Oslo – In Kürze geht die Ski Weltcup Saison zu Ende. Für die norwegische Nationalmannschaft verlief sie mit den Verletzungen von Aleksander Aamodt Kilde, Alexander Smiseth Sejersted, Lucas Braathen, Kajsa Vickhoff Lie und Atle McGrath alles andere als gut. Man muss schon etwas Ursachenforschung betreiben, um etwaige Gründe für die unglückliche Verletzungsmisere zu finden. Die (zu hohe) Geschwindigkeit, die Ausrüstung und die Vorschriften können als drei denkbare Ursachen dingfest gemacht werden. Doch der Reihe nach.
Der Winter begann mit dem Sieg von Lucas Braathen beim Eröffnungsrennen in Sölden großartig. Auch Mina Fürst Holtmann konnte sich über den fünften Platz freuen. Die Saison 2020/21 schien gut zu verlaufen, denn die Wikinger haben in mehreren Disziplinen motivierte Athletinnen und Athleten, die bei den Ski-Welttitelkämpfen in Cortina d’Ampezzo um Medaillen mitkämpfen können. Doch dann schlug die Verletzungshexe erbarmungslos zu. Das Ausmaß des Schadens, den sie hinterließ, ist enorm.
Sicher gab es in den letzten 15 bis 20 Jahren einen Anstieg von Verletzungen. Aber Atle Skaardal, der jahrelang die Damenrennen als FIS-Rennsportdirektor leitete und selbst früher im Ski Weltcup Rennen bestritt, ist beunruhigt. In dieser Saison gab es eine Debatte über die hohe Geschwindigkeit. Henrik Kristoffersen warnte als erster nach den Horrorrennen in Adelboden.
Der Skirennläufer betonte, dass es auf dem Chuenisbärgli die hässlichsten Stürze gegeben habe, die er in seiner Weltcupkarriere erlebt hatte. So soll der Weltskiverband die Regularien ändern, wenn man sichere Rennen haben will. Primär soll die Vernunft den Ton angeben. Sicher geht der Skirennsport mit dem Verletzungsrisiko Hand in Hand, aber man sollte doch versuchen, die Gefahrenquellen so gering wie möglich zu halten.
In Adelboden landeten neben den zwei norwegischen Talenten Lucas Braathen und Atle McGrath zwei andere Skirennläufer im Krankenhaus. Drei der vier Athleten mussten die Saison vorzeitig beenden. Auch die Ausrüstung stand zur Debatte. Sie hat sich in der letzten Zeit enorm weiterentwickelt. Damit ist ein höheres Tempo möglich. Die Gefahren, die sich dahinter verbergen, dürfen keinesfalls unterschätzt werden. Man muss aber auch schauen, dass weitere Impulse gesetzt werden. Das trifft dann zu, wenn die Athletinnen und Athleten keine Kontrolle mehr über die Skier haben.
Die junge Kajsa Vickhoff Lie kam beim Super-G im Fassatal böse zu Sturz. Sie ist trotz der schweren Verletzung gut gelaunt und will zuversichtlich in die Zukunft blicken. Und Kristoffersen meint, dass, wenn die FIS mehr Kurven in die Strecken bringt, sie das Tempo verringern kann und einen Großteil des Problems löst. Marcel Hirscher, die österreichische Skilegende hat, immer für eine niedrigere Geschwindigkeit im Riesentorlauf gekämpft. Für den Zuschauer wird der Unterschied kaum spürbar sein. Wenn man aber im Verlauf zu früher bis zu elf Sekunden schneller ist, muss man das Tempo kontrollieren, um eben den Schaden zu minimieren, weiß der Salzburger.
Bericht für skiweltcup.tv. Andreas Raffeiner
Quelle: vg.no