Tamsweg – Die Kollegen von laola1.at bezeichneten die österreichische Skirennläuferin Lisa Grill als Juwel. Mit Recht, denn nach dem Gewinn der Abfahrtsbronzemedaille bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Italien legte sie bei den nationalen Titelkämpfen eine Schippe drauf. In der Abfahrt holte die Skirennläuferin aus dem Salzburger Land, die erst zwei Europacupslaloms und noch nie ein Weltcuprennen gefahren ist, vor der teaminternen Konkurrenz, die auch im Weltcup für Furore sorgt, den ersten Platz.
Lisa, du bist eine junge Skirennläuferin. Wann bist du das erste Mal auf den Skiern gestanden?
Ich war gerade den Windeln entwachsen und hatte den Evolutionsschritt des aufrechten Ganges hinter mir, als ich mir das erste Mal die Skier anschnallte. Das Ganze wurde mir in die Wiege gelegt, zumal meine Mutter auch FIS-Rennen bestritt und mein Vater im ÖSV-Kader fuhr. Bei ganz großen Auftritten waren meine Eltern, die auch Skitrainer waren, nicht im Einsatz. Meine jüngere Schwester fuhr auf Landesebene Ski, doch sie macht es jetzt nur noch als Hobby. Von klein auf war die Begeisterung für das „weiße Etwas“, auch Schnee genannt, immer groß. Und wie man es sieht, ist die Freude am Skirennsport nach wie vor ungebrochen. Gegenwärtig besuche ich die Skihotelfachschule Bad Hofgastein, die auch von Anna Veith und Marcel Hirscher besucht wurde. Dort bilde ich mich zur Hotelfachfrau „mit Stockeinsatz“ aus und werde in zwei Jahren maturieren.
In der Abfahrt bist du mit dem Gewinn der nationalen Meisterschaft den nationalen Skigrößen wie etwa Ramona Siebenhofer und Stephanie Venier auf und davon gefahren. Ist die Abfahrt deine Lieblingsdisziplin?
Zuerst möchte ich sagen, dass ich heuer in der Abfahrt insgesamt gut war. Ich mag alle Disziplinen gerne und kann mich, da ich keine Lieblingsdisziplin als solche habe, gut und gerne als Allrounderin bezeichnen. Zu meiner Goldmedaille im Rahmen der nationalen Meisterschaften in Saalbach-Hinterglemm möchte ich anführen, dass ich schon in den Trainingsfahrten nicht schlecht unterwegs war. Die Bedingungen beim Rennen selbst waren wunderschön. Als ich abschwang, freute ich mich über die sehr gute Vorstellung. Ich habe mir nie gedacht, dass ich am Ende ganz oben auf dem Podest stehen würde. Als die ganz guten Mädels im rot-weiß-roten Team hinter mir klassiert waren, habe ich das Ganze immer noch nicht realisieren können.
Wie schaut es im ÖSV-Damennachwuchs in der Abfahrt aus? Was kannst du uns über deinen Kaderstatus berichten?
Nun, ich gehöre dem C-Nachwuchskader des Österreichischen Skiverbandes an. Da sind die Jahrgänge 1998 bis 2002 vertreten. Wir sind gut aufgestellt und pushen uns gegenseitig zu Höchstleistungen. Ich gehöre beruflich keiner Sportfördergruppe an, weil ich ja Schülerin bin. Das Skifahren macht uns allen Spaß, und die Trainer des ÖSV werden auch in der Zukunft versuchen ein starkes Team auf die Beine zu stellen. Vielleicht nehmen mich die Trainer und Betreuer aufgrund meiner erfolgreichen Saison in den B-Kader auf. Doch ich möchte weiterhin nichts überstürzen und mich Schritt für Schritt weiterentwickeln.
Das Salzburger Land hat in der Vergangenheit große Ski-Stars hervorgebracht, und auch heute sind einige ÖSV-Asse in dieser Gegend daheim. Namentlich können Anna Veith, Marcel Hirscher, Petra Kronberger, Alexandra Meissnitzer und Annemarie Moser-Pröll genannt werden. Hermann Maier darf natürlich nicht vergessen werden. Wirst du auch eines Tages diesem Kreis angehören?
Ja, es stimmt, dass es in meinem Heimatbundesland viele erfolgreiche Skirennläuferinnen und -läufer gegeben hat und nach wie vor gibt. Marcel Hirscher ist ein Ausnahmesportler, wie es kaum einen anderen gibt. Er belebt die Szene enorm, und seine Errungenschaften suchen ihresgleichen. Ob ich eines Tages zu den Genannten aufschließen kann, steht in den Sternen. Dazu benötige ich neben einem gewissen Talent auch jede Menge Ehrgeiz und das Glück, am richtigen Ort zur richtigen Zeit meine Leistung abrufen zu können. Diese Faktoren sind auch entscheidend, wenn es darum geht, vorne mitzumischen und nicht nur eine durchschnittliche Skirennfahrerin zu sein, die keineswegs ein paar Punkte sammelt und sich damit zufriedengibt.
Bleibt dein Fazit…
Ich habe das Interview mit Petra Unterholzner, die ich kenne, gelesen. So danke ich allen, die mich in meinem bisherigen Ski-Leben begleitet haben und so ich hoffe, weiter begleiten werden. Dazu gehört in erster Linie meine Familie, aber auch der Verein, dem ich angehöre. Die Betreuer und Sponsoren dürfen keinesfalls vergessen werden. Alle tragen zu ihrem Teil dazu bei, dass ich mich auf meinen Lieblingssport, und das ist der Skirennsport, konzentrieren kann. Und mit ein wenig Glück, wie vor kurzer Zeit bei der Abfahrt der „Großen“ im Rahmen der österreichischen Meisterschaften, werde ich auch versuchen in naher Zukunft von mir hören zu lassen.
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner