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Wie vor der Saison angekündigt: Petra Vlhová greift nach der großen Kristallkugel

Petra Vlhová greift nach der großen Kristallkugel
Petra Vlhová greift nach der großen Kristallkugel

Lech/Zürs – Spätestens seit ihrem Erfolg beim gestrigen Parallel-Riesenslalom in Lech/Zürs haben es alle verstanden: Petra Vlhová möchte im Kampf um die große Kristallkugel mehr als nur ein Wörtchen mitreden. Mit 360 von 400 Zählern konnte sie in den ersten vier Rennen der WM Saison 2020/21 nahezu aus dem Vollen schöpfen. Nun, wenn in St. Moritz die ersten Ski Weltcup Speedrennen des Winters auf dem Programm liegen, will die 25-Jährige selbstredend nachlegen.

Bei den Ski-Weltmeisterschaften in Åre im Jahr 2019 hat die Slowakin einen kompletten Medaillensatz gewonnen. Jetzt will sie mehr. Kristallklar verfolgt sie das Ziel, das einem Wortspiel ähnelnd nur die große Kristallkugel sein. Für die verhältnismäßig kleine Skination Slowakei wäre das ein großer Erfolg wie früher für Kroatien. Es liegt auf der Hand, dass es damals kein Zufall war, dass die kleine und aufstrebende Vlhová ihrem Jugendidol Janica Kostelić nacheiferte und sich Zöpfe flechten ließ.

Auf jeden Fall war die Karriere der Slowakin zu Beginn alles andere als einfach. Die Familie der aus Liptovský Mikuláš stammenden Skirennläuferin hatte mit dem Skiverband zu kämpfen. Zu Beginn bezahlte ihr Vater Igor, der Namensgeber ihres ersten in Levi gewonnenen Rentiers, bezahlte zunächst alles alleine. Heute, nach vielen Errungenschaften, bringt sie gut 350.000 Euro für eine vom italienischen Erfolgscoach Livio Magoni angeführte Privatmannschaft auf. Magoni, der in der Vergangenheit auch die Slowenin Tina Maze betreute und als hartes Arbeitstier in der Szene bekannt ist, fordert und fördert die Slowakin nach bestem Wissen und Gewissen. Das Training ist bunt wie das Leben selbst, und trotzdem wird nichts dem Zufall überlassen.

Vlhová hat 17 Siege im Weltcup eingefahren; 38 Mal stand sie auf dem Podest. Wer die 25-Jährige kennt, weiß, dass sie noch lange nicht am Ziel ihrer Reise angekommen ist. Sie möchte weiterhin erfolgreich sein, auch wenn sie lange Zeit hinter einer schier übermächtigen US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin die Nummer zwei der Welt schien. In der letzten Zeit war es die Slowakin, die die ewige Konkurrentin auch in dessen Paradedisziplin besiegte. Ein Vorwurf der Spionage verlor an Wert, als die US-Skirennläuferin von einer furchtbaren Familientragödie heimgesucht wurde. Letztere war auch nicht in Vorarlberg am Start.

Die Slowakin, mit 180 cm sehr hoch gewachsen, will durch ihre Fertigkeit als Allrounderin Großes erreichen. Trotzdem bleibt sie bescheiden und weiß, dass sie ohne ihr Team vielleicht nicht so gut wäre. Also ist jeder Erfolg Petras auch ein Erfolg des Teams. Und dieses beinhaltet neben Magoni viele Betreuer im skitechnischen, physiotherapeutischen und so manch anderem Bereich. Selbst Bruder Boris ist dabei, wenn seine Schwester berichtet, dass alle gemeinsam eine sehr gute Arbeit geleistet haben.

Vlhovás Karriere nahm vor acht Jahren bei den Olympischen Winterspielen der Jugend in Innsbruck ihren Anfang, zwei Jahre später gewann sie bei den Junioren-Weltmeisterschaften die Goldene im Torlauf. Ein Jahr später, Shiffrin war nicht dabei, holte sie in Åre ihren ersten Weltcupsieg, ebenfalls im Slalom. Im letzten Jahr wollte sie nach der Auszeit Shiffrins beide Hände ausstrecken, um die große Kristallkugel zu gewinnen. Doch erstens war die Italienerin Federica Brignone einen Tick besser und zweitens fielen coronabedingt zehn Entscheidungen ins Wasser. Dass die Slowakin zwei kleine Kristallkugeln gewann und diese per Post nach Hause nach Liptovský Mikuláš kamen, war für sie ein schwacher Trost.

In der Zwischenzeit möchte sie auch in den Speedbewerben ordentlich Gas geben. Die ersten Gelegenheiten dieses Winters werden sich im schweizerischen St. Moritz ergeben. Die Allrounderin will dem Plan ihres Trainers folgen; der hatte einmal mit seinem ehemaligen Schützling Tina Maze 2.414 Punkte gesammelt. Und es liegt auf der Hand und ist vielleicht angesichts der bestehenden Form Vlhovás kein Geheimnis mehr, dass man alles in die Wege setzt, um diese unfassbar erscheinende Ausbeute zu toppen.

Es ist keine Überraschung mehr, dass die 25-Jährige in den Speeddisziplinen unter die besten Zehn fährt. Es ist durchaus bemerkenswert, wie sie sich von Rennen zu Rennen neu motivieren kann und immer besser wird. Wir können gespannt sein, zu welchen Leistungen die Slowakin noch fähig sein wird. So oder so wird sie uns in diesem Winter und wohl auch bei den Ski-Weltmeisterschaften in Cortina d’Ampezzo – mit oder ohne Publikum – sehr viel Freude bereiten.

Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner

Quelle: laola1.at

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