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Marco Odermatt holt nach zwölf Jahren wieder die große Kristallkugel in die Schweiz

Marco Odermatt holt nach zwölf Jahren wieder die große Kristallkugel in die Schweiz

Marco Odermatt holt nach zwölf Jahren wieder die große Kristallkugel in die Schweiz

Courchevel/Méribel – Auch wenn die Schweiz vor zwei Jahren die österreichische Dominanz rund um den Nationenwertung unterbrach, musste sie zwölf Jahre warten, ehe nach Carlo Janka mit Marco Odermatt wieder ein Mann die große Kristallkugel für sich entschied. Der junge Eidgenosse, der authentisch und stets mit sich im Reinen ist, weist alle Charaktereigenschaften auf, die einen Spitzenathleten ausmachen.

Odermatt hat viele positive Seiten. Alle aufzuzählen würde den Platz für dieses kleine Porträt wohl um ein Vielfaches sprengen. Auf alle Fälle kann er in den entscheidenden Momenten das Maximum aus sich herausholen. Wir erinnern uns beispielsweise an das Rennen in Wengen, wo er mit wenig oder kaum Training das Bestmöglichste schaffte. Er weiß, was er kann und das macht er sehr gut. Auf der Strecke gibt er stets und allezeit die richtigen Antworten.

Mit seinen 24 Jahren ist der Swiss-Ski-Athlet sportlich und menschlich schon heute ein Vorbild für viele junge Menschen. Er weiß aber auch, dass er noch Potential zur Verbesserung finden kann.  Er benötigt nicht mehr viel, um perfekt zu sein. Er ist, auch wenn der Kalender im Weltcup erstmals ausgeglichen war, in drei Disziplinen erfolgreich und kann immer wieder unter die besten Drei fahren. Im Riesentorlauf hat er die kleine Kristallkugel gewonnen und auch in den Speeddisziplinen punktet er durch seine Konstanz.

Wenn man den Nidwaldner auf den Skiern zuschaut, glaubt man, dass er die Leichtigkeit des Fahrens wie kein Anderer intus hat. Was früher ein Hermann Maier oder ein Marcel Hirscher mit viel Einsatz, Akribie und Kampfeswillen zeigten, scheint bei Odermatt in spielerischer Manier von der Hand zu gehen. Er macht natürlich auch Fehler, aber er versucht daraus zu lernen, eine Analyse zu machen und ihn nicht mehr zu wiederholen. Trotzdem ist er Mensch geblieben, nicht abgehoben und nicht selbstverliebt. Er weiß auch, dass sich die besten Skirennläufer der Welt auf einem schmalen Grat bewegen. Erfolg und Misserfolg können oft eng beieinander liegen. Oft sind es Hundertstelsekunden, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Dessen ungeachtet weiß der Schweizer, dass sein Talent und seine Errungenschaften alles andere als selbstverständlich sind.

Dass Spitzensportler auch im alpinen Skirennsport sensibel sein können, ist nichts Neues. Rückschläge gehören zum Reifeprozess dazu. Man muss nur an Mikaela Shiffrin aus den USA denken, die bei den Olympischen Winterspielen ohne Medaille blieb und dennoch nicht zerbrach. Die letzten Siege wie etwa heute in der Abfahrt auf französischem Schnee zeigen, dass sie auch mit Niederlagen zurechtkommt und dass das Leben kein Wunschkonzert ist.  Odermatt ist auch ein ruhiger, besonnener Mann, beinahe schon stoisch in der Art. Der Gewinn der großen Kristallkugel ist der erste Teil seiner sportlichen Reifeprüfung. Weitere können sicher folgen.

Als er vor vier Jahren vor heimischer Kulisse in Davos fünf Junioren-WM-Goldmedaillen holte, ahnten gar einige, dass im Swiss-Ski-Lager ein besonderes Talent aufkreuzen und eines Tages das Weltcupgeschehen dominieren würde. Doch der Blick in die Vergangenheit reicht aus, um zu wissen, dass nicht jeder Juniorenweltmeister im Ski Weltcup Fuß fassen konnte. Einige sind an ihren eigenen Erwartungen gescheitert, andere wurden von Hoffnungsträgern zu Platzfahrern, denen der ganz große Wurf nie gegönnt war.

Odermatt verstand es, mit dem Druck und den Erwartungen umzugehen. Er freute sich über die Erfolge und setzte einen Schritt nach den anderen, abgebrüht wie ein Vollprofi, konsequent und dennoch geerdet und kumpelhaft. Dass er ein intaktes Umfeld hat, ist ihm wichtig. So kann er sich auf die Menschen, die ihm wichtig sind, verlassen. Er will der Marco bleiben, auch wenn sich aufgrund der Leistungsdichte in der eidgenössischen Herren-Nationalmannschaft alle zu Höchstleistungen pushen.

Mit Vertrauen und einer Prise Authentizität kann er punkten, auf und abseits der Strecke. Ein gesunder Mix aus Bodenständigkeit und Professionalität sind die Zutaten zum Erfolg. Dass die Unternehmen ihn als Werbegesicht und Sympathieträger in Personalunion bereits für sich entdeckt haben, ist ein Zeichen, dass dieser Erfolg nicht von irgendwoher kommt, sondern eine Quintessenz jahrerlanger harten Knochenarbeit darstellt.

Der Herren Ski Weltcup Kalender der Saison 2021/22  

Der Damen Ski Weltcup Kalender der Saison 2021/22  

Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner

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