, richtet sie den Blick vorsichtig optimistisch nach vorne. So möchte sie bald wieder trainieren können, um im Olympiawinter 2021/22 das Beste aus sich herauszuholen. Im Skiweltcup.TV-Interview berichtet sie über Selbstzweifel, ihren Vater Patrick als Stütze und vieles mehr. Zudem wagt sie eine kleine Prognose, wie der Weg zurück sein wird.
Nina, du bist eine junge, erfolgreiche und zielstrebige Skirennläuferin, die sich unmittelbar vor den Ski-Welttitelkämpfen in Cortina d’Ampezzo, einhergehend mit dem Höhepunkt der Saison 2020/21, leider schwer verletzt hast. Hast du den anfänglichen Schock schon verdaut, was können wir über deinen Genesungsverlauf in Erfahrung bringen und ist es noch ein wenig zu früh, von einem Comeback im Herbst zu sprechen?
Ja genau, leider habe ich mich am 20. Jänner schwer verletzt. Der Schock sitzt noch tief. Dennoch weiß ich, dass ich meinen Blick nach vorne richten muss. Denn nur dies hilft mir auf dem Weg zurück. Prognosen sind immer schwierig, da man nicht alles genau planen kann. Das Ziel ist es, im späten Sommer wieder auf Schnee trainieren zu können, damit ich mich auf die kommende Saison gut vorbereiten kann. Momentan widme ich meine Energie der Heilung und dem Reha-Prozess. In gut einem Monat folgt eine weitere Knieoperation, und von dort an werde ich dann wieder intensiver trainieren können.
Kamen unmittelbar nach dem Sturz einige Selbstzweifel und Fragen nach der Sinnhaftigkeit des Skirennsports auf? Oder helfen dir deine durch und durch positive Lebenseinstellung, das Selbstbewusstsein und die eigene Risikobereitschaft, sich nach bestem Wissen und Gewissen auf etwas einzulassen oder es zumindest zu versuchen? Können neue Herausforderungen neue Talente und Potenziale entfalten, wenn es darum geht, sich anzunehmen und selbst zu erkennen?
Natürlich sind die ersten Momente der Verletzung hart, vor allem, wenn man sich einen Fehler eingestehen muss. Dies hat mich auch im Krankenhaus noch länger beschäftigt. Leider werden Fehler in unserem Sport hart bestraft. Aus diesem Fehler werde ich aber lernen und die Rehaphase nutzen, um mental und körperlich zu reifen. Die neue Herausforderung öffnet einem auch die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und sich Zeit für Schwächen zu nehmen, die sonst oft vernachlässigt werden. Schon viele Athletinnen und Athleten haben gezeigt, dass man stärker zurückkommen kann. Das ist auch mein Ziel.
Dein Vater Patrick war ein erfolgreicher Skirennläufer. Leider war auch seine sportliche Karriere reich an Verletzungen. Eine war derart schwer, dass er seine Laufbahn beenden musste und seine geliebten Skier an den Nagel hängen musste. Inwiefern kann er dir in schweren Situationen Mut zusprechen, seine Funktion als Mentor, Förderer oder einfach als Vater wahrnehmen und dir auf dem Weg zurück eine mehr als nur essentielle Stütze sein und sich durch seine empathische Fähigkeit in dich hineinversetzen?
In solch schweren Zeiten sind starke Stützen extrem wichtig. Sich auf jemanden verlassen zu können tut gut. Den Schmerz kann er mir jedoch auch nicht nehmen, doch zu wissen, dass er für mich da ist und mir helfen wird, tut gut. Doch nicht nur mein Papa, sondern meine ganze Familie, mein Trainerteam, meine Mannschaftskolleginnen, Sponsoren und Partner geben mir Halt, wofür ich sehr dankbar bin.
Je schwerer ein Sieg, desto größer die Freude am Gewinnen! Wenn man alles gibt, kann man sich nichts vorwerfen! Inwiefern drücken diese beiden Sätze deine sportliche Lebensphilosophie aus, und gibt es ein Motto, was dich zu der sympathischen und fokussierten Skirennläuferin macht, die sich von Schicksalsschlägen in Form von Verletzungen nicht verzweifeln und dich immer weiter kämpfen lässt?
Der erste Satz beschreibt sehr gut, was ich in meinem Leben immer wieder spüren musste. All die schweren Zeiten werden in den Momenten des Sieges ausgeglichen. Die guten Erinnerungen werden mir auch diesmal helfen, um weiterzukämpfen.
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner