Lørenskog – Für den 35-jährigen norwegischen Skirennläufer Kjetil Jansrud hätte China nie die Winterspiele im Zeichen der fünf Ringe erhalten dürfen. Er glaubt, dass die Spitzensportler versagt hätten. Der Wikinger, der wohl seine letzte Saison in Angriff nimmt, hat kein Problem, darüber zu reden. Für ihn ist es problematisch, wenn Sportgroßereignisse in Länder ausgetragen werden, die nicht dem gewünschten Standard entsprechen. In China finden nach Ansicht von Amnesty International unter anderem schwere Menschenrechtsverletzungen wie Unterdrückung, Folter und Diskriminierung statt.
Als Sportler befindet man sich in einer unmöglichen Lage. Die Teilnahme bei Olympia ist für alle ein Traum, mit dem man bereits in jungen Jahren heranwächst. Das Grundprinzip bedeutet für einen Athleten sehr viel. Er möchte auf jeden Fall bei den Olympischen Spielen dabei sein, findet es aber traurig, dass man unter solchen Umständen um Edelmetall kämpft.
Jansrud möchte sagen, dass er Boykottbefürworter versteht. Er hofft auch, dass man das ganze Differenzieren kann. Man muss sich der Verantwortung, die der Sport hat, bewusst sein. Der Wikinger befürchtet, dass der Sport und vor allem das IOC viel an Glaubwürdigkeit verliert, wenn man Menschenrechtsverletzungen einfach hinnimmt, und dort trotzdem fröhliche Spiele veranstaltet.
Der 35-Jährige glaubt nicht, dass es eine große internationale Wirkung gehabt hätte, wenn er im Voraus eine Teilnahme bei den Spielen boykottiert hätte, auch wenn man in Norwegen in vielen Bevölkerungsgruppen den Schritt positiv einstufen würde.
Für den Wikinger ist es eine völlig legitime Frage, ob man als Athlet an Olympischen Spielen teilnehmen kann, die dazu beiträgt, ein Regime sportlich rein zu waschen. Doch eine Antwort fällt ihm schwer. Alles, so auch der Nationalmannschaftsmanager Steve Skavik, wissen, dass es nicht leicht ist und nicht alles, was in China passiert, gut ist. Man will sich auf den Sport konzentrieren und seine eigene Meinung bilden. Und über einen Boykott hat man noch nicht so nachgedacht.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: vg.no