Reichenau – Im letzten Winter zeigte der junge Österreicher Adrian Pertl just bei seinem Heimrennen in Kitzbühel eine Überraschung. Erstmals konnte er sich für ein Slalom-Finale der besten 30 qualifizieren und am Ende sah dank der Laufbestzeit im zweiten Durchgang mit Platz acht ein Top-Resultat heraus. Am 8. Februar stürmte er in Chamonix auf das Podest. Wir unterhielten uns mit dem Kärntner über jenes Rennen in der Gamsstadt, seinen ersten Weltcup-Podiumsplatz, das schwere Erbe Marcel Hirschers innerhalb des rot-weiß-roten Technikerteams und vieles mehr.
Adrian, der Ski Weltcup Winter 2019/20 ging aufgrund der Corona-Pandemie früh zu Ende. Du hast alle mit der ausgezeichneten Vorstellung vor heimischer Kulisse auf dem Ganslernhang in Kitzbühel mehr als nur positiv überrascht. War der Auftritt in der Gamsstadt auch dein Highlight? Wie würdest du deinen Winter mit eigenen Worten beschreiben, und was können wir in der bevorstehenden Saison von dir erwarten?
Natürlich war Kitzbühel ein absolutes Highlight für mich. Erstmals konnte ich mich mit hoher Nummer für den zweiten Durchgang qualifizieren. Dann zauberte ich gleich die Laufbestzeit im zweiten Durchgang in den Schnee und sammelte vor heimischer Kulisse die ersten Punkte im Weltcup. Das war schon sehr, sehr cool. Aber auch der dritte Platz im Weltcup Torlauf Chamonix war ein absoluter Höhepunkt für mich.
Mit Marcel Hirscher ist der absolute Superstar im ÖSV-Team zurückgetreten. Das Jahr eins nach ihm war für die erfolgsverwöhnten Techniker nicht gerade einfach. Was muss deiner Meinung nach alles passieren, dass es im nächsten Winter besser wird oder war es vorhersehbar, dass deine Mannschaftskollegen ungewollt in ein Loch fallen würden, zumal Hirscher der Erfolgsgarant war?
Die Erfolge von Marcel Hirscher sind einzigartig und schwer erreichbar, deswegen ist es fast unmöglich diese Lücke zu schließen. Aber ich glaube, dass wir eine sehr gute und kompakte Mannschaft haben, die einiges erreichen kann.
Stichwort Corona-Krise: Derzeit ist dieses Virus tonangebend, sodass an ein normales Leben in allen Bereichen nicht zu denken ist. Was hast du in der Zeit zwischen dem verfrühten Saisonende und jetzt getan? Und welche Lehren kann der Mensch aus dieser Pandemie ziehen? Ist es an der Zeit, dass die Gesellschaft in deinen Augen solidarischer und zufriedener wird?
Für mich war es sehr schade, dass die Saison frühzeitig zu Ende ging, da ich sehr gut in Form war, aber es war unvermeidbar und die beste Entscheidung, um die Menschheit zu schützen. Für mich lag der Fokus in den vergangenen Wochen im Grundlagenausdauertraining. Aber auch die gemeinsame Zeit mit der Familie war sehr schön. Ich hoffe schon, dass wir aus dieser Situation lernen können und wichtige Erkenntnisse für die Zukunft mitnehmen.
In der nächsten Saison steht mit der alpinen Ski-Weltmeisterschaft im italienischen Cortina d’Ampezzo ein spezieller Höhepunkt auf dem Kalender. Im Jahr 2022 folgen bereits die nächsten Olympischen Winterspiele, die dieses Mal in der chinesischen Hauptstadt Peking ausgetragen werden. Schaust du auf diese Großveranstaltungen oder denkst du primär von Rennen zu Rennen und willst von Anfang an dein Leistungspotenzial abrufen, unabhängig ob du ins WM- oder Olympiaaufgebot aufgenommen wirst oder nicht?
Natürlich ist für jeden Sportler Olympia oder eine WM das große Ziel. Aber für mich steht jetzt die erste volle Weltcupsaison vor der Tür. Deshalb denke ich noch nicht zu weit voraus, sondern schaue von Rennen zu Rennen und hoffe ähnliche Ergebnisse wie im letzten Winter einzufahren.
Bericht und Interview für skiweltcup.tv: Andreas Raffeiner