Wengen – Beat Feuz und Daniel Yule sind zwei sympathische Zeitgenossen. Die beiden Schweizer sind in ihren Disziplinen eine Klasse für sich. Feuz macht die Abfahrten unsicher und Yule avanciert im Slalom zum Siegertyp. Das eidgenössische Duo will auch in Wengen die zahlreichen Schlachtenbummler zufriedenstellen.
Yule hat die letzten Torläufe in Madonna di Campiglio und in Adelboden gewonnen. Nichts spricht dagegen, dass er auch im Berner Oberland auf die höchste Stufe des Podests klettern wird. Er beendete die Negativserie am Chuenisbärgli, denn seit 2008 gab es dort keinen Swiss-Ski-Sieg mehr zu bejubeln. Nicht nur deswegen wurde in der Schweiz eine regelrechte Euphorie entfacht. Ramon Zenhäusern als Vierter und Loic Meillard als Neunter rundeten in Adelboden ein sehr gutes Mannschaftsergebnis, das nach dem ersten Durchgang noch besser ausfiel, ab.
Sportdirektor Walter Reusser ist von seinem Team angetan. Er kann sehr zufrieden sein. In den letzten Jahren sorgten nämlich nur Feuz und Lara Gut für konstant gute Resultate, aber jetzt rücken auch andere nach. Wendy Holdener ist trotz ihres fehlenden Sieges im Slalom gerade in dieser Disziplin längst schon angekommen. Und in der Abfahrt von Altenmarkt-Zauchensee überzeugten Corinne Suter und Michelle Gisin mit den Plätzen eins und drei.
Das Klima bei den Slalom-Herren ist sehr gut. Die Renncharaktere passen zusammen und freuen sich über die Top-Ergebnisse des jeweils anderen. Den Jungen wird Zeit gegeben und man hat auch aus Fehlern gelernt. Zu früheren Ski Weltcup Zeiten wurden Nachwuchsleute einfach ins kalte Wasser geschmissen und bevor sie richtig schwimmen konnten, fallen gelassen. Selbst wenn die jungen Athletinnen und Athleten einmal einen Schritt zurück machen oder in ihrer Entwicklung kurz stagnieren, hält man an ihnen fest, stärkt sie mental und schlägt gemeinsam einen Weg nach vorne ein.
In Wengen schauen natürlich alle auf Yule und Feuz. Im Schatten des Dreigestirns von Eiger, Mönch und Jungfrau muss die ausländische Konkurrenz einmal Feuz und Yule schlagen. Das fanatische Schweizer Publikum will das verhindern. Und in Kitzbühel wird der zuletzt verletzte, aber nichtsdestotrotz hochtalentierte Marco Odermatt wieder die Skier anschnallen. Einige andere Talente brauchen noch etwas Zeit, aber sei es, wie es ist: Wir brauchen uns über das Swiss-Ski-Team keine Sorgen machen. Und wer weiß: Vielleicht haben die Eidgenossen am Ende einer langen und kräftezehrenden, wenngleich WM- und olympialosen Saison 2019/20 sogar in der Nationenwertung – Yule und Feuz sei Dank – die Nase vorn.
Bericht für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner
Quelle: stuttgarter-nachrichten.de