An diesem Wochenende starten die Slalom-Cracks in Levi in die neue Ski Weltcup Saison. Im Interview äussert sich Daniel Yule vor seinem ersten Saisoneinsatz unter anderem zu den gestiegenen Erwartungen an seine Person.
Nach deinem Weltcupsieg in Madonna di Campiglio sagtest du, von so etwas hättest du nicht einmal zu träumen gewagt. Ausgeprägte Bescheidenheit oder trautest du dir das nicht zu?
Daniel Yule: Wenn einer jung ist und gerne Ski fährt, kann keiner realistisch erwarten, einmal Weltcupsieger zu sein. Das wäre vermessen. Ich wollte damit nur ausdrücken, dass es für mich ein Wahnsinn war, was dort passiert ist.
Ende Saison warst du Dritter der Weltcup-Wertung, punktgleich mit dem Zweiten Clément Noël. Nach dem Rücktritt von Marcel Hirscher steigst du quasi als Co-Leader in die neue Saison – aus dieser Optik eine fast utopische Vorstellung?
Sicher. Denn ich sehe mich nicht als Nummer 1. Auf der Piste fängt die Zeitmessung für alle bei null an, für die Nummer 1, die Nummer 10 oder Nummer 30. Was du im vorangegangenen Jahr erreicht hast, zählt nicht mehr, ausser für die Zuteilung der Startnummern. Aber ich arbeitete sehr hart, dass es weitergeht wie letztes Jahr – hoffentlich.
Du hast dich Jahr für Jahr gesteigert, jede Saison 50 bis 100 Punkte mehr als die vorhergehende. Du giltst als ernsthafter Mitfavorit auf die Kristallkugel – eine Belastung oder zusätzlicher Schub?
Das gibt Motivation. Aber man darf nicht an die Kugel denken, sondern muss Rennen für Rennen nehmen. Das ist zwar eine Klischee-Antwort. Aber solche Klischees haben einen Grund. Wer sich nicht auf jedes einzelne Rennen konzentriert, wird die Kugel nie gewinnen. Und wenn ich die Zeit bis Mitte Januar verschlafe, ist sie sowieso weg. Ich muss zwölfmal top vorbereitet an den Start gehen. Wenn man zu viel denkt, ist die Gefahr gross, dass man vergisst, Ski zu fahren.
Was war in der Vorbereitung anders als im Vorjahr?
Wir konnten nicht nach Neuseeland reisen, weil dort Schneemangel herrschte. Dafür haben wir von guten Verhältnissen in Saas-Fee und Zermatt profitiert. Aber ich bin kein Trainings-Weltmeister. Je näher der Saisonstart heranrückt, desto ungeduldiger werde ich. Ich trainiere, um Rennen zu fahren, weil ich den Wettkampf liebe. Nicht aus Spass am Trainieren.
Seit je galt die Schweiz als Speed-Nation. Inzwischen haben die Slalomfahrer gleichgezogen. Was ist das Geheimnis dieser Slalom-Hausse?
In unserem Slalom-Team gibt es eine gute Dynamik. Wir kennen uns seit Jahren, mit Luca (Aerni, die Red.) fahre ich zum Beispiel schon über zehn Jahre zusammen. Wir pushen uns gegenseitig. Ich gebe gerne zu, dass ich ohne Ramon (Zehnhäusern, die Red.) kein so guter Rennfahrer wäre. Wenn ich im Training eine Sekunde kassiere, stachelt mich das an, Lösungen zu finden, um schneller zu werden. So entsteht positive Dynamik.
Hinweis: Das komplette Interview mit Daniel Yule lesen Sie in der kommenden Ausgabe des Verbandsmagazins «Snowactive». Der 26-Jährige spricht darin unter anderem auch über seine neue Aufgabe als FIS-Athletenvertreter.
Quelle: Swiss-Ski.ch
Richard Hegglin/ree