Die Zusammenarbeit von Marcel Hirscher und Atomic war immer eine Symbiose der besonderen Art. Der Salzburger tüftelte bei jeder Trainingseinheit und perfektioniert den Skisport. Der Ausrüster aus Altenmarkt hatte immer ein offenes Ohr für die Vorgaben des achtfachen Gesamtweltcupsiegers, und versuchte alle Verbesserungsvorschläge in die Realität umzusetzen. Wenn es sein musste, legten die Arbeiter bei Atomic auch am Wochenende eine Extraschicht ein, damit die gewünschten Änderungen am Setup durchgeführt werden konnten. Nach der Vertragsverlängerung vor Beginn der letzten Saison betonte Atomic Rennchef Christian Höflehner: „Es sieht danach aus, als wüssten beide Seiten, was sie aneinander haben.“
Am Mittwochabend scheint der Tag gekommen zu sein, an dem Marcel Hirscher seinen Rücktritt vom Skirennsport erklären wird, und so auch die aktive Zusammenarbeit mit Atomic ein Ende findet. Höflehner weiß, nach einem Gespräch mit Hirscher, bereits aus erster Hand wie er sich entschieden hat. „Wenn er weitermacht, ist das super. Wenn nicht, kann man sich natürlich ausrechnen, was das für uns heißt. Natürlich ist das für eine Skifirma, die so einen Athleten unter Vertrag hat, eine Riesengeschichte. Er hat unglaublich viel geleistet, und deshalb gehört ihm unabhängig von allem und auch ohne Ausblick auf die nächsten Rennen einmal ‚Danke‘ gesagt. Marcel hat den Skisport insgesamt auf einen höheren Level gebracht“, erklärte sich Höflehner am Montag gegenüber der Austria Presse Agentur (APA).
Der Tüftler aus Annaberg war und ist im Skisport ein Perfektionist, der sich im Ski Weltcup ein Team aufbaute, welches hundertprozentig hinter ihm stand, und gemeinsam mit ihm Jahr für Jahr einen Schritt nach vorne machte. Stillstand heißt Rückschritt, dieses Motto trifft wohl auf keinen anderen Skirennläufer eher zu als auf Marcel Hirscher.
Der Doppel-Olympiasieger forderte von seinen „Entourage“ alles dem Erfolg unterzuordnen, zahlte diesen Einsatz und das ihm entgegengebrachte Vertrauen, jedoch bei jedem Rennen zurück. Trotz der vielen Erfolge sonnte sich der heute 30-Jährige nie in Selbstzufriedenheit.
Sein Freund und Dauerkonkurrent Felix Neureuther wünschte sich vor ein paar Jahren, dass Marcel Hirscher lieber Schachspieler geworden wäre, und so für ihn der Weg frei gewesen wäre um mehr Rennen gewinnen zu können.
Blickt man heute auf die Karriere von Marcel Hirscher zurück, war er ein Großmeister auf Skier, der sich Zug um Zug immer weiter verbesserte. Viele wollten an seinem Thron rütteln, matt setzen konnte ihn aber keiner.
Wenn Marcel Hirscher am Mittwochabend seinen Rücktritt erklärt, hat Höflehner und Atomic mit Mikaela Shiffrin immer noch die weltbeste Skirennläuferin, sowie mit Marco Schwarz und Manuel Feller die möglichen Nachfolger von Marcel Hirscher, unter Vertrag.
Für die Pressekonferenz am Mittwoch, im Salzburger Gusswerk, haben sich über 200 Pressevertreter akkreditiert. Darunter auch CNN, BBC und die „New York Times“. Das Medienspektakel wird ab 20.15 Uhr live auf ORF 2 und Servus TV (auch in Deutschland empfangbar) übertragen. Die Veranstaltung wird von Ex-Skirennläufer Marco Büchel moderiert.