Örnsköldsvik – Im Januar dieses Jahres kam die schwedische Speedspezialistin Lisa Hörnblad beim Super-G in Cortina d’Ampezzo schwer zu Sturz. Dabei zog sie sich einen Totalschaden im Knie zu. Sie blickt auf eine etwas andere Reha zurück und will sich als Stehaufweibchen behaupten. Im Skiweltcup.TV-Interview berichtet die Angehörige des Drei-Kronen-Teams über diese Zeit. Auch kommt der Umstand, dass zwei Teamkollegen in den schnellen Disziplinen die Bretter an den berühmt-berüchtigten Nagel hängten, zur Aussprache. Doch lesen Sie selbst!
Lisa, vor kurzer Zeit durften wir berichten, dass Du nach deinem Sturz in Cortina d’Ampezzo im Januar bald wieder einsatzbereit bist. Hat dich der mehr als positive Verlauf der Rehabilitation überrascht, und bei wem möchtest du dich am meisten für die Unterstützung auf dem Weg zurück bedanken?
Ich habe meine Rehabilitation dieses Mal praktisch alleine gemacht und bin überrascht, wie gut es ohne Physiotherapeut lief. Ich war zu Beginn sehr akribisch bei allem und habe immer auf meinen Körper gehört. Ich glaube, dass gerade deswegen diese Reha so gut verlief, zumal mein Körper die ganze Zeit das Sagen hatte und ich Schmerzen und Signale nie ignoriert habe.
Ich bin meinem Arzt Erik Rönnblad mehr als nur dankbar; er war in dieser Zeit mein Fels in der Brandung und hat alles für mich getan. Seit meiner vergangenen Rehabilitation hatte ich viel Vertrauen in Mediziner verloren, aber bei Erik war es das komplette Gegenteil. Ich habe ihm wirklich vertraut. Das ist sowohl für den Kopf als auch für den Körper wichtig.
Natürlich möchte ich auch meiner Familie und meinen Freunden danken, ohne die ich es nie wieder geschafft hätte.
Würdest du einer jungen, talentierten, aber noch unentschlossenen Athletin raten, den gleichen Weg einzuschlagen, oder können der Kampf um Hundertstelsekunden und der Stress im Training und im Rennen manchmal sehr belastend sein?
Schwere Frage. Wenn du mich am 30. Januar 2022 gefragt hättest, würde ich niemandem raten, mit dem Skifahren anzufangen. (lacht)
Spaß beiseite, ich liebe den Sport, und wenn alles gut läuft, ist Skifahren die beste Sache der Welt. Aber Skirennen sind hart; aber das ist es auch, was es so cool macht. Es ist eine Herausforderung, und man muss mutig sein und hart kämpfen. Und ich liebe (natürlich) Herausforderungen und gehe gerne an meine Grenzen. Der ganze Prozess des Nachdenkens, des Ausprobierens, des erneuten Testens, des Analysierens und das anschließende Erkennen der Verbesserungen ist eine tolle Sache.
Aber natürlich habe ich mich gefragt, ob es sich gelohnt, meinen Körper nach vielen Jahren der Verletzungen für den Sport zu opfern. Ich hatte Pech mit vielen Verletzungen, aber ich glaube definitiv nicht, dass der Skirennsport etwas für Jeden ist. Man muss bereit sein, auf Dinge zu verzichten. Aber an alle jungen Leute da draußen möchte ich sagen: Habt weiterhin Spaß auf den Skiern und konzentriert euch darauf und nicht auf das, was ihr in fünf Jahren machen werdet. Macht das, was euch im Moment glücklich macht!
Das schwedische Speed-Team der Männer sieht nach den Rücktritten von Alexander Köll und Olle Sundin etwas mager aus. Macht dich dieser Umstand als Teamkollegin traurig, oder wird diese Lücke bald durch einige gute junge Athleten, die noch im Europacup antreten, geschlossen?
Das macht mich natürlich sehr traurig! Das Karriere-Ende von Alexander und Olle ist ein großer Verlust für unseren Verband, denn es dauert seine Zeit, bis man in den Speeddisziplinen an die Spitze kommt. Daher denke ich, dass es Jahre dauern wird, bis wir einen neuen Mann auf dem Europacup-Speed-Podest haben werden. Hoffentlich liege ich falsch. Es ist traurig, dass in Schweden gerade jetzt so viele aufhören.
Das lässt einen Blick in die nicht allzu ferne Zukunft zu: Ist es, nachdem du unmittelbar vor den Olympischen Winterspielen in China verletzungsbedingt die weiße Fahne schwenken musstest, falsch zu sagen, dass die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Frankreich dein nächste große Ziel ist und dass du da uns alle mehr als nur positiv überraschen willst?
Ja, es ist meine Zielsetzung, bei den alpinen Ski-Welttitelkämpfen in der bevorstehenden Saison an den Start zu gehen. Der Zustand meines Knies wird darüber Aufschluss geben, ob ich in Lake Louise oder später mein Comeback feiere. Im Februar werde ich sicher wieder einsatzbereit sein. Aber ich bin auch bescheiden bei der ganzen Sache. Ich werde auf mein verletztes Knie achten, und nichts überstürzen. Das Einzige, was ich sicher weiß, ist, dass ich jeden Tag mein Bestes geben werde, um im Februar auf französischem Schnee dabei zu sein.
Bericht und Interview für Skiweltcup.TV: Andreas Raffeiner
Der Herren Ski Weltcup Kalender der Saison 2022/23
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