Lake Louise – Auch wenn die italienische Skirennläuferin Federica Brignone in Lake Louise nur im Super-G an den Start geht, besticht sie durch ihren solaren und natürlichen Charakter. Im Interview mit Skiweltcup.TV erzählt Sie über den nordamerikanischen Schnee, ihren Einsatz für den Umweltschutz, die Ski Weltcup Saison 2019/20 und vieles mehr.
Federica, du kommst gerade von den Rennen in Killington zurück. Du bist da immer gut unterwegs. Was macht deiner Meinung den Reiz aus, dort zu fahren und worin unterscheidet sich der nordamerikanische vom europäischen Schnee?
Ich bin nicht zurückgekehrt, sondern gleich nach Lake Louise weitergereist. Ich bin eine der wenigen Athletinnen, die mehr oder weniger alle Rennen im Ski Weltcup Kalender bestreiten.
Der Schnee ist jedes Jahr anders. Und in Killington ist der Schnee eher europäisch als amerikanisch, aggressiv wie jener in Colorado. Deswegen gefällt er mir sehr. Ich fühle mich wohl, da er immer hart ist und die Piste ist weder flach noch steil. Ich muss mich in den Kurven anschieben und dann die Fahrt durchziehen. Das entspricht meinen großen Qualitäten.
Einige Athleten haben sich im Vorfeld der Saison über zu viele Rennen, das zu dichte Programm oder die extremen Reisen zu den unterschiedlichsten, sehr weit entfernten Orten beschwert. Sind das deiner Meinung nach Nörgler, Besserwisser oder teilst du die eine oder andere Wortmeldung?
Es sind in der Tat viele Rennen. Ich bin glücklich darüber, denn es ist schön, mehr Möglichkeiten zu haben. Ich kritisiere nur den Umstand, dass man nach einem Monat in Nordamerika und dem Jetlag in acht Tagen fünf Rennen bestreiten müssen. Man könnte früher anfangen und eine Woche Pause nach der Rückkehr aus Nordamerika einplanen. Die Reisen fallen ins Gewicht, nicht die Anzahl der Einsätze.
In den nächsten Jahren finden in Italien mit den Ski-Weltmeisterschaften in Cortina d’Ampezzo und den Olympischen Winterspielen in Mailand und Cortina d’Ampezzo zwei Wintersportgroßereignisse statt. Wie groß ist die Vorfreude auf die Rennen in der Heimat?
Auf alle Fälle bin ich stolz, dass mein Heimatland Veranstaltungen dieses Kalibers austragen darf und vor eigenem Publikum an den Start zu gehen, wird ohne Zweifel unbeschreibliche Emotionen hervorrufen.
In den Sommermonaten haben wir von dir berichtet, wie du im Taucheranzug gegen das Müllproblem angehst. Warum sollte der Umweltschutz ein Anliegen aller sein oder ist es in dieser Frage bereits fünf vor zwölf? Für welche anderen gesellschaftspolitischen Fragen steht sonst noch Federica Brignone?
Ich bin für die Natur und unseren Planeten. Ich vertrete die Meinung, dass wir alle täglich etwas dazu beitragen können, den Plastik- und Kunststoffkonsum zu reduzieren. Gemeinsam ist man stark. Das Wasser und der Schnee hängen zusammen; das Klima ändert sich und wenn wir unseren Planeten schützen wollen, müssen wir jetzt beginnen zu handeln.
Federica Brignone, eines der Aushängeschilder des azurblauen Ski-Damenteams blickt mit einem zufriedenen Lächeln auf die Saison 2019/20 zurück, wenn …
Ich bin zufrieden, wenn ich das Bestmöglichste aus mir herausgeholt habe, um meine Ziele zu erreichen und ich jedes Rennen 100 Prozent gegeben habe. Ich kann meine Leistung kontrollieren, nicht aber das Endresultat.
Bericht und Interview für Skiweltcup.TV: Andreas Raffeine