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US-Supertalent River Radamus im FIS-Ski-Interview

US-Supertalent River Radamus im FIS-Ski-Interview
US-Supertalent River Radamus im FIS-Ski-Interview

Vail – Der US-Amerikaner River Radamus ist zweifelsohne ein Skitalent im Ausmaß einer Mikaela Shiffrin. Bereits mit 16 Jahren gewann er drei Medaillen im Rahmen der Olympischen Winterspiele der Jugend in Lillehammer. Erste Weltcuppunkte gab es im Dezember 2018, als er auf der Gran Risa in Alta Badia/Hochabtei 24. wurde.

„Ein Stern ist geboren“ ist auch der Titel deiner Skikarriere. Du hast bereits mit 16 Jahren einen Rekord mit 3 Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen der Jugend gebrochen. Was bedeutete das für dich?

Die Olympischen Jugendspiele waren definitiv meine Party. Es waren meine ersten Eindrücke von internationalen Wettbewerben und ein großer Erfolg. Es war das erste Mal, dass ich selbst glaubte, ich könnte als Skifahrer erfolgreich werden. Es war eine ganz besondere Zeit, neben den Medaillen habe ich auch Freunde und Erinnerungen für mein ganzes Leben gewonnen. Darum freue ich mich auch für die nächste Generation, wenn die Nachwuchsathleten in Lausanne 2020 die gleiche Chance bekommen.

So viele Erfolge in dieser frühen Phase deiner Karriere zu haben, ist definitiv ein guter Ausgangspunkt, kann aber auch ein Nachteil sein, weil du unter Druck stehst. War dies bei dir der Fall? Wie bist du mit diesem potenziellen Druck umgegangen?

Ehrlich gesagt, habe ich keinen großen externen Leistungsdruck. Ich bin mir sicher, dass einige angesichts meiner bisherigen Erfolge Erwartungen an mich haben, aber ich belaste mich nicht damit. Viele Rennläufer haben in jungen Jahren noch mehr erreicht als ich und konnten es nicht umsetzten. Viele Andere waren weniger erfolgreich und habe dann eine enorme Karriere hingelegt. Ich glaube nicht, dass die Leistung in der Vergangenheit etwas aussagen, über die zukünftigen Erfolge. Ich muss meinen eigenen Weg gehen, damit ich dahin komme, wohin ich will. Das geht nur, wenn ich mich kontinuierlich verbessere.

Als Kind hast Du alle Birds of Prey-Plakate gesammelt. Plötzlich warst du im letzten Jahr auf dem Cover des Birds of Prey-Posters. Was dachtest du, als du herausfandest, dass du das Gesicht der Veranstaltung sein würdest?

Es war wirklich cool, mich auf dem Plakat zu sehen. Wie Sie sagten, habe ich diese Plakate damals gesammelt. Ich hatte die Plakate von Top-Athleten wie Andrew Weibrecht und Steve Nyman an meiner Wand hängen, und zu diesen Leuten schaute ich auf. Es ist schon ein cooles Gefühl, dass ich jetzt der Typ bin, der die nächste Generation inspirieren soll.

Wer ist für dich der inspirierendste Athlet und warum?

Als amerikanischer Skifahrer gibt es keine größere Inspiration als Bode Miller. Ich denke, unser Team ist auch heute noch stolz auf ihn. Er machte Sachen, die sonst keiner fertigbrachte. Er hatte seinen eigenen Still und war nie angepasst. Er hat seine eigene Technik und die erzielten Erfolge sprechen für sich.

Ted Ligety hat deinen Skistil entscheidend beeinflusst und jetzt hast du die Möglichkeit, mit ihm zu trainieren und seine Geheimnisse zu entdecken. Was sind die wichtigsten Lektionen, die du von ihm gelernt hast?

Haha, wenn ich Ihnen seine Geheimnisse erzähle, dann wären es keine Geheimnisse mehr. Im Ernst, Ted geht mit gutem Beispiel voran. Wenn er den Hang betritt, gibt es eine Aura der Professionalität, die Sie fühlen können. Er nimmt sein Geschäft so ernst, dass man sich da immer eine Scheibe abschneiden kann. Alleine seine Anwesenheit erhöht die professionelle Einstellung aller Athleten.

Wie wichtig ist dir dein Team?

