Ljubljana-Laibach – Der slowenische Ski Weltcup Riesentorläufer Zan Kranjec hat sich zum Ziel gesetzt, bei allen Bedingungen und auf jeder Schneeart wettbewerbsfähig zu sein. Nachdem der Vierte der letztjährigen Disziplinenwertung im Juni auf der weißen Grundlage arbeitete und nun wieder an seiner Fitness arbeitet, fand er sich mit dem „Schicksal“ ab, dass es in diesem Jahr coronabedingt nur Schneetrainings in Europa geben wird. Kranjec betont aber, dass der große Österreicher Marcel Hirscher auch nie in Südamerika war.
Derzeit geht der Slowene so vor, als ob alles nach Plan verlaufen und dass Ende Oktober in Sölden das erste Rennen anstehen wird. Coronabedingt ist dieses Jahr anders. Im letzten Winter fehlten ihm als Vierter in der Disziplinenwertung nur 40 Punkte auf die kleine Kristallkugel. Doch der Athlet sieht in den verpassten Zählern eine Motivation. Überhaupt beklagt er sich nicht, was verpasste Gelegenheiten betrifft. Der 27-Jährige hat weitergemacht und weiß, dass er hie und da wichtige Punkte liegenließ.
Es ist immer möglich, besser zu werden. Er gibt unverhohlen zu, dass er bei mehreren Rennen nicht alles aus sich herausgeholt hat. Skifahren ist eine Sportart, wo man nach dem Rennen selten sagt, alles Maximale erreicht zu haben. Es gibt immer Reserven. Und diese motivieren ihn und treiben ihn an. Dessen ungeachtet weiß Kranjec, dass er doch meistens auf höchstem Niveau gefahren ist. Der Skirennläufer aus Bukovica bei Vodice trug während der Saison fast immer das rote Leibchen des in der Disziplinenwertung Führenden. Der 27-Jährige will weiterhin unter den besten Drei landen und natürlich auch die begehrte Trophäe gewinnen.
Kranjec ist der einzige slowenische Skirennläufer, der in der Geschichte des Weltcups zwei Riesentorläufe gewonnen und gleichzeitig noch viermal auf dem Podest stand. Seine Qualität und seine Konstanz wurden durch zwei vierte Ränge in der Disziplinenwertung bestätigt. Bei den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang gab es „Blech“.
Die Fitnessexperten sind sich einig und zuversichtlich, den Slowenen in punkto körperlicher Fitness anzutreiben. Der Schlüssel zu guten Ergebnissen liegt klarerweise in der Leistungseffizient. So ist es eine zentrale Herausforderung des Slowenen, die Anzahl der Läufe, bei denen der Wettbewerbsinstinkt nicht voll ausgeprägt ist, zu verringern. Zudem will man an der körperlichen Stärke und an den technischen Fähigkeiten arbeiten. Trainer Klemen Bergant betont, dass, wenn alles passt, Kranjec kaum zu schlagen sein wird.
Andersrum will man aus Kranjec einen „neuen Marcel Hirscher“ machen. Bereits in den vergangenen Jahren zeigte der Slowene sein Talent, sich an wechselnde Verhältnisse anzupassen. Es gibt jedoch immer noch Rennen, bei denen die Skier keineswegs so effizient wie normal laufen und folglich anfälliger sind. Auf jeder Strecke, auf jedem Untergrund und bei allen Wetterbedingungen möchte der 27-Jährige konkurrenzfähig sein. Der Slowene muss das richtige Setup finden, damit er seine Form überall und zu jeder Zeit unter Beweis stellen kann. Um den Erfolg zu gewährleisten, muss er vom ersten bis zum letzten Rennen im Winter auf einem hohen Niveau fahren.
Ein wichtiges Puzzleteil in diesem Ganzen wird auch die effektive Sprache mit dem Servicemann sein. Während Barnaba Greppi zur azurblauen Speedkönigin Sofia Goggia wechselte, werden Kranjec und sein Teamkollege Stefan Hadalin von Lojze Debelak betreut. Letzterer war in Schweden tätig und bringt viel Erfahrung mit. Kranjec sieht in ihm einen Mann, der sich schnell in die Mannschaft integriert. Die echte Zusammenarbeit wartet noch auf die Riesentorläufer. Kranjec überlässt die Grundlagen des Trainings noch Trainer Bergant, der sein Vertrauen genießt. Die Kommunikation ist gut, auch wenn der Athlet immer sagt, was er denkt.
Anders als in den letzten Jahren, als Kranjec die meisten Pistenkilometer auf südargentinischem Schnee in Ushuaia abspulte, wird er aufgrund der gegenwärtigen Schutzmaßnahmen in Bezug auf die Corona-Pandemie nur auf europäischen Gletschern arbeiten. Im Juni bereitete er sich auf dem Mölltaler Gletscher vor, und jetzt im Juli steht ein Trainingslager in der Schweiz an. Auch wenn die weiße Grundlage nicht so winterlich sein wird, das Wetter vielleicht instabil ist, geht der 27-Jährige davon aus, dass man auf den Gletschern gute Arbeit leisten kann.
Um noch einmal die Sache um Hirscher zu skizzieren: Der achtfache Gesamtweltcup Sieger fuhr nie nach Argentinien, und am Ende der Ski Weltcup Saison stand er immer vorne. Bei dieser Aussage muss der Slowene lachen.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: siol.net