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Nach den Spielen ist vor den Spielen: Ist der DSV gewappnet für Peking 2022?

Nach den Spielen ist vor den Spielen: Ist der DSV gewappnet für Peking 2022?
Nach den Spielen ist vor den Spielen: DSV-Alpin-Direktor Wolfgang Maier.

Die Saison des Deutschen Skiverbandes ist in der Vielfalt der Ergebnisse so erfolgreich wie schon lange nicht mehr – und doch trüben die Resultate der Olympischen Winterspiele ein wenig den gewonnenen Glanz. War diese Saison nur ein positiver Ausrutscher oder ist der DSV auf einem guten Weg Richtung Peking 2022?

Historische Saison

Wenn jemand vor dieser Skisaison gesagt hätte, das deutsche alpine Skilager werde vier verschiedene Weltcupsieger in vier verschiedenen Disziplinen bejubeln, dann hätte das selbst den kühnsten Optimisten ein ungläubiges Lächeln abgewonnen.

Heute weiß der Ski-Fan, dass dieser unglaubliche Fall mit den Erfolgen von Felix Neureuther, Josef Ferstl, Thomas Dreßen und Viktoria Rebensburg eingetreten ist – der historische Erfolg in Kitzbühel rundet die außergewöhnliche Saison des Deutschen Skiverbandes ab.

Auch sonst liest sich die Weltcupsaison der DSV-Athleten wirklich gut. Die Speedherren konnten neben ihren beiden Siegen, einen Podestplatz und etliche Top10-Platzierungen feiern. Linus Strasser schaffte es erneut bei einem City-Event auf das Podest. Auch Stefan Luitz sicherte sich zwei Stockerlplätze, bis ihn eine schwere Knieverletzung zum vorzeitigen Saisonende zwang. Bei den Damen ist Rebensburg im Riesenslalom in dieser Weltcupsaison eine Klasse für sich und wird sich, wenn die letzten beiden Saisonrennen nach Wunsch verlaufen, über die kleine Kristallkugel in dieser Disziplin am Ende der Saison freuen dürfen.

Enttäuschte Gesichter bei den Winterspielen

Dennoch konnte der DSV die gezeigten Leistungen beim Saisonhöhepunkt nicht bestätigen. Im Gegenteil, die ersehnte Medaille blieb den alpinen Skifahrern bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang verwehrt.

Nach dem undankbaren 4. Platz durch Vicky Rebensburg im Riesenslalom, die erstmals bei Olympischen Spielen leer ausging, zeichnete sich die Nullrunde bereits ab. Durch das Ausscheiden der DSV-Mannschaft beim Team-Event gegen die späteren Olympiasieger aus der Schweiz war sie dann besiegelt. So musste das deutsche Team das erste Mal seit Turin 2006 ohne Edelmetall die Heimreise antreten. Eine Wiederholung dieser Art soll in Peking 2022 vermieden werden. Doch wie sieht die Perspektive aus?

Peking 2022 – wieder nur „dabei sein ist alles“?

Bei den Speedspezialisten um Thomas Dreßen zeichnet sich eine gewisse Konstanz in den zukünftigen Jahren ab. Für die Olympiade in Peking dürften die deutschen Abfahrer die Kaltschnäuzigkeit erlernt haben, die ihnen für den großen Coup in Pyeongchang noch fehlte.

Die Techniker stimmen sich schon auf die Zeit nach Superstar Felix Neureuther ein. Die Zukunft wird davon abhängen, wann sich Straßers vielbeachtetes Talent konstant auch in zählbare Ergebnisse im Weltcup niederschlägt, wie sich Alexander Schmid weiterentwickelt und ob Luitz sowie Fritz Dopfer an ihre hervorragende Form der letzten Jahre nahtlos anknüpfen können.

Dennoch, abgesehen von den Verletzungen wird die deutsche Herrenmannschaft zukünftig in jedem Wettbewerb schlagkräftige Läufer ins Rennen schicken können. Damit rechnet auch DSV-Alpin-Direktor Wolfgang Maier. In Südkorea bilanzierte der 57jährige: „Die Perspektive sieht bei den Herren in allen Disziplinen gut aus.“ Mit Mathias Berthold hat der DSV einen der weltbesten Trainer in seinen Reihen.

Doch welches Bild gibt das weibliche DSV-Lager ab?

Damenmannschaft als DSV-Problemzone

Lange Jahre waren die deutschen Ski-Damen um Maria Höfl-Riesch und Viktoria Rebensburg das Aushängeschild des DSV. Das frühzeitige Karriere der Ausnahmefahrerin Höfl-Riesch konnte Rebensburg mit ihrer unglaublichen Konstanz im Riesenslalom und in den Speeddisziplinen noch abfedern. Doch auch diese Ära neigt sich so langsam dem Ende zu. Spätestens seitdem die Tegernseerin am Rande der Winterspiele ankündigte, nicht mehr bei Olympia starten zu wollen, dürften beim Trainerstab um Jürgen Graller die Alarmglocken klingeln.

„Nach Vicky kommt gar nichts. Das ist sehr enttäuschend,“ resümierte ZDF-Experte Marco Büchel den Zustand der Damenmannschaft. Auch DSV-Alpin-Direktor Maier sieht ein „großes Manko bei den Damen, vor allem im technischen Bereich.“ Daher wolle der DSV Nachwuchsstrukturen verändern und wieder etwas aufbauen.

Es bleibt abzuwarten, wann diese Reformen Früchte tragen und wie sich Zukunftshoffnungen wie Kira Weidle oder Marina Wallner nach dem Abgang der amtierenden deutschen Skiqueen Rebensburg entwickelt haben. Dass das Projekt „Aufbau Damenmannschaft“ Erfolg haben wird, ist anzunehmen. Schließlich gelang es Maier mit Jürgen Graller einen allerseits anerkannten, guten Trainer zu verpflichten. Bereits bei seinem Amtsantritt erklärte Graller, dass man keine Wunderdinge erwarten darf.

Der Deutsche Skiverband tut gut daran die Probleme „proaktiv anzugehen“ (Maier) und den Schwung der guten Leistungen mit in die neue Saison zu nehmen. Nach den Olympischen Spielen in Pyeongchang haben Trainer und Athleten erkannt: Die Vorbereitung für Peking 2022 beginnt jetzt.

Bericht für Skiweltcup.TV: Christoph Wichmann.

 

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