Salzburg – In zwei Monaten beginnt der Skiweltcupwinter 2019/20. Der Österreicher Marcel Hirscher wird wahrscheinlich nicht mehr aktiv dabei sein. Wie reagiert die Skiwelt auf diesen „Verlust“. Oftmals war es der achtfache Gesamtweltcupsieger, der für seine ÖSV-Kollegen einspringen musste und die Kastanien aus dem Feuer holte und mit einem Sieg die ganze Alpenrepublik in einen kollektiven Freudentaumel versetzte.
Am 2. März 1989 erblickte Hirscher das Licht der Welt. Schon früh zeigte sich das Talent des Skirennläufers, der von seinem Vater von klein auf betreut wurde. Auch Bruder Leon war als Athlet tätig, ehe eine Hüftkrankheit seinen Wunsch, auch Skirennläufer auf hohem Niveau zu werden, jäh beendete. Bei der Junioren-WM 2007 gab es für Marcel Hirscher in den technischen Disziplinen eine Gold- und eine Silbermedaille.
Über die Karriere müssen nicht viele Zahlen herhalten, um die Bilanz zu zeigen. 13 WM-Medaillen, drei olympische Medaillen, 67 Siege im Ski Weltcup, fünfmal österreichischer Sportler des Jahres, unzählige kleine Kristallkugeln und das Große Ehrenzeichen um die Verdienste der Republik Österreich aus der Hand des damaligen Bundeskanzlers Werner Faymann stehen nur stellvertretend für die Dominanz, die Hirscher an den Tag legte.
Die Frage nach der Nachfolge Hirschers ist berechtigt? Marco Schwarz hätte das Zeug dazu. Der Kärntner hat in Åre drei WM-Medaillen geholt. Aber im letzten Winter genügte nur ein Blick auf die Disziplinenwertungen. Da war Hirscher meilenweit voraus. Er wird eine große Lücke hinterlassen, selbst wenn die eidgenössische Skilegende Bernhard Russi einmal sagte, dass der Skisport Seriensieger á la Marcel Hirscher oder Hermann Maier braucht.
Der Skirennsport braucht Helden. Auch die wintersportverrückte rot-weiß-rote Nation benötigt sie. Bald wird auch ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel seinen Stuhl räumen. Der langjährige Sportdirektor Hans Pum trat in den Ruhestand und auch das Ende der Laufbahn Hirschers kann vielleicht kurz- bis mittelfristig ein sportpolitisches Erdbeben auslösen. Vor allem kann dies zutreffen, wenn kein potenzieller Siegläufer aus dem Schatten des Salzburgers treten wird.
Aber jammern hat noch nie jemanden genutzt, und es werden sicher neue Siegertypen den Ski Weltcup bereichern. Neue Rennläufer die sich mit ihrem Talent in das Rampenlicht drängen. Die jungen Athleten werden alles daransetzen um, nach dem wahrscheinlichen Rücktritt von Marcel Hirscher, ihre Chance zu nutzen. Eines ist jedoch sicher, Hirscher hat sich bereits zu Lebzeiten ein Denkmal im Alpinen Skirennsport gesetzt.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: kurier.at