Kastelruth – Während das aus den Skirennläuferinnen Marta Bassino, Federica Brignone und Sofia Goggia bestehende azurblaue Elite-Trio von Erfolg zu Erfolg fährt, gibt es im italienischen Speedteam eine Athletin ein Stehaufweibchen, dass trotz vieler Rückschläge nie an ein Aufgeben gedacht hat. Mit 24 Jahren weist die Südtirolerin Verena Gasslitter eine Krankenakte auf, die in diesem Alter Ihresgleichen sucht. Ein Kreuzbandriss, ein Schien- und Wadenbeinbruch und fünf chirurgische Eingriffe stehen bisher viel zu wenige Einsätze im Ski Weltcup gegenüber. Doch Gasslitter ist eine Kämpferin, die auch mutig und sehr ehrgeizig ist. Trotz diverser Verletzungen hat sie nie den Glauben an sich verloren. So kann man sie unabhängig der bislang erzielten Resultate mit Fug und Recht als Siegerin der Herzen bezeichnen.
Vor fünf Jahren, die Skirennläuferin aus Kastelruth war erst 19 Jahre alt, feierte sie ihren ersten Sieg bei einem Europacuprennen. Doch die Freude währte nur kurz. Im gleichen Jahr schlug die Verletzungshexe erbarmungslos zu. Die Leidenszeit der Südtirolerin wurde lang und länger, ehe sie Ende Februar 2020 ein Ende fand. Mit einem unbändigen Willen ausgestattet, kämpfte sich die Speedspezialistin zurück. Im bulgarischen Bansko ging sie an den Start und sicherte sich den ersten Weltcupzähler, der rein emotional mit einem Sieg gleichzusetzen war. Noch muss das erfahrungsgemäß angeschlagene Selbstvertrauen wiedergefunden werden, aber nun gelangt die Athletin wieder zu ihrer alten Stärke. Auch die Trainingsfahrten werden immer besser.
Beim Super-G im französischen Val d’Isère zeigte die Südtirolerin eine gute Vorstellung und belohnte sich auf der anspruchsvollen Oreiller-Killy-Piste mit dem 28. Platz; gleich 27 Konkurrentinnen schwangen hinter ihr ab. Gasslitter weiß, dass dieses Ergebnis eine kleine Belohnung für ihre großen Strapazen der Vergangenheit ist. In der Abfahrt will die Super-G-Bronzemedaillengewinnerin der Junioren-Weltmeisterschaft des Jahres 2016 noch einen Gang zu legen. Irgendwann wird sie auch hier zu Punkten kommen. Vielleicht klappt es schon in St. Anton im Januar des nächsten Jahres.
Welche Ziele hat sich die 24-Jährige gesetzt? Bescheiden und fast schon demütig berichtet sie, dass sie einmal konstant Super-G-Punkte sammeln möchte. In der Abfahrt will sie das umsetzen, was sie in der zweiten Speeddisziplin abrufen kann. Die Kompassnadel zeigt schon in die richtige Richtung. Auf diese Weise wird die Siegerin der Herzen im Laufe des Winters uns noch viel Freude machen und mit ihrer Leidenschaft für das schnelle Skifahren endlich jene Früchte des Erfolgs einheimst, die ihr zustehen und die sie bisher nur in jungen Jahren ernten konnte.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: sportnews.bz