Preßburg/Prag – Während die Slowaken die Erfolge ihrer Skirennläuferin Petra Vlhová genießen, sind die tschechischen Nachbarn stolz auf Ester Ledecká. Letztere hat in diesem Winter ihren ersten Super-G im Ski Weltcup gewonnen und ist überdies natürlich auch mit dem Snowboard höchst erfolgreich. Ledecká will die Fahrten auf einem Brett nicht aufgeben. Wenn es ihr Programm zulässt, will sie aber auch im Weltcup mit Vlhová und Mikaela Shiffrin auf Augenhöhe konkurrieren.
Auch wenn die Tschechische Republik und die Slowakei einst einen Staat bildeten, gibt Ledecká, 2018 im Super-G Olympiasiegerin, zu, dass ihr Shiffrin näher steht als Vlhová. Nicht nur der Skiausrüster verbindet die beiden. Als sich die Tschechin einer Operation unterziehen musste, war Shiffrins Vater Jeff als Anästhesist beteiligt. „Er war ein toller Kerl“, erinnert sich Ledecká, „Als ich nach der Operation in Copper Mountain aus dem Krankenhaus entlassen wurde, besuchte er mich nach der OP zuhause, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung war. Er war ein unglaublich fröhlicher und freundlicher Mann.“
Ende Januar 2020 traf sie ihn zum letzten Mal beim Rennen in Bansko. Sie wollte ihn ihrer Mutter vorstellen. Mutter Ledecká wollte Shiffrins Vater danken, wie sensationell er sich in Amerika um die Tochter kümmerte. Kurze Zeit später verstarb er bei einem Haushaltsunfall. Das war nicht für die Tschechin ein sehr trauriger Augenblick. Sie findet es gut, dass die US-Amerikanerin wieder Rennen bestreitet, und so auch wieder auf andere Gedanken kommt. Ohne sie wäre der Weltcupzirkus gewiss ein anderer. Sie ist eine erstaunliche Skirennläuferin.
Sportler haben es in der gegenwärtigen Corona-Pandemie alles andere als leicht. Sie leben in einer Blase, testen und fahren ohne Fans. Die wirtschaftliche Lage ist angespannt, und somit müssen sie auf jeden Euro achten. Jeden Monat gibt Ledecká 45.000 Euro für das Team aus, um ihren Traum zu leben. Trotzdem hofft sie, dass sie weiterhin auf ihre Sponsoren zählen kann. Diese Partner verstehen es, ihre Marke mit dem Namen der Tschechin zu verknüpfen. Wenn sie erfolglos wäre, würde das Ganze nicht klappen. Sie spart Geld und investiert in schlimmeren Zeiten. Denn als Skirennläuferin hat man nicht den Komfort wie ein Fußballer, der rundum von seinem Verein versorgt wird.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: sport.aktuality.sk