Das Team ist für mich entscheidend. Mein Team ist der Grund, warum ich heute dort bin, wo ich bin. Unsere Crew ist wirklich eng miteinander verbunden. Wir pushen uns gegenseitig, haben aber auch einen guten Zusammenhalt, abseits des Berges. Einer für Alle, Alle für Einen. Ich denke, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, haben wir alle die Möglichkeit erfolgreich zu sein. Es ist wichtig, dass wir nachhaltig im Team arbeiten, damit wir uns über Jahre hinweg weiterentwickeln.

Zurzeit stehen bei Dir die technischen Disziplinen im Vordergrund. Willst Du demnächst auch in Abfahrt und Super-G an den Start gehen?  

Natürlich möchte ich eines Tages auch ein Speed-Rennläufer sein. Es ist ein großer Traum von mir, gegen die Großen in Kitz und Wengen anzutreten. Gleichzeitig sehe ich aber auch, wie viel Arbeit man investieren muss um dorthin zu gelangen. In der Abfahrt ist die Erfahrung unheimlich wichtig, um erfolgreich zu sein. Im Ski Weltcup werde ich mich zunächst auf die technischen Disziplinen konzentrieren. Wenn es die Zeit erlaubt, und es sinnvoll ist, möchte ich aber auch weitere Erfahrungen auf der Speed-Seite sammeln.

Letztes Jahr war dein erstes Jahr im Ski Weltcup. Was magst du am meisten daran, weit weg von zu Hause zu sein und ständig zu reisen?

Es ist definitiv schwer, so lange unterwegs zu sein. Aber unser Sport fordert das von uns, und so war ich im im vergangenen Jahr weniger als 30 Tage zu Hause. Trotzdem bin ich glücklich, dass ich die Möglichkeit habe dieses Leben zu führen. Ich habe meinen Traumberuf und kann dadurch viele schöne Orte kennenlernen. Zwar ist man die meiste Zeit mit seinem Sport beschäftig, aber es bleibt auch Zeit die Schönheit der Orte zu genießen.

Welche ist deine Lieblingspiste und warum?

Besser als die Gran Risa in Alta Badia geht eigentlich nicht. Wenn man einen Riesentorlauf-Hang in einem Labor oder auf dem Computer erstellen würde, könnte man es nicht besser machen. Die Piste hat alle Variablen, die sich ein Rennläufer wünschen kann. Ich denke da an180-Grad-Kurven und Sprünge. Die Piste ist einfach in jeder Hinsicht perfekt. Vielleicht denken viele jetzt, der sagt das nur, weil er seine ersten Weltcup-Punkte in Alta Badia eingefahren hat. Ich muss aber gestehen, dass ich auf der Gran Risa zwei meiner besten Läufe meines Lebens zeigen konnte.

Du bist in einer sportlichen Familie aufgewachsen, deren Schwerpunkt auf dem alpinen Skifahren liegt. Wie wichtig ist es, eine so verständnisvolle Familie in deiner Nähe zu haben? Was sind die wichtigsten Werte, die sie dir mitgegeben hat?

Ich komme aus einer Familie von Skifahrern. Meine Eltern sind beide Rennen gefahren und haben offensichtlich eine große Leidenschaft für das Skifahren. Daher hatte ich das große Glück, in sehr jungen Jahren mit dem Sport in Berührung zu kommen. Meine Mutter und mein Vater haben mir die Leidenschaft für das Skifahren weitergegeben, mich aber nie dazu gezwungen. Sie haben mich nur unterstützt, seitdem ich diesen Traum verfolge. Sie haben mir geholfen, auf dem Boden zu bleiben und mich daran zu erinnert, dass dies letztendlich nur ein Spiel ist. Durch ihren Einfluss kann ich die Reise durch den Ski-Weltcup genießen, und ohne Druck sehen wohin sie mich führt.

Wie sieht dein Leben aus? Was für Leidenschaften hast du und wie verbringst du deine Freizeit?

Natürlich dominiert im Moment das Skifahren mein Leben. Ich bin neun bis elf Monate im Jahr auf Schnee unterwegs oder im Krafttraining anzutreffen. Wenn ich frei habe, surfe ich normalerweise in Mittelamerika. Sobald die Saison zu Ende ist, ruhe ich etwa einen Monat aus und zu entspanne, bevor die Vorbereitung für die nächste Saison beginnt.

Quelle:  FIS-Ski.com

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